Deutschland hat gegenüber allen anderen Ländern in Europa den Vorteil einer enorm hohen Auslandsabhängigkeit
Technisch gesehen stecken darin aber auch Überraschungen. Die Entwicklung des Außenhandels ist äußerst zyklisch. Jeder positiven Zunahme kann jederzeit auch eine negative Korrektur folgen. So kann ein Export-Boom um 20 % sehr schnell einen Einbruch in der gleichen Größe bewirken. Dem folgt in der Regel das bekannte Geschrei über die zyklische Abhängigkeit der deutschen Wirtschaft. Wir weisen frühzeitig darauf hin, damit Sie dies berücksichtigen.
Den zyklischen Verlauf des ifo-Index hatten wir Ihnen in dieser Form bereits in der AB 12/11 gezeigt. Die erste kleine Kippe hatten wir ausdrücklich vermerkt. Inzwischen entwickelt sich das Bild wie folgt:
Weder die untere Spitze noch die obere ist ein dauerhafter Zustand in einer freien Marktwirtschaft, die wie ein Pendel funktioniert: Immer zum Mittelpunkt zurück.
Die historisch durchschnittlichen Werte als Veränderung und die nicht absoluten Zahlen können Sie relativ leicht aus dieser Grafik herauslesen. Das ergibt den durchschnittlichen Wachstumspfad für Deutschland und sehr ähnlich für alle Industrieländer gleicher Qualität.
Es entspricht in etwa dem Sachverhalt, wie auf Seite 1 formuliert. Dieser Erwartungshorizont der Unternehmen wird sich demnächst in einem Erwartungshorizont für Aktien widerspiegeln.
Die amerikanische Ausgangslage ist sehr ähnlich und betrifft Dienstleistungen und verarbeitendes Gewerbe, woraus ersichtlich wird: Aus der Euphorie geht es nun in die Normalisierung. Normalisierung bedeutet das Erreichen der mittleren Werte, die nichts mit Rezession zu tun haben, sondern das Wachstum in die Regionen zurückführen, die dem typischen Wachstumskorridor entsprechen.
Das Wachstumstempo in den verschiedenen Branchen/Sektoren wird sich rd. halbieren, was wir als Mittelwert annehmen. Aus einem Wachstum von plus 15 % wird dann ein Wachstum von 7,5 %, um ein Beispiel zu nennen. Diesen Sachverhalt müssen nicht nur die USA und Deutschland, sondern alle Länder absolvieren, die eine ähnliche Entwicklung genommen haben. Dazu gehört auch die Schweiz.
Alle Märkte müssen diesen Sachverhalt in den kommenden 3 4 Monaten einpreisen. Daran führt kein Weg vorbei. Bezogen auf jedes Unternehmen heißt das:
Die Hochrechnungen für die Umsätze und die Gewinne sind etwas zurückzunehmen. Das bedeutet nicht, dass man in rote Zahlen zurückfällt, sondern seine normale langfristige Ertragsqualität hinreichend sichert. Folge davon ist:
Aus einer leicht überzogenen Bewertung wird eine Normalbewertung. Aus einem KGV von 15 oder 17 ein KGV von 12, aber umgekehrt: Gewinner werden die Sektoren/Firmen sein, die bislang eine deutliche Unterbewertung aufweisen und in eine Normalbewertung hineinwachsen. Im Klartext: Ein KGV von 6 oder 7 ist für jedes Unternehmen bzw. jede Aktie eine Unterbewertung mit entsprechendem Potenzial, wenn die Struktur und das Geschäft des Unternehmens gesund ist. Im DAX gibt es noch 6 bis 7 Unternehmen, die diese Unterbewertung aufweisen. Im MDAX sind es noch ca. 20 von 50, die in der gleichen Situation stehen. Hier gilt es, die Favoriten der nächsten Monate zu suchen.