Der Lockruf des Goldes

Weimer Media Group GmbH
Veröffentlicht von Weimer Media Group GmbH am 07.08.2011
Dies ist eine exklusive Leseprobe von:

BÖRSE am Sonntag

Der Goldpreis klettert von einem Rekordhoch zum nächsten. Kein Wunder: Der Mix aus der nach wie vor ungelösten Schuldenproblematik in Europa und den USA, Sorgen um die Weltkonjunktur und die Angst vor Inflation halten die Märkte im Würgegriff. Das Vertrauen in die Politik und die Zentralbanken ist dahin. Doch nicht immer ist der direkte Weg auch der günstigste.


 

Seit dem Jahr 2001 befindet sich der Goldpreis in einem stabilen Aufwärtstrend. Anfang August 2001 notierte er bei rund 280 US-Dollar. In den letzten Wochen und Monaten hat das Edelmetall laufend neue Höchststände erklommen und liegt jetzt bei rund 1.664 US-Dollar (Stand 5.8.2011, 14 Uhr). Innerhalb eines Monats stieg der Preis damit um rund 11%, innerhalb der letzten zehn Jahre um fast 600%.

Fieberthermometer der Weltwirtschaft

Dass der Beginn der Gold-Hausse zeitlich mit den Anschlägen vom 11. September und dem Eintritt der USA in mehrere Kriege zusammenfällt, ist kein Zufall. Gold wird – wie auch Öl – in US-Dollar gehandelt und lässt sich nicht beliebig vermehren: Das gesamte bisher geförderte Gold passt in einen Würfel von einer Kantenlänge von rund 20 Metern. Im Gegensatz dazu kann das Angebot an US-Dollar deutlich ausgeweitet werden. Das hat zur Folge, dass der Goldpreis in der Regel dann steigt, wenn der USDollar fällt. Dieser Zusammenhang darf jedoch nicht mit der Behauptung gleichgesetzt werden, dass Gold vor Inflation schützen würde: „Als Inflationsschutz hat Gold oft enttäuscht. In vielen Jahren haben Anleger nach Abzug der Inflation Minus gemacht“, stellte der Dienstleister „Finanztest“ fest (07/2010). Auch die letzten Jahre waren beispielsweise von einer moderaten Preisentwicklung gekennzeichnet, während die Goldnotierung trotzdem stetig stieg. Alan Greenspan bezeichnete den Goldpreis stattdessen einmal als Thermometer für das Finanzsystem. Folgt man diesem Bild, sind die niedrigen Zinsen sowie eine deutliche Ausweitung der Geldmenge zwar der Nährboden für den kontinuierlichen Preisauftrieb des begehrten Metalls, jedoch nicht dessen Ursache. Letztere ist vielmehr in den weltweiten Ungleichgewichten und der aus dem Ruder gelaufenen Verschuldung zahlreicher Staaten zu suchen. Wie die Gradzahl beim Fieber, die kurzfristig stark ansteigen kann, ist der Goldpreis also ein Maß für die Schwere der Erkrankung.

Kurzfristig ein sicherer Hafen

In diesem Sinne eignet sich Gold für Anleger zumindest kurzbis mittelfristig durchaus als sicherer Hafen. Schließlich ist die Lage mittlerweile tatsächlich so verfahren, dass mit einer raschen Lösung nicht zu rechnen ist. Ein Patentrezept, mit dessen Anwendung die aktuellen Probleme über Nacht gelöst werden könnten, existiert schlichtweg nicht – zumindest keines, dessen Nebenwirkungen akzeptabel erscheinen. Weil die großen Währungen Euro und US-Dollar mittlerweile als unsicher eingestuft werden und (einstmals) erstklassige Staatsanleihen entweder kaum noch Rendite abwerfen oder ebenfalls mit Fragezeichen hinsichtlich ihrer Qualität behaftet sind, flüchten sich immer mehr Sparer in Gold. Doch der Preis ist, wie eingangs dargestellt, bereits stark gestiegen und Barren und Münzen werfen nun einmal keine Zinsen ab. Eine interessante Alternative ist die Kombination aus Gold und Wertpapieren in Form von Goldminen-Aktien.

