Der Schieferölboom in den USA bietet aussichtsreiche Investitionsmöglichkeiten

Hans A. Bernecker Börsenbriefe GmbH
Veröffentlicht von Hans A. Bernecker Börsenbriefe GmbH am 01.10.2013
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Aktionärsbrief

Was konventionelle Fördermethoden von Rohöl angeht, ist das weltweite Fördermaximum („peak oil“) bereits in den siebziger Jahren überschritten worden. Seitdem ist es auch in den USA mit der Förderung von Rohöl stetig bergab gegangen. 2008 gelang dann allerdings die Trendwende. Seitdem legte die Förderung in den USA wieder zu. 2013 stieg die Produktion um 14 % auf 8,9 Mio. Barrel pro Tag. Mit der Förderung weiten sich auch die nachgewiesenen Ölreserven der USA aus. Laut der US-Behörde Energy Information Agency nahmen sie zwischen 2008 und 2011 von 20,6 auf 29 Mrd. Barrel zu. Laut der Internationalen Energieagentur IEA haben die USA das Potenzial dazu, bis 2020 noch vor Saudi-Arabien und Russland zum weltgrößten Ölförderer zu avancieren.


Erst der technologische Fortschritt hat die Förderung von in Schiefergesteinsschichten eingeschlossenen Gas- und Ölvorkommen ermöglicht. Dazu gehört z. B. das horizontale Bohren und das „hydraulic fracturing“ (kurz: Fracking). Beim Fracking wird unter hohem Druck eine Mischung aus Wasser, Sand und Chemikalien in die Gesteinsschicht gepresst, so dass diese aufplatzt und das Öl in den Bohrschacht abfließen und an die Erdoberfläche gefördert werden kann. Ölhaltige Schiefergesteinsvorkommen sind über die ganze USA verteilt. Die bekanntesten sind das Eagle Ford Shale in Texas, das Permian Basin in Texas/New Mexico und das Bakken Shale, das North Dakota noch vor Alaska, aber nach Texas, zum zweitgrößten ölproduzierenden Bundesstaat gemacht hat. Auch dem Monterey Shale in Kalifornien wird großes Potenzial zugeschrieben; dort werden 15,4 Mrd. Barrel Öl vermutet, was den „Sunshine State“ zur Nr. 4 in den USA macht.

Droht dem Schieferöl dasselbe Schicksal wie dem Schiefergas? Die massive Ausweitung der heimischen Gasförderung hatte die US-Gaspreise abstürzen lassen. Das lag vor allem an dem regionalen Überangebot. Da das Gas nur in flüssiger Form per Schiff über weitere Strecken transportiert werden kann und bisher nur eine begrenzte Zahl von Flüssiggastankern auf den Weltmeeren unterwegs ist, gibt es starke Preisdifferenzen. So ist Gas in Europa doppelt so teuer wie in den USA und in Japan sogar drei Mal so teuer. Rohöl hingegen ist ein global gehandelter Rohstoff, dessen Transportkapazitäten zwar ebenfalls begrenzt sind, die aber um ein Vielfaches größer sind als die für Flüssiggas. Ein Zusammenbruch des Ölpreises ähnlich wie beim Schiefergas ist also nicht zu befürchten. Das wird Anleger freuen, die auf Aktien von öllastigen Unternehmen gesetzt haben, weist ihre Kursentwicklung doch eine gewisse Korrelation mit dem Ölpreis auf. Wer aber als Anleger direkt in die Thematik Schieferöl investieren will, sollte auf kleinere und mittlere Explorationsund Produktionsunternehmen setzen, die große Projekte viel flexibler und schneller umsetzen können als große Multis. Darüber hinaus wachsen bei den kleineren Gesellschaften Umsatz und Gewinn viel schneller als bei den großen, weshalb die Aktien deutlich größeres Potenzial haben.

• EOG RESOURCES (877 961; 169,28 $) will die Produktion 2013 steigern, während sie bei Exxon Mobil zum zweiten Mal in Folge rückläufig sein wird. Im 2. Quartal legte EOGs Gewinn um 87 % zu, während der von Exxon Mobil um 57 % zurückging. EOG ist eine der großen Ölund Gasgesellschaften in den USA. Die bewiesenen Reserven lagen Ende 2012 bei 1,8 Mrd. Barrel Öläquivalenten, wovon sich 92 % in den USA befinden. EOG ist aktiv beteiligt an der Erschließung unkonventioneller Vorkommen und verfügt über eine wichtige Präsenz in den Schiefergebieten Eagle Ford, Barnett, Haynesville, Horn River, Marcellus und Bakken. 2012 produzierte EOG 170,7 Mio. Barrel Öläquivalente. Die Aktie zeigt seit einigen Monaten relative Stärke zum S&P 500.

• KINDER MORGAN ENERGY PARTNERS (885 163; 79,42 $) ist einer der wichtigen Player im „Midstream“-Segment. Im Vergleich zu den Explorations- und Produktionsunternehmen (Upstream) sind Midstream-Unternehmen mit dem Weitertransport und der Zwischenlagerung von Öl und Gas beschäftigt. Kinder Morgan EP betreibt Pipelines von 42.000 km Länge. Wegen der zumeist langfristig festgelegten Durchleitungsgebühren ist man nicht dem Ölpreisrisiko ausgesetzt. Zudem besitzt man noch 170 Lager für Benzin, Kohle und andere Energieprodukte. Aufgrund der Rechtsform einer „Master Limited Partnership“ genießt man beträchtliche Steuervergünstigungen, muss aber im Gegenzug den größten Teil seines Gewinns an Partner und Anteilshaber ausschütten.

• PHILLIPS 66 (A1J WQU; 57,41 $) ist 2012 aus der Abspaltung der Downstream-Aktivitäten von Conoco Phillips hervorgegangen. Phillips 66 ist vor allem in den Bereichen Raffinierung und Marketing aktiv. Raffinerien stehen am Ende der Öl-Wertschöpfungskette (Downstream-Segment). Wegen der hohen Auslastung haben US-Raffinerien deutliche Vorteile gegenüber der Konkurrenz auf anderen Kontinenten. Zudem verbrauchen Raffinerien viel Gas, das in den USA im Überfluss und somit sehr günstig zu bekommen ist. Phillips 66 betreibt 15 Raffinerien mit einer Kapazität von 2,2 Mio. Barrel pro Tag. Zudem betreibt man Tankstellenketten, wie z. B. Jet in Deutschland.

• HELMERICH & PAYNE (851 292; 69,41 $) ist ein Auftragsbohrer. H&P bohrt im Auftrag von großen Explorations- und Produktionsunternehmen zu einem großen Teil in den Schiefergebieten der USA. In den USA betreibt man derzeit 282 Bohrtürme an Land und neun auf See. Außerhalb der USA setzt man 29 Bohrtürme ein, womit H&P weltweit einer der wichtigsten Auftragsdriller ist.

Vom Schieferölboom profitieren auch Unternehmen, die dafür erforderliche Ausrüstungen, Verbrauchsmaterialien anbieten. CARBO CERAMICS (900 395; 96,42 $) ist der weltgrößte Hersteller von Keramiksand, der der Fracking-Flüssigkeit beigemischt wird. SCHOELLER-BLECKMANN (907 391; 87,32 €) ist Weltmarktführer bei Bohrstrangkomponenten für die Richtbohrtechnologie, die vor allem bei der Ansteuerung von Schieferöl- und -gasvorkommen eingesetzt wird.
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