Die Stimmung in der Eurozone hat sich im August markant verschlechtert
Darin spiegelt sich sowohl die Sorge um die US-Wirtschaft als auch die Unsicherheit zur Europa-Krise wider. Festzustellen ist in beiden Fällen: Die Lage seitens der Befragten wird besser eingestuft als deren Erwartungen. Es ist die berühmte Angst vor der Zukunft, die insbesondere in Deutschland ausgeprägter ist.
Die deutsche Stimmung hatte zuvor eine einmalige Spitze erreicht. Entsprechend schnell verlief die Wende. Spätestens im Oktober/November dürfte dieser Stimmungsindikator den langfristigen Durchschnitt unterschritten haben und sich dem Tief von 2002/2003 (90-100 Punkte) annähern. Die absoluten Tiefstwerte wurden vom Terrorakt in New York, dem Irak-Krieg und „Lehman“ erreicht. Ähnliche Tiefs sind zurzeit nicht zu erwarten, denn die Eurokrise allein kann diese Wirkung mit ziemlicher Sicherheit nicht mehr auslösen, wenngleich sie die aktuell wichtigste Thematik liefert. Nur eine Bankenkrise 2.0 könnte die Stimmung noch einmal unter 85 drücken. Aber:
Der Marktwert aller Euro-Staatsanleihen hat sich inzwischen um rd. 450 Mrd. € reduziert. Nur der Marktwert der deutschen Bundesanleihen hat um rund 180 Mrd. € zugelegt, weil es ein Safe Haven wurde. Eine halbe Billionen Euro sind effektiv verloren und nur wenige Anleihen dieser Art werden jemals wieder ihren Nominalwert erreichen. Dieser Verlust ist in den Bilanzen aller Gläubiger weitgehend berücksichtigt, entweder über Wertberichtigungen oder Verkäufe. Zum 31.12 werden alle Banken ihre Bestände auf den reduzierten Marktwert abschreiben müssen. Erst dann ist der tatsächliche Verlust weitgehend verarbeitet. Ob in der Finanzierung dieser Verluste noch Risiken stecken, wird noch zu diskutieren sein. Deutsche Banken gehören nicht dazu, aber diejenigen anderer Länder werden sehr wohl ihr Eigenkapital verstärken müssen. Diese Annahme ist der Grund, dass es permanent Gerede über Liquiditätsnöte einiger Banken in Europa gibt. Ferner:
Neue richtungweisende Daten zur realen Wirtschaft werden erst ab Oktober vorliegen. Denn der Augustcrash wird zwar in den Daten für August und September sichtbar, aber erst mit den statistischen Belegen im Oktober dokumentiert werden. In dieser Zeitspanne hängt die Börse „in der Luft“, sowohl markttechnisch als auch fundamental. Einzige Orientierung bleiben derzeit die Erfahrungswerte:
Der DAX ist so billig wie zu allen absoluten Krisen-Tiefstwerten der letzten Jahre. Die Gewinnschätzungen für den DAX liegen nach dem letzten Konsens über 800 € je Aktie. Die zwei Grafiken zeigen es (Quelle FAZ). Daraus leitet sich ab:
Ist die Gewinnbewertung eine brauchbare Ausgangslage oder sind die Gewinnschätzungen deutlich zu reduzieren? Wir sind sicher, dass die Gewinnschätzungen von über 800 € zu hoch sein werden. Eine Korrektur auf 700/720 erscheint per 2012 realistisch. Dann würde sich das KGV von aktuell 7 auf 7,7 oder maximal 8 erhöhen und wäre immer noch das Tiefste der letzten Jahrzehnte. Worin könnte ein weiterer Fehler liegen? Der DAX preist mit den aktuellen Kursen eine Rezession ein, die derjenigen nach der Finanzkrise entspricht. Das ist mit Sicherheit eine Übertreibung, siehe Seite 1. Mithin:
Die Bildung eines Gleichgewichtspreises in der DAX-Familie benötigt einige Wochen. Daran ist nichts zu ändern. In diesem Falle werden die reduzierten oder korrigierten Perspektiven der Firmen schrittweise eingepreist. Zu bedauern ist hierbei lediglich: Die Entscheidung über Investments treffen die internationalen Investoren in London, New York oder Zürich, aber nicht in Frankfurt. Sie waren diejenigen, die ab März 2009 die gesamte Markterholung getragen haben. Sie waren aber auch die größten Verkäufer im jüngsten Einbruch ab 1. August. War es der Schlussverkauf?