Die globale Politik liefert weiterhin die entscheidenden Seiten- und Gegenwinde für die Aktienmärkte.

CURT L. SCHMITT Informationsdienste
Veröffentlicht von CURT L. SCHMITT Informationsdienste am 24.05.2012
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Frankfurter Börsenbrief

Das meint in diesem Fall nicht nur die Kakophonie in Bezug auf Griechenland inkl. der potenziellen Abstrahleffekte auf andere Problemländer, wenn es denn zum Showdown kommt inkl. Staats-Default, Kapitalverkehrsbeschränkungen, einer neuen/alten Währung, einer irgendwie gearteten Banken-Rekapitalisierung und der innenpolitischen Wirren, die ein solches Manöver mit sich bringt. Doch perspektivisch schauen die Märkte auch bereits auf die USA und deren potenziellles „Fiscal Cliff“.


 

Sie erinnern sich an das Biegen und Brechen bei der letzten Anhebung des Schuldenlimits. Das extrem unglückliche politische Taktieren und die Einigung „in letzter Minute“ brachte den USA die Ohrfeige einer Rating-Abstufung durch Standard & Poor ́s. Dies hat der Markt weggesteckt. Die Finanzierungskosten (gemessen an 10-jährigen US-Staatsanleihen) sind immer noch extrem niedrig. Und natürlich sind die USA immer noch der sicherste unter den vermeintlich sicheren Häfen unserer Tage. Mit diesem Pfund darf die US-Politik allerdings nicht leichtfertig spielen. Worum geht es?

Gelingt der US-Politik keine gemeinsame Linie, droht den USA das konjunkturelle Bremspedal. Dazu gehören zwei wesentliche Elemente: Im Zuge der Last-Minute-Einigung zur Anhebung des Schuldenlimits auf 16,4 Billionen Dollar verständigte man sich auf automatische Sparmechanismen bei den diskretionären Ausgaben. Diese Bremse greift automatisch, wenn keine anderweitige Einigung gelingt. Volumen über die Jahre etwa 1 Billion Dollar, davon etwa 100 Mrd. Dollar in 2013. Im Gegenzug gab Obama seinen Segen nur für eine befristete Verlängerung von Steuervergünstigungen bis Ende dieses Jahres. Ohne Einigung droht den USA damit lt. Oppositionsführer John Boehner die saftigste faktische Steuererhöhung in der Geschichte des Landes. Volumen nach Berechnung von Goldman Sachs: 210 Mrd. Dollar pro Jahr.

Die Bremswirkung wäre also substanziell. Dafür gibt es verschiedene Schätzungen durch Wall Street-Banken in der Range von 3,5 bis 5 % der amerikanischen Wirtschaftsleistung. Trifft diese Schätzung zu, wäre die Bremse stärker als die Spar-Vollbremsung im Jahr 1969 im Volumen von 3,1 % der Wirtschaftsleistung. Die nahende Präsidentenwahl im November dieses Jahres macht das Manöver schwieriger, denn vorher ist kaum mit einer substanziellen Annäherung von Demokraten und Republikanern zu rechnen. Anschließend wird es indes terminlich schon wieder knapp, denn das Schuldenlimit von 16,4 Billionen Dollar dürfte schon in den kommenden Monaten oder gegen Jahresende mehr oder weniger erreicht sein. Mit finanztechnischen Kniffen kann man das Manöver etwas strecken, aber unweigerlich sollte man nun eine konstruktive Lösung finden. 

 

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