Der Ölpreis schmiert die Wirtschaft
Veröffentlicht von
Hans A. Bernecker Börsenbriefe GmbH
am
03.12.2014
Der Preiseinbruch für Öl um nunmehr fast 40 % gegenüber den Topnotierungen Anfang des Jahres/bis in den Sommer wird die vierte Säule für die Marktentwicklungen des kommenden Jahres, nach EZB-Entscheidungen zu Anleihenkäufen, der Abwertung des Euro bis jetzt um rd. 14 % und dem Thema Negativzins. Der Konjunktureffekt auf die Eurozone bei 40 % niedrigeren Ölpreisen wird inzwischen auf 0,5 Prozentpunkte taxiert. Die Folgen sind weitreichend.
1. Währungen: Die Währungen Australiens, Südafrikas, Kanadas und mit Abstrichen Norwegens und Russlands dürften weiter unter Druck geraten. Das lässt sich über entsprechende Hebelzertifikate spielen.
2. Unternehmensgewinne: Der starke Rückgang der Ölpreise wird sich positiv auf die Unternehmensgewinne auswirken. Selbst wenn die Umsätze nur stagnieren sollten, werden die Gewinne weiter steigen. Durch die Seitwärtstendenz an den europäischen Aktienmärkten in den letzten 12 Monaten resultiert daraus eher eine Bewertungskontraktion.
3. Konjunktur: Ein sinkender Ölpreis bringt verschiedenen Sektoren Vorteile. Der Konsument hat mehr Geld zur Verfügung. In den USA hat der Privatkonsum einen Anteil von 68 % am BIP. Barclays taxiert, dass dem US-Konsumenten jährlich 70 Mrd. $ mehr im Geldbeutel bleibt. Da die Sparneigung der Amerikaner gering ist, wird das Geld schnell in den Wirtschaftskreislauf gelangen. Welche Sektoren profitieren? Eine aktuelle Studie von Bank of America Merrill Lynch schafft Klarheit:
Bei zyklischen Konsumgütern und Basiskonsumgütern steigt die Nachfrage. Sie entwickeln sich stets konträr zum Ölpreis. Dazu gehört das Segment Körperpflege. Zu nennen sind hier Titel wie Johnson & Johnson, Henkel, Beiersdorf oder L‘Oréal. Da geringere Energiekosten aber relativ gesehen Haushalte mit niedrigeren Einkommen überdurchschnittlich entlasten, werden auch Discounter und preisgünstige Restaurantketten profitieren. Wal- Mart, Target oder Domino´s Pizza werden von den Analysten genannt.
Bei den Airlines ist das Aufatmen am Größten. Das Thema Lufthansa hatten wir bereits ausführlich diskutiert. Im Durchschnitt liegt der Anteil der Treibstoffkosten bei rund 30 % an den Gesamtkosten. Zwar ist ein Großteil der Kerosinpreise vertraglich abgesichert. Ab 2016 dürfte dies aber durch rollierende Effekte voll auf die Gewinnrechnung der Airlines durchschlagen. Das wird vom Markt vorweggenommen. Wir setzen deshalb nicht nur auf Lufthansa, sondern auch auf EasyJet, Ryanair und American Airlines.
Aufwind auch für die Reiseveranstalter. Hier setzt Berenberg an. Man hält den Ölpreiseffekt in den Aktien der Touristiker für noch nicht eingepreist. TUI oder Kuoni können ihre Reisen so günstiger anbieten, was die Nachfrage erhöhen wird. Besonders die Kreuzfahrtbranche sieht man als schnellen Profi teur, da hier die Treibstoffkosten kaum abgesichert sind. Unsere Favoriten in diesem Sektor sind Royal Caribbean und Norwegian Cruise Line Holdings.
Die Chemie freut sich. Auch für andere Industrien hat der niedrige Ölpreis positive Auswirkungen. So können die Pharma- und Chemiehersteller deutlich günstiger produzieren. Theoretisch sorgt ein Rückgang des Ölpreises um 10 $ je Barrel für eine Entlastung von 6 Mrd.$ für die europäische Chemiebranche. Insgesamt sind dies seit den Tops im Öl nun 24 Mrd.$. Doch tatsächlich müssen die Chemiekonzerne die rückläufigen Rohstoffkurse zum Teil in ihren eigenen Preisen weitergeben. Ein Extrem-Profi teur ist das amerikanische Unternehmen
Sherwin-Williams mit dem Fokus auf Farben und Lacke. Positive Aussichten darf man auch PPG Industries (Kunststoffprodukte), Dupont oder Mitsui Chemicals unterstellen. Bei BASF, mit einem Standbein im Ölsektor, ist der Nutzen eher überschaubar.
Der Autosektor wird 2015 von den niedrigen Benzinpreisen profitieren. Die Amerikaner geben jährlich im Durchschnitt pro Kopf 2.600 $ für Sprit aus. Insgesamt sind das 360 Mrd.$. In Kombination mit den niedrigen Zinssätzen sorgt das für einen gehörigen Schub in der Autonachfrage. Die kommenden monatlichen Absatzzahlen bei Fiat Chrysler Automobiles sollten erneut voll überzeugen. Wir hatten die Aktie erst vor wenigen Ausgaben zum Bullen der Woche erkoren. Das Break bei 9 € ist nachhaltig. Das sieht sehr gut aus.
