Die Billionen Euro-Frage

Weimer Media Group GmbH
Veröffentlicht von Weimer Media Group GmbH am 24.07.2011
Dies ist eine exklusive Leseprobe von:

BÖRSE am Sonntag

Die Deutschen sind so reich wie noch nie. Zum Ende des Jahres 2010 kletterte das Vermögen aller privaten Haushalte auf einen neuen Höchststand. Doch das Vertrauen in den Euro schwindet, während die Sorgen hinsichtlich einer Geldentwertung wachsen. Wohin also mit dem Geld?


 

Die überwiegende Mehrheit der Deutschen hat das Vertrauen in den Euro verloren. Diese Einschätzung legt zumindest das Ergebnis einer aktuellen Studie des Allensbach-Instituts nahe: Danach haben 71% „weniger“, „kaum“ oder „gar kein Vertrauen“ in den Euro. Im Jahr 2008 lag die Quote der Zweifler noch deutlich unter 50%.

Deutsche so reich wie nie

Verwunderlich ist diese Entwicklung nicht. Angesichts der noch nicht ausgestandenen Finanzkrise und der nun immer weiter ausufernden Schuldenkrise machen sich immer mehr Menschen Sorgen um ihr Erspartes. Dass die Privatvermögen, die durch die Finanzkrise verursachten Einbußen längst wieder mehr als wettgemacht haben, geht in den Krisenmeldungen unter. Tatsächlich sind die Deutschen so reich wie nie. Das Geldvermögen in Form von Bargeld, Bankeinlagen oder Aktien kletterte nach Angaben der Bundesbank zum Ende des Jahres 2010 auf den Rekordwert von 4,9 Bio. Euro. Das sind 154 Mrd. Euro mehr als ein Jahr zuvor und mehr als doppelt so viel wie Anfang 1991. Damals lag das Geldvermögen der privaten Haushalte bei gerade einmal 1,75 Bio. Euro.

Geldvermögen in Gefahr

Ein Blick auf die Zusammensetzung des Geldvermögens zeigt jedoch, dass tatsächlich Anlass zur Sorge besteht. Nach Angaben des Instituts der Deutschen Wirtschaft Köln bestehen die Ersparnisse nämlich zu rund 40% aus Bankeinlagen. Zweitgrößter Posten sind mit gut einem Drittel die Ansprüche gegen Versicherungen und nur 15% entfallen auf Aktien und Investmentfonds. Für Sparer ist diese Situation prekär. Denn im derzeitigen Niedrigzinsumfeld können sichere Anlagen die Inflation nicht mehr ausgleichen. Nach Berechnungen der europäischen Statistikbehörde Eurostat lag die jährliche Inflationsrate im Juni wie auch im Mai bei 2,7%. Die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihen liegt momentan in etwa auf diesem Level und Tagesgeld bringt maximal 2,5%. Nach Abzug der Abgeltungsteuer entsteht also bereits auf dem aktuellen Niveau ein Minus. Experten sprechen in einem solchen Fall von negativen Realzinsen. Weil sich Letztere natürlich nicht in einem niedrigeren Betrag auf dem Konto widerspiegeln, sondern in einem schleichenden Kaufkraftverlust, unterschätzen viele Sparer die Wirkung der Preissteigerung. Und es könnte noch deutlich schlimmer kommen: Die Experten der Allianz, Europas größtem Versicherungskonzern, rechnen in den nächsten Jahren mit einer Inflationsrate von maximal 3% bis 4%. Das wäre für sich allein noch kein allzu großes Problem. Doch die Zinsen dürften im gleichen Zeitraum nur geringfügig angehoben werden, um die Haushaltskonso lidierung der Schuldenstaaten nicht zu gefährden. Es ist daher davon auszugehen, dass die Realverzinsung mittelfristig noch tiefer ins Minus rutscht und die Vermögen immer schneller dezimiert.

Goldener Irrweg?

Auf der Suche nach einem Ausweg aus der Inflationsfalle flüchten immer mehr Sparer in Gold und Fremdwährungen. Doch Gold ist bereits stark gestiegen und wirft nun einmal keine Zinsen ab. Knapp 1.600 US-Dollar kostet die Feinunze mittlerweile – so viel wie nie zuvor. Doch in der Welt der Währungen ist alles relativ. Im Gegensatz zu Papiergeld lässt sich Gold eben nicht beliebig vermehren. Der Anstieg der Edelmetallnotierung gilt den Gold-Enthusiasten daher als Beleg für den Verfall des Wertes von Euro und US-Dollar. Wer nicht zu jenen gehört, die fest davon überzeugt sind, dass das Finanzsystem in Kürze vollständig zusammenbricht, sollte jedoch nur einen kleinen Teil seiner Ersparnisse in Gold anlegen. Als Faustregel gelten 5% bis maximal 10% des Barvermögens.