Gold mit Abschlag kaufen

Letztere sind momentan besonders interessant, da diese den Aufschwung beim Gold noch nicht nachvollzogen haben. Das zeigt ein Vergleich des Goldpreises mit dem NYSE Arca Gold Bugs Index, der auch unter der Bezeichnung HUI bekannt ist und früher Amex Gold Bugs Index hieß. Während der Preis für eine Unze Gold in dieser Woche einen neuen historischen Höchststand erreicht hat, notiert der HUI rund 13% unter seinem Rekordhoch vom April dieses Jahres. Auch auf Sicht der letzten zwölf Monate ist Gold rund doppelt so schnell gestiegen wie der Minenindex: Gold legte um rund 37% zu – der Amex Gold Bugs lediglich um rund 18%. Die Analysten der Bank of America-Merrill Lynch sehen mit Blick auf weitere Parameter, wie das Kurs-Buchwert-Verhältnis, Goldaktien derzeit sogar im Bereich ihrer historischen Tiefstände notieren und rechnen mit einer Aufholbewegung. Eine Einschätzung, die auch der Fondsmanager und Goldspezialist Andreas Böger von Absolute Portfolio Management teilt: „Wir denken, dass die makroökonomischen Fundamentaldaten und die Unterbewertung der Minenaktien in den kommenden Monaten zu einer übergreifenden manischen Aufwärtsbewegung führen werden.“

Echte Goldminen

Neben der günstigen Bewertung sprechen auch fundamentale Faktoren für die Minenbetreiber. So konnten die großen Firmen, wie beispielsweise AngloGold and Barrick Gold, die letzten Lieferkontrakte, die in den Vorjahren zu deutlich niedrigeren Preisen abgeschlossen wurden, bereits 2010 auflösen. Der Goldpreisanstieg wirkt sich daher seit einigen Monaten viel stärker auf die Gewinnentwicklung der Konzerne aus. Betrug die durchschnittliche Bruttomarge bei Goldminenunternehmen im Jahr 2005 nur rund 190 US-Dollar pro Unze, verdreifachte sich diese 2010 auf über 600 US-Dollar. Im zweiten Quartal des laufenden Jahres lagen die Produktionskosten pro Unze bei AngloGold bei 760 US-Dollar bei einem durchschnittlichen Marktpreis von 1.500 US-Dollar. In der Folge kletterte der Gewinn des drittgrößten Goldproduzenten allein gegenüber dem ersten Quartal um 68%. Trotz der sehr guten Rahmenbedingungen sollte man sich mit den Eigenheiten des Minensektors und den Bewertungsmethoden auskennen, wenn man ein Direktinvestment ins Auge fasst. Wer es bequemer haben möchte, kann zu speziellen Fonds greifen, die sich in den vergangenen Monaten bereits sehr gut entwickelt haben. Dazu zählen beispielsweise mit einer 2010er-Performance von 80% der Stabilitas Gold Resourcen Special Situations P (WKN: A0MV8V) sowie mit einem Plus von 68% der Craton Capital Precious Metal A (WKN: 964907).

Attraktive Zwitter

Einen Blick wert sind auch der JB Multipartner Gold Equity USD B und der Falcon Gold Equity A. Wie die Bezeichnung des JB Multipartner zeigt, notieren diese Fonds allerdings nicht immer in Euro. Allerdings sollte man sowohl bei Goldfonds als auch bei Zertifikaten gerade das Wechselkursrisiko in besonderem Maße beachten. Dieser Aspekt ist deshalb nicht unwesentlich, da ein Teil der Goldgewinne europäischer Anleger regelmäßig durch einen schwachen US-Dollar

aufgefressen wurde. Wer Aktien gegenüber skeptisch eingestellt ist und sein Geld nicht in Barren und Münzen stecken möchte, für den gibt es seit einiger Zeit eine weitere Alternative: sogenannte Exchange Traded Commodities (ETC). Im Unterschied zu den entsprechenden Goldbeziehungsweise Rohstoff-Zertifikaten werden diese Papiere mit physischem Gold unterlegt, sodass auch die Rollproblematik entfällt. Zwar handelt es sich bei ETCs um Schuldverschreibungen, doch durch die physische Hinterlegung ist das Geld der Anleger bei einer Pleite des Emittenten relativ gut geschützt. Bei einigen Varianten besteht sogar die Möglichkeit einer Auslieferung der hinterlegten Barren. Die Deutsche Bank hat unter der Bezeichnung DB Physical Euro Hedged ETC jüngst Produkte unter anderem auf Gold emittiert, die zudem über eine Wechselkursabsicherung (Quanto) verfügen.

Fazit

Wer mit dem Auseinanderbrechen der EuroWährungsunion und dem Kollaps des Weltfinanzsystems rechnet, für den sind Fonds und Zertifikate auf den Goldpreis freilich ungeeignet. Dass die Zahl dieser Skeptiker wächst, lassen die boomenden Edelmetallshops und Goldautomaten erkennen. Dabei sollten Anleger jedoch den Rat von „Finanztest“ beachten: „Als Zahlungsmittel taugt Gold nur bedingt. Kleine Goldstücke kosten zu viel, große sind zum Einkaufen ungeeignet.“ In einem gut diversifizierten Portfolio sollte der Goldanteil zudem maximal 5% bis 10% betragen. 

 

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