Der Konjunkturaufschwung ist bisher folgenlos am US-Einzelhandel vorübergegangen
Veröffentlicht von
Hans A. Bernecker Börsenbriefe GmbH
am
20.02.2016
In den vergangenen fünf Jahren ist das BIP gestiegen und die Arbeitslosenquote hat sich halbiert. Trotzdem geht der US-Einzelhandel in Sack und Asche.
Von WAL-MART (860 853; 62,56 $) gab es zuletzt ein besonders öffentlichkeitswirksames Signal, das die Malaise der Branche eindringlich darstellt: Der weltgrößte Einzelhandelskonzern will auf dem USHeimatmarkt 154 Filialen schließen und bis zu 10.000 Arbeitsplätze streichen. Weltweit sollen 269 Ladengeschäfte gestrichen werden, wobei außerhalb der USA weitere 6.000 Arbeitsplätze zur Disposition stehen. Am Markt wurde die Ankündigung mit Kursverlusten quittiert. Ohnehin zeigt der Aktienkurs schon seit Monaten abwärts: Innerhalb der letzten 12 Monate hat die Aktie knapp ein Drittel ihres Wertes verloren.
Ein Fanal für den Niedergang des US-Einzelhandels war zuletzt auch EZ WORLDWIDE EXPRESS. Das Logistikunternehmen aus New Jersey musste in der vergangenen Woche Gläubigerschutz nach Chapter 11 der US-Insolvenzverordnung anmelden. Das Unternehmen übernimmt die Warenanlieferungen für viele US-Einzelhandelsunternehmen, wie z. B. die Modekette FOREVER 21 oder die DISNEY-Stores. Grund für die Insolvenz: Ein offensichtlich desaströs verlaufenes Weihnachtsgeschäft. Normalerweise ist das 4. Quartal das wichtigste des Jahres, wo üblicherweise rund 40 % des Jahresumsatzes generiert werden. EZ Worldwide Express hat offenbar besonders unter der steigenden Popularität des Online-Shoppings gelitten. Zwar beliefert man auch die Lager von Amazon, aber die Konditionen hierfür sind viel weniger lukrativ als für den stationären Einzelhandel.
Die jüngsten Einzelhandelsstatistiken unterstreichen das Bild, das die Unternehmen der Branche derzeit abgeben. So hat das US-Wirtschaftsministerium gemeldet, dass im Dezember die Einzelhandelsumsätze um 0,1 % zurückgegangen sind. Rechnet man Autoverkäufe und Baumaterialien heraus, lag das Minus sogar bei 0,3 %. Am Markt war dagegen eigentlich ein Anstieg in gleicher Höhe erwartet worden. Auch die Einzelhandelsbilanz des gesamten Jahres 2015 fällt schlecht aus: Der Umsatz in der Branche ist gerade mal um 2,1 % gestiegen, was dem niedrigsten Wert seit 2009 entspricht.
Betroffen sind vor allem Modeunternehmen. Und das gleich in doppelter Hinsicht, da neben der schlechten Branchenstimmung nun auch das zusätzliche Problem auftritt, sich nach der Pleite von EZ Worldwide Express einen neuen Logistikpartner suchen zu müssen. Insbesondere die Modekette FOREVER 21 wird diese Probleme besonders zu spüren bekommen. Die - nicht börsennotierte - Kette hieß früher Fashion 21 und betreibt Geschäfte in vielen Großstädten der USA, Europas, Asiens und dem Mittleren Osten. Das Unternehmen ist beispielhaft für die Kurzlebigkeit vieler Einzelhandelsinitiativen in den USA. Forever 21 hatte erst im März unter viel PR-Getöse einen Vorzeigeladen an der New Yorker Edel-Einkaufsmeile Fifth Avenue wiedereröffnet. Dieser schaffte es dann noch nicht mal bis zum Weihnachtsgeschäft: Bereits im September musste der Laden wegen einer enttäuschenden Umsatzentwicklung wieder geschlossen werden. Aber Forever 21 steht mit dieser Entwicklung nicht alleine da: Auch Modeketten wie ABERCROMBIE & FITCH oder AEROPOSTALE haben im vergangenen Jahr Dutzende von Ladengeschäften in den USA geschlossen.
