Die Bedrohung durch Computerkriminalität hat eine neue Qualität erreicht

Hans A. Bernecker Börsenbriefe GmbH
Veröffentlicht von Hans A. Bernecker Börsenbriefe GmbH am 22.04.2015
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Aktionärsbrief

In den letzten Monaten haben sich Fälle gehäuft, in denen großen Unternehmen oder Institutionen sicherheitsrelevante Daten gestohlen wurden. Mittlerweile spionieren sich sogar Regierungen gegenseitig über das Internet aus, sabotieren oder terrorisieren sich aber auch. Die Eskalationsspirale dreht sich immer schneller; ein Ende ist derzeit nicht in Sicht. Der einzig wirklich wirksame Ausweg, ein weltweiter Waffenstillstand im Cyberspace, dürfte völlig utopisch sein. Also bleibt nur die diametral gegenläufige Lösung, nämlich ein Wettrüsten im Cyberspace. Der Vorteil: Anleger können von diesem Wettrüsten profitieren.


Laut dem jüngsten verfügbaren Norton-Report summierte sich der Verlust durch „Cyberkriminalität“ 2013 alleine bei Privatpersonen weltweit auf 113 Mrd. $. Da sich die Bedrohungslage seitdem überproportional verschärft hat, dürfte der tatsächliche Schaden in der Gegenwart ein Vielfaches höher sein. Zudem gibt es eine hohe Dunkelziffer. Viele Unternehmen, wie z. B. Versicherungen oder Banken, werden gar nicht öffentlich eingestehen, wie hoch ihre Online- Verwundbarkeit ist. Zudem merken viele Opfer schlichtweg gar nicht, dass sie ausspioniert oder bestohlen worden sind. Echte Profi s hinterlassen nämlich so gut wie keine Spuren auf ihren Raubzügen und Einbrüchen. Allerdings sind nicht alle Online-Angriffe krimineller Natur. Zwar stehen sie für den weitaus größten Teil, aber direkt an zweiter Stelle kommen Aktivisten, die durch ihre Aktionen auf Missstände aufmerksam machen wollen.

Die Bedrohung hat mit simplen Computerviren, wie sie in den achtziger Jahren noch per Diskette von Rechner zu Rechner getragen wurden, nichts mehr gemein. Heutzutage befehligen die Cyberkriminellen ganze Armeen von Computern, um an sicherheitsrelevante Daten zu kommen, die sich zu Geld machen lassen. Die Attacken werden immer komplexer. Dementsprechend werden auch die erforderlichen Gegenmaßnahmen immer aufwändiger. Wurde das anfangs gerne verharmlost, sind sich nun auch die meisten Unternehmen über die Gefahren im Klaren. Das spiegelt sich in den erforderlichen Investitionen wider. In einer Umfrage der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft BDO gaben rund zwei Drittel der befragten CFOs von Technologieunternehmen an, in den vergangenen zwölf Monaten ihre Ausgaben für Schutzmaßnahmen gegen Internetkriminalität erhöht zu haben. Es gibt sogar Banken, die ihre Investitionen in Onlinesicherheit zuletzt verdoppelt oder sogar sämtliche Budgetrestriktionen gestrichen haben.

Das Marktforschungsinstitut Gartner hat ermittelt, dass in diesem Jahr bisher die weltweiten Ausgaben zum Schutz der IT-Infrastruktur um 8,2 % auf 77 Mrd. $ gestiegen sind. Damit hat sich die Wachstumsrate bisher gegenüber 2014 noch einmal leicht erhöht. Es handelt sich also längst um ein milliardenschweres Geschäft mit entsprechendem Potenzial.

Dass die Ausgaben zur Prävention von Onlinekriminalität steigen, heißt nicht unbedingt, dass die Gelder immer in die richtige Richtung fließen. So unterschätzen viele Unternehmen z. B. die Bedrohung ihrer mobilen Kommunikationsinfrastruktur. Viele Führungskräfte haben mittlerweile auf ihren Smartphones oder Tablet-PCs sicherheitsrelevante Daten abgespeichert. Insbesondere Android ist als offenes System anfällig: Schätzungsweise ein Drittel aller Android-Apps ist anfällig für Cyberattacken.

Die immer brisantere Bedrohungslage schlägt sich natürlich auch in den Bewertungen von Cybersecurity-Unternehmen nieder. Börsennotierte Branchenvertreter befi nden sich im Aufwind. Allerdings ist die verfügbare Auswahl bisher noch recht übersichtlich. Aber neue Kandidaten stehen bereits in den Startlöchern. Laut der Nachrichtenagentur Reuters planen RAPID7, LOGRHYTHM und MIMECAST bereits ein IPO. Unmittelbar in den Startlöchern stehen dagegen bereits BIT9 + CARBON BLACK sowie VERACODE. Aber bereits jetzt gibt es aussichtsreiche Unternehmen, die börsengelistet sind:

FIREEYE (A1W 4G7; 43,94 $) bietet eine virtuelle Testumgebung für neue Software. Erst wenn sich hier ein Programm als harmlos erwiesen hat, wird es auf der eigentlichen IT-Infrastruktur installiert. Die FireEye-Plattform ist gleichermaßen für Desktop-Rechner, Smartphones oder Server geeignet. Das 2004 gegründete Unternehmen hat in den letzten vier Jahren jeweils den Umsatz verdoppelt. Allerdings hat man bisher durchgehend rote Zahlen geschrieben. Erst in vier oder fünf Jahren dürfte FireEye profitabel werden. Das Unternehmen ist erst seit September 2013 an der Börse notiert. Der Kurs hatte sich seinerzeit mehr als verdoppelt, war dann aber leider deutlich zurückgekommen. Seit Anfang dieses Jahres hat sich die Aktie dann wieder um rund ein Viertel verteuert. Zuletzt gab es einen Rücksetzer, der eine gute Einstiegsgelegenheit für risikobereite Anleger ist.

PALO ALTO NETWORKS (A1J Z0Q; 152,70 $) entwickelt Firewalls sowie dazugehörige Software und Dienstleistungen. Das 2005 gegründete Unternehmen rechnet für das 1. Quartal mit einem Umsatzwachstum von knapp 50 %. Der Anteil des Dienstleistungsgeschäfts dürfte bis zum Geschäftsjahr 2016/17 knapp 60 % betragen, was die Gewinnmarge steigen lassen sollte. Das Unternehmen ist profitabel, wobei die Aktie mit einem KGV von 100 per 2016 allerdings sehr teuer ist.

SYMANTEC (879 358; 24,29 $) ist mit dem Gründungsjahr 1982 der Dinosaurier auf dem Markt für IT-Sicherheit. Mit 18.500 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von 6,7 Mrd. $ ist das Unternehmen Marktführer in diesem Segment. Ein „Tanker“ dieser Größe wird aber naturgemäß träge und kann mit den neuen „Schnellbooten“ nicht mehr mithalten. Symantec kämpfte zuletzt mit zurückgehenden Umsätzen. Der neue CEO Michael Brown hat nun die Idee, den Konzern in ein Unternehmen für Cybersecurity und in eines für Datenspeicherung aufzuspalten. Ende des Jahres sollen Anteilseigner die Aktien der beiden separaten Unternehmen in ihr Depot eingebucht bekommen. Seit Jahresanfang hat die Symantec-Aktie leicht nachgegeben. Die geplante Aufspaltung könnte nun wieder für frischen Wind sorgen.
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