Deutsche Post in der Wunschanalyse
Ein Dividendentitel mit ungeahnter Bilanzstärke und sogar attraktiven Wachstumsaussichten! Wer hätte hinter diesem verstaubten gelben Schalter ein modernes Wachstumsunternehmen vermutet, das seine attraktive Dividende sogar steuerfrei anbieten kann? Für jedes konservative Depot stellt die Deutsche Post eine guute Komponente dar.
DER LANGWEILIGE BÖRSENSTAR
Zahlen, die begeistern: Das Umsatzwachstzum von 6% p.a. wird mit einem
KGV von 11 fair bewertet. Die 670 Mio. Euro Nettoliquidität in der Kasse
lassen die hohe Dividendenrendite von 5,4% gesichert erscheinen, zu
allem Überfluss ist die Dividende der Deutschen Post auch noch
steuerfrei! Was steckt hinter diesen Zahlen?
Nun, zunächst einmal der langweilige „Postbeamte” hinter’m gelben
Schalter, von dem Sie Ihren Brief wiegen lassen.... oder?
Nein, die Zeiten sind längst vorbei. Die Jungs hinter’m Schalter sind
heute alles andere als Langweiler; ich gehe meistens mit einem Lächeln
aus der Post, weil meine Situationswitze von den Jungs mit Leichtigkeit
pariert werden. Aber die Briefpost ist schon längst nicht mehr der
Gewinnbringer für die Post, sie ist lediglich der stabile
Dividendenabsicherer.
Viel lukrativer und mit größeren Wachstumsraten versehen sind andere
Bereiche wie die weltweite Logistik, die Expansion in den
Schwellenländern, sowie Logistik Dienstleistungen, die schon an das
Verteilernetz von Amazon.com erinnern.
LOGISTIKDIENSTLEISTUNGEN: DEZENTRALE LAGER
Warum muss ein Geschäftsbrief, der heute ohnehin meist ohne Unterschrift
verschickt wird, vom Computer auf den Drucker geschickt, eingetütet und
zum gelben Kasten gebracht werden, von dort mit einem Lieferwagen zur
Posthauptstelle gefahren, sortiert und mit einem Lieferwagen zum
Flughafen / zur Bahn gefahren, um dann in einer anderen Stadt / einem
anderen Land wieder mit einem Lieferwagen zum Kunden gebracht zu werden?
Man kann den Geschäftsbrief doch gleich von der Post vor Ort des
Empfängers ausdrucken lassen, dann spart man sich den Großteil der
Transportlogistik!
Warum musste Schlecker bundesweit diverse Läger aufbauen, um seine
Zweigstellen und Filialen mit unzähligen kleinen Produkten zu beliefern,
wo doch die Deutsche Post diese Infrastruktur schon längst aufgebaut
hat? Besser noch: Warum muss Schlecker seine Produkte bei Procter &
Gamble abrufen und dann umverpacken, um die Verteilung in die Filialen
zu realisieren, wo doch Procter & Gamble den Nachschub direkt über die
Deutsche Post dann an die Filialen auf den Weg bringen könnte?
Hier sind Unternehmen in jeweils bilateralen Projekten eifrig am
Optimieren. Procter & Gamble mit Schlecker beispielsweise, doch das ist
eine Sisyphus-Arbeit. Wenn sich die Deutsche Post dazwischen hängt,
könnte dieser Prozess nochmals optimiert, die Lieferzeiten verkürzt und
die Kosten reduziert werden.
Der Bereich Logistikdienstleistungen ist ein Wachstumsbereich der
Deutschen Post. Er betrifft natürlich nicht nur Briefe, wie Sie schon
längst gemerkt haben, sondern auch Pakete und Päckchen, also DHL.
EXPANSION IN SCHWELLENLÄNDER
Hier gilt für die Deutsche Post wie für viele andere Unternehmen auch:
Die aufstrebenden Mittelstandsklassen der Schwellenländer folgen in
ihren Lebensgewohnheiten immer schneller der industrialisierten Welt,
also wird auch in China immer mehr Online bestellt und per Paketdienst
nach Hause geliefert. Die Deutsche Post mit ihren derzeit 470.000
Mitarbeitern in 220 Ländern (viel mehr Länder gibt es auf der Erde
nicht) befindet sich auf Wachstumskurs. Vor zwei Wochen wurde eine
Unternehmensanleihe im Volumen von 500 Mio. Euro und einer Laufzeit von
zehn Jahren zu einem Zins von nur 2,95% ausgegeben, ein Zeichen für das
Vertrauen der Anleger in dieses Unternehmen. Mit diesem Geld wird die
Expansion in die Schwellenländer weiter voran getrieben.
Wachstumsraten von 12% sind nun zwar auch in China Vergangenheit, doch
auch 7% oder 6% Wachstum stellt für die Deutsche Post einen Markt mit
großem Potential dar. Während in Europa die Krisenstaaten auf den Umsatz
drücken, gleicht das Wachstum der Schwellenländer diesen Rückgang nach
Unternehmensangaben mehr als aus.
