Die jüngsten Marktturbulenzen haben Risikoparitätsfonds gehörig durcheinandergewirbelt

Hans A. Bernecker Börsenbriefe GmbH
Veröffentlicht von Hans A. Bernecker Börsenbriefe GmbH am 21.10.2015
Dies ist eine exklusive Leseprobe von:

Aktionärsbrief

Worum geht es bei solchen Fonds? Grundlage des „Risk Parity“-Ansatzes ist, dass alle Anlageklassen auf lange Sicht die gleiche risikoadjustierte Rendite erwirtschaften. Riskante Anlagen weisen - naturgemäß - ein höheres Risiko auf, aber funktioniert das Investment, wirft es auch eine überdurchschnittlich hohe Rendite ab. Das höhere Risiko wird also mit einer höheren zu erwartenden Rendite abgegolten. Riskantere Anlagen benötigen in einem Risikoparitätsportfolio also einen geringeren Anteil, um einen entsprechenden Anteil zur Gesamtrendite des Portfolios beizusteuern. Risikoärmere Investitionen können somit einen höheren Anteil im Portfolio einnehmen. Ziel des Risk-Parity-Ansatzes ist, durch die Diversifi kation über mehrere Assetklassen höhere risikoadjustierte Renditen zu erzielen als mit Portfolios, in denen das Kapital einfach nur zu gleichen Anteilen über die verschiedenen Anlageklassen gestreut wird. Weniger volatile (also weniger riskante) Anlageklassen können also bei gleicher risikoadjustierter Rendite übergewichtet werden. Ziel ist es, auf diese Weise die Wertentwicklung des Portfolios zu glätten. Auf diese Weise soll das Portfolio aktienähnliche Renditen abwerfen, in Krisen aber eine ähnliche Stabilität bieten wie Anleihen.


Risk-Parity-Strategien werden immer populärer. Weltweit werden schätzungsweise bis zu 600 Mrd.$ nach Risikoparitätsgrundsätzen investiert und verwaltet. Zählt man noch Spezialfonds bei Pensionsfonds und Versicherungen sowie Hebelkonstruktionen hinzu, so könnte laut USAssetmanager Alliance Bernstein das gesamte Anlagevolumen in dieser Strategie weltweit sogar 1,4 Billionen US-$ betragen.

Es gibt eine Vielzahl von Publikumsfonds, die ihr Kapital nach diesem Grundsatz anlegen. Auch wenn der grundsätzliche Ansatz identisch ist, unterscheiden sich diese Fonds z. T. massiv voneinander, weil sie auf unterschiedlichen Risikokennziffern und Risikoprofilen basieren. So investieren die einen Fondsmanager nur in AAA-Staatsanleihen, während andere auch Bonds aus den Emerging Markets oder High-Yield-Bonds kaufen.

Die Marktturbulenzen der vergangenen Wochen haben aber auch die Achillesferse der Risk- Parity-Fonds offengelegt. Da weltweit den Märkten Kapital entzogen wurde, fi elen die Kurse von Aktien, Anleihen und Rohstoffen gleichzeitig. Das heißt, die Korrelation der einzelnen Assetklassen untereinander nahm zu. Das aber machte den Vorteil der Risikodiversifi kation zunichte.

Das Hamburger Analysehaus Absolute Research hat die Performance der Risk-Parity-Fonds unter die Lupe genommen. Die meisten von ihnen mussten in den vergangenen Wochen deutliche Verluste hinnehmen. Aber auch hier gab es Kandidaten, die mit den schwierigen Bedingungen besser umgehen konnten als andere.

Wie z. B. der GAM Star Barclays Diversified Alternatives (ISIN IE00B4MP9036). Der Fonds musste in den vergangenen sechs Monaten einen Wertverlust von 5 % hinnehmen. Auf Sicht von 12 Monaten gab es dagegen eine positive Performance von 7,2 % bei einem Risiko von 1,6 % (gemessen an der Standardabweichung). Das „Sharpe-Ratio“ (Qualitätskennziffer, die die Rendite einer Investition in Abhängigkeit zu ihrem Risiko abbildet.) Je höher der Wert, desto besser, lag für diesen Zeitraum bei 1,28 und damit auf dem höchsten Wert aller untersuchter Risk-Parity-Fonds. Auf Sicht von drei Jahren lag die durchschnittliche Rendite bei 4,1 % p. a., während die Sharpe- Ratio immerhin noch bei 0,97 lag.

Gemessen am Dreijahreszeitraum war nur der NN L First Class Multi Asset (LU0809674202) besser. Hier lag die durchschnittliche jährliche Rendite bei 5,8 % bei einer Sharpe-Ratio von hervorragenden 1,25. Auch die risikoadjustierte Performance lag mit 2,52 % noch etwas höher als beim GAM Star Barclays Diversifi ed Alternatives mit 2,26 %. Dieser wies allerdings mit einem Wert von 0,23 die niedrigste Aktienkorrelation auf, während diese beim NN L First Class Multi Asset mit 0,5 mehr als doppelt so hoch war.

Das Schlusslicht der untersuchten Risk-Parity-Fonds war dagegen der französische YCAP Equilibrium. Der Fonds wies im Zeitraum von 12 Monaten einen Wertverlust von über 11 % auf, während er auf Sicht der letzten drei Jahre bei durchschnittlich 2,8 % p. a. lag.

Die jüngsten Marktturbulenzen haben eine weitere Achillesferse des Risikoparitätsansatzes aufgezeigt: Die hohe Gewichtung von Anleihen. Während das in den vergangenen Jahren zu erklecklichen Überrenditen geführt hatte, war der Effekt in den letzten Monaten genau der gegenteilige. Am Ende des Zinszyklus‘ liefert dieser übergewichtete Anteil des Portfolios kaum oder keine Rendite mehr, während die Performance der Fonds nun vor allem von der Volatilität des Aktienmarktes dominiert wird. Dessen Kursanstieg hat aber in den Risk-Parity-Fonds wegen der Untergewichtung in den Portfolios bisher aber nur unterdurchschnittliche Renditen beigesteuert.

Fazit: Auch wenn Risikoparitätsfonds nicht das perfekte Investment (das es ohnehin nicht gibt) sind, sind sie doch für langfristige und risikoaverse Anleger eine gute Alternative, um mit der Volatilität der Märkte fertigzuwerden.
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