Der Schlüssel für die deutsche „Sommerbörse“ ist allein das Verhalten der total unterinvestierten Großanleger

Hans A. Bernecker Börsenbriefe GmbH
Veröffentlicht von Hans A. Bernecker Börsenbriefe GmbH am 14.04.2010
Dies ist eine exklusive Leseprobe von:

Actien-Börse

Der Schlüssel für die deutsche „Sommerbörse“ ist allein das Verhalten der total unterinvestierten Großanleger, die im internationalen Vergleich in einer fast katastrophal erscheinenden Abstinenz verharren. Der Beleg ist eindeutig: Die deutschen Investoren berufen sich auf die Unwägbarkeiten, die in der neuen Eigenkapital-Richtlinie-Solvency ll liegen.


Die europäische Konkurrenz sieht es offenbar ganz anders. Eine solche Diskrepanz hat es nach unserer Kenntnis in den letzten Jahrzehnten nicht gegeben. Damit hinken die deutschen Großanleger hoffnungslos hinterher. Die berechenbare Kapitallücke hatten wir bereits mit ca. 250 Mrd € angegeben. Folge: Ändern die Großanleger ihre Meinung zur Aktie im positiven Sinne, ist der deutsche Markt nach oben nicht zu halten. Das gilt für DAX und MDAX. Verharren sie bei einer Aktienquote von 3 %, fehlt der deutschen Börse das Kapital. Denn ohne dieses Kapital lassen sich wesentlich höhere Kurse mangels Nachfrage nicht darstellen. Die Lücke von Ausländern schließen zu lassen halten wir für fragwürdig und Sie wissen: Die Hausse vom März 2009 bis Januar 2010 wurde weitgehend von Hedge-Fonds getragen. Die Zielgrößen für den DAX hatten wir klar formuliert. Bis dahin reicht die Munition, die sich aus der Markttechnik ableitet. Mehr gibt der Markt ohne die Großinvestoren nicht her. Auch eine sehr positive Einschätzung oder Tendenzvorgabe aus New York würde daran gleichfalls nicht viel ändern. Die Neuemissionen hatten wir in die Ecke gestellt. Wenn Heuschrecken Kasse machen, ist dies kein Grund, Neuemissionen besonders hoch einzuschätzen. Vor allem liegt dies an den Konditionen. Sie waren entweder dilettantisch oder frech. Echte Börsengänge sind dagegen ohne weiteres realisierbar, wie VW, CONTINENTAL und auch HEIDELBERGER CEMENT gezeigt haben. In allen drei Fällen wurden keine Schulden an Finanzinvestoren zurückgezahlt, die zuvor in die Kasse gegriffen hatten, sondern Investitionen finanziert bzw. konsolidiert. Der Verkauf von HOCHTIEF CONCESSIONS scheiterte am Preis. Das Klima für Neuinvestitionen schreiben wir für die Sommerbörse ebenfalls fest: Die Aufnahme von Mittel, um Anlageinvestitionen oder Akquisitionen zu finanzieren, dürfte keine Probleme bereiten, wenn die Konditionen stimmen. In diesem Fall werden wir in der Regel eine klare Kaufempfehlung geben. Börsengänge nach dem genannten Muster sind zu 80 % abzulehnen, wenn nicht mindestens der gleiche Prozentsatz des Geldes in der Kasse des Emittenten verbleibt. Wir befürchten allerdings, dass dies der seltenere Fall ist. Ein Paradebeispiel für einen solchen Fall wäre wohl SAP. Die Aktie hat gerade ihren letzten „Breakpunkt“ erreicht: 36 €. Die Bedingungen sehen so aus: SAP hat die Führungs-Spitze ausgewechselt. Einer der Gründer wird via Aufsichtsrat deutlich aktiver. In Walldorf ist klar: Organisches Wachstum allein reicht nicht aus, um die Spitzenstellung zu halten, denn die Konkurrenz ist deutlich aggressiver. Das bedeutet: SAP kann mit eigenem Geld plus Neuemission jederzeit zwischen 13 - 15 Mrd € an Kapital akquirieren, um selbst die Geschäfte auszuweiten. Da die Großaktionäre einen solchen Schritt nicht begleiten können, wäre ein Volumen dieser Größenordnung aus dem Markt zu nehmen. Ist das realistisch? Ohne Probleme, wenn das dahinterstehende Geschäft wirklich Sinn macht. Dies versichert uns der dafür zuständige Vorstand einer dt. Großbank. Die Alternative ist ebenso klar und wurde hier beschrieben: Bewegt sich SAP nicht, oder nur in sehr kleinen Schritten, wird es von einem anderen geschluckt werden. Das ergäbe ein Emissionsvolumen in der Größenordnung von fast 50 Mrd € gegen Aktien oder bar, wie auch immer. Dann lautet das Kursziel im Minimum 42, im Maximum 45 € je Aktie. Aus unserer Sicht: Bei 36 € liegt ein Kaufsignal für die genannte Zielgröße.
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