Und was machen die Ölfeldausrüster? Die Bewertungen sind im Sinkflug. Titel wie Seadrill oder Transocean verloren seit Ende September über ein Drittel ihres Wertes. Halliburton verliert auch fast 30 % im Zuge der Übernahme von Baker Hughes. Zum einen sinken die Bestellungen der großen Ölmultis, zum anderen wird Druck auf die Preise ausgeübt. Um dem zu entgehen, dürften sich nun weitere Zusammenschlüsse im Sektor ergeben. Titel wie Seadrill, Saipem oder CGG Veritas gelten als Übernahmekandidaten.
2. Unternehmensgewinne: Der starke Rückgang der Ölpreise wird sich positiv auf die Unternehmensgewinne auswirken. Selbst wenn die Umsätze nur stagnieren sollten, werden die Gewinne weiter steigen. Durch die Seitwärtstendenz an den europäischen Aktienmärkten in den letzten 12 Monaten resultiert daraus eher eine Bewertungskontraktion.
3. Konjunktur: Ein sinkender Ölpreis bringt verschiedenen Sektoren Vorteile. Der Konsument hat mehr Geld zur Verfügung. In den USA hat der Privatkonsum einen Anteil von 68 % am BIP. Barclays taxiert, dass dem US-Konsumenten jährlich 70 Mrd. $ mehr im Geldbeutel bleibt. Da die Sparneigung der Amerikaner gering ist, wird das Geld schnell in den Wirtschaftskreislauf gelangen. Welche Sektoren profitieren? Eine aktuelle Studie von Bank of America Merrill Lynch schafft Klarheit:
Bei zyklischen Konsumgütern und Basiskonsumgütern steigt die Nachfrage. Sie entwickeln sich stets konträr zum Ölpreis. Dazu gehört das Segment Körperpflege. Zu nennen sind hier Titel wie Johnson & Johnson, Henkel, Beiersdorf oder L‘Oréal. Da geringere Energiekosten aber relativ gesehen Haushalte mit niedrigeren Einkommen überdurchschnittlich entlasten, werden auch Discounter und preisgünstige Restaurantketten profitieren. Wal- Mart, Target oder Domino´s Pizza werden von den Analysten genannt.
Bei den Airlines ist das Aufatmen am Größten. Das Thema Lufthansa hatten wir bereits ausführlich diskutiert. Im Durchschnitt liegt der Anteil der Treibstoffkosten bei rund 30 % an den Gesamtkosten. Zwar ist ein Großteil der Kerosinpreise vertraglich abgesichert. Ab 2016 dürfte dies aber durch rollierende Effekte voll auf die Gewinnrechnung der Airlines durchschlagen. Das wird vom Markt vorweggenommen. Wir setzen deshalb nicht nur auf Lufthansa, sondern auch auf EasyJet, Ryanair und American Airlines.
Aufwind auch für die Reiseveranstalter. Hier setzt Berenberg an. Man hält den Ölpreiseffekt in den Aktien der Touristiker für noch nicht eingepreist. TUI oder Kuoni können ihre Reisen so günstiger anbieten, was die Nachfrage erhöhen wird. Besonders die Kreuzfahrtbranche sieht man als schnellen Profi teur, da hier die Treibstoffkosten kaum abgesichert sind. Unsere Favoriten in diesem Sektor sind Royal Caribbean und Norwegian Cruise Line Holdings.
Die Chemie freut sich. Auch für andere Industrien hat der niedrige Ölpreis positive Auswirkungen. So können die Pharma- und Chemiehersteller deutlich günstiger produzieren. Theoretisch sorgt ein Rückgang des Ölpreises um 10 $ je Barrel für eine Entlastung von 6 Mrd.$ für die europäische Chemiebranche. Insgesamt sind dies seit den Tops im Öl nun 24 Mrd.$. Doch tatsächlich müssen die Chemiekonzerne die rückläufigen Rohstoffkurse zum Teil in ihren eigenen Preisen weitergeben. Ein Extrem-Profi teur ist das amerikanische Unternehmen
Sherwin-Williams mit dem Fokus auf Farben und Lacke. Positive Aussichten darf man auch PPG Industries (Kunststoffprodukte), Dupont oder Mitsui Chemicals unterstellen. Bei BASF, mit einem Standbein im Ölsektor, ist der Nutzen eher überschaubar.
Der Autosektor wird 2015 von den niedrigen Benzinpreisen profitieren. Die Amerikaner geben jährlich im Durchschnitt pro Kopf 2.600 $ für Sprit aus. Insgesamt sind das 360 Mrd.$. In Kombination mit den niedrigen Zinssätzen sorgt das für einen gehörigen Schub in der Autonachfrage. Die kommenden monatlichen Absatzzahlen bei Fiat Chrysler Automobiles sollten erneut voll überzeugen. Wir hatten die Aktie erst vor wenigen Ausgaben zum Bullen der Woche erkoren. Das Break bei 9 € ist nachhaltig. Das sieht sehr gut aus.
Und was machen die Ölfeldausrüster? Die Bewertungen sind im Sinkflug. Titel wie Seadrill oder Transocean verloren seit Ende September über ein Drittel ihres Wertes. Halliburton verliert auch fast 30 % im Zuge der Übernahme von Baker Hughes. Zum einen sinken die Bestellungen der großen Ölmultis, zum anderen wird Druck auf die Preise ausgeübt. Um dem zu entgehen, dürften sich nun weitere Zusammenschlüsse im Sektor ergeben. Titel wie Seadrill, Saipem oder CGG Veritas gelten als Übernahmekandidaten.