Die Börse hat Recht
Veröffentlicht von
Hans A. Bernecker Börsenbriefe GmbH
am
10.11.2010
QE2 (Quantitative Easing 2) wird von der Politik und der Presse regelrecht zerrissen. Die Maßnahmen werden als wirkungslos und langfristig schädigend abgekanzelt. Komischerweise sieht der Aktienmarkt dies ganz anders. Warum?
Die Fed hat genau ins Schwarze getroffen. Deshalb halten wir die Kritik an der Fed für ungerechtfertigt. Die Entscheidung, weitere Staatsanleihen kaufen zu wollen (Quantitative Easing), ist ein kluger Schachzug. Quantitative Easing ist eine Geldpolitik der Notenbank, die zum Einsatz kommt, wenn der Zinssatz der Zentralbank bereits auf null oder fast auf null gesetzt wurde und weiterhin eine expansive Geldpolitik angesagt ist. In diesem Fall kann die Zentralbank versuchen, durch Aufkauf von Staatspapieren weiterhin die Wirtschaft mit mehr Geld zu versorgen. Bitte differenzieren Sie: Das Quantitative Easing in 2008 und 2009 (QE1) diente nur einem Zweck: Die Märkte sollten wieder ins Gleichgewicht gebracht werden. Es ging darum, die Funktionalität wiederherzustellen. Das ist gelungen. Die Fed wird von den Marktteilnehmern als eine Art Vollkaskoversicherung wahrgenommen.
QE2 fällt nun in eine Zeit, in denen die Märkte in einer wesentlich besseren Verfassung sind. Die Fed stellt QE2 nicht auf das Funktionieren des Marktes ab, sondern will damit die Konjunktur über eine erhöhte Kreditvergabe der Banken anschieben. Die Argumentation vieler Kommentatoren, QE1 hätte schon nicht den erwünschten konjunkturellen Erfolg gebracht, ist deshalb falsch. QE1 hatte einen ganz anderen Zweck. Die neuen Jahreshochs im Dow Jones wie auch im S&P 500 sprechen eine klare Sprache. Dazu kommt ein in der letzten Woche signifikanter Rückgang in allen Volatilitäts-Indizes. Es ist deshalb verfrüht, die Maßnahmen der Fed als konjunkturell wirkungslos hinzustellen. Die amerikanische Konjunktur sollte sich den nächsten Quartalen erholen. Die Kongresswahlen in den USA geben dem Markt weitere Impulse. Auch hier interpretieren wir das Ergebnis anders, wie Sie es allgemein lesen werden. Wer sich mit der Materie etwas länger beschäftigt, weiß, dass unterschiedliche Mehrheiten in den beiden Parlamentskammern von der Wall Street begrüsst werden, weil dadurch die Wahrscheinlichkeit neuer Gesetze sinkt und damit die Unsicherheit an den Märkten verringert wird. Seit dem Zweiten Weltkrieg verlor der Präsident 11mal die Mid-term-elections.
Zehnmal kam es danach nicht nur bis zum Jahresende zu deutlichen Kurssteigerungen der Aktienmärkte, sondern, auch in den nächsten sechs Monaten. Fazit: Die zuletzt hinterherhinkenden Amerikaner haben damit einen Befreiungsschlag absolviert. Das gilt sowohl ökonomisch und politisch als auch markttechnisch mit wichtigen Breaks im Dow Jones und im S&P 500.