POLITIK TRITT ZUR SEITE
516 Mio. Euro musste die Deutsche Post im Juni an den deutschen Fiskus
nachzahlen. Im Zeitraum 1998 bis 2010 habe es nach EU-Richtlinien eine
ungerechtfertigte Umsatzsteuerbegünstigung gegeben. Die Deutsche Post
hat diese Zahlung erwartet und hatte entsprechende Rückstellungen
gebildet. Damit ist diese leidige Geschichte nun aus der Welt.
Die Liberalisierung des Briefmonopols hat nicht funktioniert, gab
Wirtschaftsminister Philip Rösler in den vergangenen Tagen zu. Man werde
nun keine weiteren Abenteuer mehr unternehmen, um für das Briefmonopol
den Wettbeerb zu stimulieren. So gehören die Zeiten der Billiganbieter
im Briefverkehr vorerst der Vergangenheit an.
KURSVERLAUF EBENFALLS LANGWEILIG
Zu besten Zeiten der Hochkonjunktur, also Anfang 2000 und Anfang 2007,
notierte die Postaktie schon mal über 25 Euro. In Krisen rutscht der
Logistikkonzern dann gerne mal unter 10 Euro. Logisch, es ist doch ein
Logistikunternehmen und als ein solches hängt der Erfolg stark an der
Konjunktur, oder?
Nun, ich sehe das ein wenig anders. Unsere Welt verändert sich hin zu
einer Gesellschaft, die immer mehr über das Internet bestellt und nach
Hause liefern lässt. Das ist ein sekulärer, also nachhaltiger,
Wachstumstrend. Von diesem hat die Deutsche Post profitiert, während
gleichzeitig immer mehr Briefe per E-Mail verschickt werden. Inzwischen
ist das Paketgeschäft das Hauptgeschäft der Post, nicht mehr das
Briefmonopol. Und wenn auch manche Konjunkturkrise das Wachstum beim
Paketversand vorrübergehend bremst, so bleibt es dennoch ein
Wachstumsmarkt.
Kontinuierlich wurde die Dividende in den vergangenen Jahren angehoben,
lediglich 2008 folgte eine Reduzierung in Folge der Finanzkrise. Seit
2002 hat sich die Dividende nunmehr von 0,40€ auf 0,70€ erhöht, während
der Aktienkurs heute wieder auf dem damaligen Niveau notiert.
AUFBRUCH ZU NEUEM BEWERTUNGSNIVEAU
Es gibt keine Garantie, aber die Investitionen zeigen, dass die Deutsche
Post auch weiterhin einen hohen Cashflow haben wird und dadurch
weiterhin Dividendenerhöhungen zu erwarten sind. Das Damoklesschwert der
Steuernachzahlung ist verschwunden. Das Damoklesschwert der
Liberalisierung ist vorerst außer Sichtweite. Was hält denn die Aktie
noch davon ab, dem Unternehmen eine „vernünftige” Dividendenrendite zu
verschaffen, also eine Dividendenrendite von 3-3,5%, wie es für ein
cashflowstarkes Unternehmen mit mäßigen Wachstumsraten üblich ist?
Entsprechend würde die Aktie dann bei 18 - 20 Euro notieren, was einem
KGV von 16 entspräche. Es wäre ein Kursniveau, bei dem ich mich nach
alternativen Dividendentiteln umschauen würde, denn von hier aus gibt es
nicht mehr viel „Potential”. Doch auf dem aktuellen Niveau und mit
diesen Aussichten ist die Deutsche Post eine prima Alternative zu den
niedrigen Zinsen am Anleihemarkt.
FAZIT: GUTER DIVIDENDENTITEL MIT STABILER KURSAUSSICHT
Sollten wir nun zu allem Überfluss auch noch Konjunkturprobleme
bekommen, nachdem wir Europa in eine Krise gestürzt haben und die
Chinesen und Amerikaner sich unserem Abwärtssog nicht entziehen können,
dann werden Anleger nach sicheren Dividendentiteln Ausschau halten. Die
Deutsche Post ist ein solcher Titel, der nicht nur bei schwacher
Konjunktur sondern auch im Trubel der Euro-Turbulenzen gut bestehen
sollte.
5% Dividendenrendite, steuerfrei, sind attraktiv genug.
Konjunkturprobleme sollten den Titel belasten, gleichzeitig sollte die
Aktie als Dividendentitel gesucht sein. Vielleicht läuft der Kurs
einfach weiter seitwärts, was schon attraktiv genug wäre, wenn harte
Zeiten auf uns zukommen. Klart sich der Konjunkturhimmel auf, dann ist
sogar ein kräftiger Kursanstieg drin.
In diesem Artikel erwähnt:
DE0005552004 | DPW |