Die Hängepartie geht weiter!

Hans A. Bernecker Börsenbriefe GmbH
Veröffentlicht von Hans A. Bernecker Börsenbriefe GmbH am 23.05.2012
Dies ist eine exklusive Leseprobe von:

Aktionärsbrief

Zusätzlich zu der im Sommer traditionell ohnehin mauen Tendenz drängen sich nun zunehmend Problemkomplexe in die Wahrneh- mung der Anleger, die nicht dazu geeignet sind, dem Markt positive Impulse zu verleihen. Zum ersten sind das natürlich die Probleme in Griechenland.


 

Seit gut einer Woche ist öffentlich, dass es bei den politischen Entscheidungsträgern auch schon

Notfallszenarien für den Fall einer ungeordneten Insolvenz und einem Austritt Griechenlands aus dem Euro - wie dieser dann in rechtlicher Hinsicht auch immer aussehen mag - gibt. Sollte es tatsächlich dazu kommen, fragt sich, wie die Märkte darauf re- agieren. Eine positive Reaktion darauf ist nicht gänzlich ausgeschlossen, weil es dann ein Ende mit Schrecken und kein Schrecken ohne Ende gäbe. Möglicherweise reagiert der Markt aber auch negativ darauf und versucht sofort Länder wie Spanien, Portugal oder Italien in Sippenhaft zu nehmen.

Der zweite Problemkomplex ist die mittlerweile wieder sehr offen geführte Diskussion um Euro-Bonds. Den entscheidenden Impuls hierzu hat der neue französische Staatspräsident Francois Hollande gesetzt. Vielfach hört es sich bereits so an, als seien EU-Vertrag und nationale Verfassungen außer Kraft gesetzt und eine neue europäische Haftungs- und Transferunion etabliert worden.

Wer auf eine aktive Problemlösung durch die involvierten Parteien wartet, wartet wahrscheinlich vergeblich. Denn der, der aus der Reihe hervortritt, um zu agieren, setzt sich auch dem Risiko aus, falsch zu liegen und hinterher dann für den Fehlschlag verant- wortlich gemacht zu werden. Deshalb werden die Akteure regungslos verharren, um dann im Notfall zu reagieren, die Scherben zusammenzukehren und Schadensbegrenzung zu betreiben. Schließlich würde auch niemand auf die Idee kommen, einem Rettungssanitäter vorzuwerfen, den Unfall selbst verschuldet zu haben.

Alle Parteien werden also so lange regungslos verharren, bis sie die Verpflichtung zur Reaktion aus der Verantwortung, die ein möglicherweise falsch Agierender übernehmen müsste, entlässt. Diese Hängepartei kann sich über Wochen oder sogar Monate hinziehen. Je länger dieser Zustand andauert, desto zermürbender ist das natürlich für die Märkte.

Dass die Finanzmärkte zunehmend dünnhäutiger auf diese Pattsituation reagieren, lässt sich an der steigenden Volatilität und der Abwärtstendenz der vergangenen Wochen ablesen. Positive Rahmenbedingungen werden derzeit komplett ausgeblendet. So hat die Wall Street eine hervorragende Berichterstattungssaison für das 1. Quartal hinter sich gebracht, ohne dass das die Aktienkurse nachhaltig beflügelt hätte. Zudem ist auch weiterhin überreichlich Liquidität vorhanden, ohne dass dies derzeit einen spürbar stützenden Effekt hätte. Überdies gibt es auch positive konjunkturelle Meldungen, die aber wie das deutsche BIP-Wachstum von 0,5 % fast völlig unbeachtet bleiben.

Je länger die Hängepartie andauert, desto größer ist das Risiko einer anhaltenden, schleichenden Kurserosion. Einen Crash erwarten wir auch weiterhin nicht, aber einen sehr mühsamen und kräftezehrenden Sommer mit wenig positiven Impulsen. 

 

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