Die Aufräumarbeiten bei den großen Rohstoffkonzernen beginnen Früchte zu tragen

Hans A. Bernecker Börsenbriefe GmbH
Veröffentlicht von Hans A. Bernecker Börsenbriefe GmbH am 02.04.2014
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Aktionärsbrief

Die vergangenen Jahre waren geprägt von überteuerten Akquisitionen, verzögerten Projekten, explodierenden Kosten und sinkenden Gewinnen. Bei allen großen Bergbaukonzernen mussten die CEOs ihren Hut nehmen. Ihre Nachfolger hatten es nun einfacher, ohne Rücksichten auf persönliche Eitelkeiten mit hartem Besen die Fehler der Vergangenheit auszukehren und zu einer Wende zum Positiven einzuleiten. Die in den vergangenen Wochen gemeldeten Zwischenbilanzen belegen, dass diese rigorosen Maßnahmen in den meisten Fällen zum Erfolg geführt haben. RIO TINTO, BHP BILLITON sowie ANGLO AMERICAN konnten deutlich verbesserte Ergebnisse ausweisen. Nur bei VALE und GLENCORE XSTRATA verhagelten noch milliardenschwere Sonderbelastungen die Zahlen.


• RIO TINTO (852 147; 3.254 pence) hatte die Messlatte für die Wettbewerber direkt ziemlich hoch gelegt. Als erster der Bergbaukonzerne, die ihre Zahlen vorlegen, konnte man den hohen Verlust des Vorjahres in einen respektablen Gewinn drehen. Und das, obwohl eigentlich hohe Wertberichtigungen auf der Profi tabilität lasteten: Wegen missglückter Übernahmen im Kohle- und Aluminiumbereich musste man Abschreibungen in Höhe von 14 Mrd. $ stemmen. Da kann sich ein Jahresgewinn in Höhe von 3,7 Mrd. $ im Vergleich zu einem Vorjahresverlust von 3 Mrd. $ schon sehen lassen. Der neue CEO Sam Walsh meisterte die Aufgabe nicht nur dadurch, dass er 4.000 Mitarbeiter entließ, sondern die Explorationausgaben um 1 Mrd. $ und zudem die Betriebskosten um unerwartet hohe 2,3 Mrd. $ reduzierte. Doch damit nicht genug: 2014 sollen weitere 3 Mrd. $ eingespart werden. Auch die Investitionen fährt man zurück: Während sie 2013 um 26 % auf 12,9 Mrd. $ gefallen sind, sollen sie auch in diesem und im kommenden Jahr weiter sinken.

Die Nettoschulden wurden um 5 % auf 18,1 Mrd. $ reduziert. Sie sollen auch 2014 weiter gesenkt werden, was einen größeren Spielraum für Dividendenerhöhungen und für Wachstumsinvestitionen ließe. Auch die Erlöse, die aus dem Verkauf von Beteiligungen und Projekten mit schlechter Profitabilität resultierten, wurden in den Schuldenabbau gesteckt.

• Mit demselben Rezept konnte BHP BILLITON den Gewinn im 1. Halbjahr des Geschäftsjahres 2013/14 um 31 % steigern. Auch hier war die Ursache vor allem ein beherzter Dreh an der Kostenschraube, der vom neuen CEO Andrew McKenzie initiiert wurde. So konnten die operativen Cashkosten (umgerechnet aufs gesamte Jahr) um 3,4 Mrd. $ gesenkt werden, während es bereits im Vorjahr 2,7 Mrd. $ gewesen waren. Bezieht man Volumeneffekte mit ein, belaufen sich die Einsparungen bisher auf 4,9 Mrd. $. Bis Ende 2014 sollen sie bis auf 5,5 Mrd. $ gesteigert werden.

• Auch bei ANGLO AMERICAN (A0M UKL; 1.478 pence) hat mit Mark Cutifani ein neuer CEO die Trendwende herbeigeführt. Im Gegensatz zu den beiden anderen großen Konkurrenten ist ihm aber noch nicht die Rückkehr in die schwarzen Zahlen gelungen. Der freie Cash flow blieb 2013 ebenfalls negativ. Als Folge wurde die Dividende unverändert gelassen. Dass Anglo American der Konkurrenz bei den Turn-around-Bemühungen hinterherhinkt, liegt daran, dass man sich in einem anderen Stadium des Investitionszyklus‘ befindet. So lagen die Kapitalausgaben 2013 bei 6,3 Mrd. $, während sie 2014 sogar noch auf 7 bis 7,5 Mrd. $ steigen sollen, bevor sie dann 2015 und 2016 zu fallen beginnen. Das liegt auch und vor allem daran, dass derzeit noch zwei Minengroßprojekte laufen, die aber bald abgeschlossen werden dürften.

• VALE (897 998; 8,90 €) musste für das 4. Quartal 2013 wegen hoher Belastungen aus Sondereffekten tiefrote Zahlen melden. Zum einen mussten die Brasilianer 2,3 Mrd. $ auf ein Großprojekt abschreiben. Zum anderen kostete der Vergleich mit den heimischen Behörden in einem jahrelangen Steuerstreit 6,5 Mrd. $. Das resultierte in einem Verlust von ebenfalls 6,5 Mrd. $, was dem höchsten Quartalsverlust entspricht, den Vale seit seinem Börsengang Ende der Neunziger Jahre ausweisen musste. Operativ läuft es dagegen gar nicht so schlecht, wie der Blick auf den hohen Quartals-Nettoverlust auf den ersten Blick erscheinen lässt. Das EBITDA konnte immerhin um 14 % auf 6,6 Mrd. $ gesteigert werden. Im gesamten Geschäftsjahr konnten die Kosten um 2,8 Mrd. $ gesenkt werden. Trotz der hohen Abschreibung im 4. Quartal gelang immerhin noch ein Jahresgewinn in Höhe von 584 Mio. $. 2012 waren es allerdings noch 5,5 Mrd. $ gewesen. Trotz der eher mäßigen Profitabilität im vergangenen Jahr sollen für 2013 Dividenden in Höhe von insgesamt 4,5 Mrd. $ ausgeschüttet werden. Für 2014 sind mindestens 4,2 Mrd. $ vorgesehen.

• GLENCORE XSTRATA (A1J AGV; 306 pence) musste für 2013 dagegen einen Verlust in Höhe von 7,4 Mrd. $ ausweisen. Ursache sind vor allem Goodwillabschreibungen in Höhe von 7,5 Mrd. $. Diese mussten wegen der Übernahme des Minenkonzerns Xstrata durch den Schweizer Rohstoffhändler Glencore und des ungünstigen Geschäftsumfeldes in der Bergbaubranche vorgenommen werden. Aber damit dürfte der größte Batzen wohl nun abgearbeitet sein. Ab 2014 werden aus der Übernahme Kosteneinsparungen und Synergien in Höhe von 2,4 Mrd. $ erwartet. Das sind noch einmal 15 % mehr, als im September avisiert worden war. Trotz des hohen Jahresverlustes hat man die Dividende um 4,8 % erhöht, was man als nachdrückliche Bestätigung der guten Zukunftsaussichten des fusionierten Unternehmens verstanden wissen will.

Fazit: RIO TINTO hat branchenweit die Nase vorn. Bezüglich des Kapitalmanagements sticht man den Branchenplatzhirschen BHP Billiton aus. Was das Potenzial angeht, freien Cashflow zu generieren, hat man gegenüber Glencore Xstrata die besseren Karten. Das alles stärkt zudem die Dividendenfähigkeit, so dass man auch bzgl. der Dividendenrendite bald wieder an der Spitze stehen sollte.
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