Sichere Häfen hoch im Kurs

Eine ähnliche Entwicklung wie beim Gold ist auch bei Immobilien sowie den sogenannten Fluchtwährungen zu beobachten. Als sicherer Hafen gilt bei vermögenden Deutschen vor allem der Schweizer Franken. Letzterer hat gegenüber dem Euro im laufenden Jahr um rund 9% aufgewertet. Derzeit kostet ein Euro nur noch 1,18 Franken, nach rund 1,30 Franken zu Jahresbeginn. Allerdings würde der Zusammenbruch eines der beiden größten Geldinstitute die als extrem solide geltende Alpenrepublik hart treffen: Die Bilanzsummen der Schweizer Banken belaufen sich auf das Achtfache des Bruttosozialproduktes (BIP) und fast drei Viertel entfallen davon wiederum allein auf UBS und Credit Suisse. Zum Vergleich: Deutsche Banken kommen lediglich auf das Dreifache des BIP und der Anteil der drei größten Banken beläuft sich sogar nur auf rund 40%. Dazu kommt, dass die Zinsen in der Schweiz auf einem extrem niedrigen Niveau (Leitzins 0,25%) liegen und sich aufgrund der Zuflüsse in den Immobilienmarkt des Landes die Gefahr einer Überhitzung abzeichnet. Auch deutsche Immobilien dürften zukünftig nur noch in den wenigsten Fällen ein rentables Investment darstellen.

Clevere Alternativen

Anstatt der Masse blind in den Franken oder in Gold zu folgen, eröffnen die globalisierten Finanzmärkte Sparern mittlerweile weitere, deutlich attraktivere Alternativen. So lässt sich das höhere Zinsniveau in den Emerging Markets über Zertifikate bequem nutzen, um dem Umfeld aus niedrigen Wachstumsaussichten gepaart mit Mini-Zinsen und hoher Staatsverschuldung zu entkommen. Beispielsweise können die beiden rohstoffreichen BRIC-Staaten Brasilien und Russland mit Zinsen in Höhe von 12,25% beziehungsweise 8,25% aufwarten. Dank hoher Devisenreserven und geringer Staatsverschuldung sind beide Staaten für die nächsten Jahre gut gerüstet. Ins Depot holen sich Anleger diese Währungen samt Verzinsung mit Zertifikaten: den brasilianischen Real beispielsweise mit einem Zertifikat der RBS (WKN: AA01E9), den russischen Rubel mit einem Produkt der Commerzbank (WKN: CB1RUB). Kombiniert machen sich die beiden Währungen übrigens besonders gut im Depot. Denn während die brasilianische Nationalwährung stark mit den Rohstoffpreisen korreliert, gilt für den Rubel erstaunlicherweise gerade das Gegenteil. Wie bei allen Zertifikaten ist freilich auch hier das Ausfallrisiko des Emittenten zu beachten. Daher sollte nur ein Teil des Portfolios in diese Papiere investiert werden.

Blue Chips sind der Königsweg

Als weiterer Baustein eignen sich die Aktien großer internationaler Konzerne. Als Paradebeispiel wird in diesem Zusammenhang häufig der Schweizer Nahrungsmittelriese Nestlé angeführt, der mehrere Währungsreformen überlebt hat, ohne pleitezugehen: „Wer vor 100 Jahren Geld in Aktien von Nestlé gesteckt hat, hat es heute immer noch. Wer vor 100 Jahren Geld in deutsche Staatsanleihen angelegt hat, hat es mindestens zweimal verloren“, so Philipp Vorndran, Kapitalmarktstratege des Vermögensverwalters Flossbach und von Storch, in einem ARD-Interview. Durch den Kauf von Anteilen an ausländischen Unternehmen, die in Fremdwährungen bilanzieren, lassen sich neben Kursgewinnen und Dividenden eventuell auch Währungsgewinne erzielen. Defensive Werte wie Pharma-Aktien, Versorger oder Öl-Multis sind in diesem Zusammenhang erste Wahl.

Fazit

Wird das Geld über mehrere, moderat bewertete Blue-Chip-Werte aus verschiedenen Ländern gestreut, können Anleger getrost einen großen Teil ihres Vermögens in diese Asset-Klasse investieren. Ansonsten gilt: Kleine Mengen an Gold runden ein Portfolio ab – übertriebene Sicherheit und blinder Herdentrieb schaden dem Vermögen langfristig mehr als sie nutzen. 

 

Dies ist eine exklusive Leseprobe von:

BÖRSE am Sonntag

Lettertest Newsletter

Gratis Probeabos, Rabatt Couponaktionen
Newsletter Umschlag