Besonders bemerkenswert ist allerdings der Niedergang von ABERCROMBIE & FITCH (903 016; 25,55 $) in den letzten Jahren. Eigentlich hatte das Unternehmen Kultstatus bei Teens und Twens. Die Beliebtheit der A&F-Klamotten bei europäischen Jugendlichen speiste sich aber insbesondere daraus, dass das Unternehmen außerhalb der USA gar nicht vertreten war. Deshalb ließ sich eine ganze Generation von Jugendlichen die Kleidungsstücke von Freunden oder Bekannten aus den USA mitbringen, wenn diese dort ihren Urlaub verbrachten. Abercrombies Stern begann zu sinken, als man nach Übersee expandierte. So eröffnete man z. B. 2011 in Düsseldorf eines der ersten Geschäfte in Kontinentaleuropa. Andere europäische Städte folgten. Damit war die Kleidung auch diesseits des Atlantiks leicht verfügbar und gehörte damit zum Mainstream. Der Tod eines jeden Modetrends! Zudem geriet das Unternehmen wegen seines exzentrischen CEOs und Chairmans Michael Jeffreys in die Kritik. A&F geriet wegen seiner diskriminierenden und teilweise rassistischen Attitüde zunehmend in die Kritik. Im Dezember 2014 musste Jeffreys schließlich von seinem Posten zurücktreten. Dennoch hat sich der Aktienkurs seit Juli 2011 bis heute mehr als gedrittelt.
Auch die Modekette GAP (863 533; 23,26 $) hat es schwer erwischt. Das 1969 gegründete Unternehmen betreibt, z. T. über Franchisepartner, neben den USA auch in Kanada, Südamerika, Europa, Afrika, Asien und Australien über 3.700 Ladengeschäfte. Auf dem US-Heimatmarkt musste man 2015 aber über 170 Läden schließen. Aber auch in den weiterhin geöffneten Geschäften ist die Krise deutlich sichtbar. In den Regalen gibt es zahlreiche Lücken. Vor Februar werden keine neuen Lieferungen erwartet. Also auch in kurzfristiger Hinsicht keine guten Aussichten. Und dabei ist GAP mit einem Umsatzrückgang von 5 % im Dezember noch nicht einmal am schlechtesten dran. So musste der in den USA kräftig expandierende japanische Modehändler UNIQLO sogar prozentual zweistellige Umsatzeinbrüche vermelden.
Überdies leidet auch der Elektronik-Einzelhandel. Der Unterhaltungselektronik-Dinosaurier RADIOSHACK (gegründet 1921!) musste vor rund einem Jahr Insolvenz anmelden. BEST BUY (873 629; 26,03 $) schließt kontinuierlich schon seit Jahren Läden. Auch die Kaufhauskette MACY‘S (A0M S7Y; 39,13 $) plant für das laufende Jahr, bis zu 40 Filialen zu schließen. Und all das vor dem Hintergrund einer konjunkturellen Erholung, die eher schon auf ihre Endphase zuläuft. Wie düster mag es da erst um den US-Einzelhandel bestellt sein, wenn der nächste Konjunkturabschwung eingeläutet wird? Fazit: US-Einzelhandelswerte drängen sich bis auf Weiteres nicht zum Kauf auf!
Ein Fanal für den Niedergang des US-Einzelhandels war zuletzt auch EZ WORLDWIDE EXPRESS. Das Logistikunternehmen aus New Jersey musste in der vergangenen Woche Gläubigerschutz nach Chapter 11 der US-Insolvenzverordnung anmelden. Das Unternehmen übernimmt die Warenanlieferungen für viele US-Einzelhandelsunternehmen, wie z. B. die Modekette FOREVER 21 oder die DISNEY-Stores. Grund für die Insolvenz: Ein offensichtlich desaströs verlaufenes Weihnachtsgeschäft. Normalerweise ist das 4. Quartal das wichtigste des Jahres, wo üblicherweise rund 40 % des Jahresumsatzes generiert werden. EZ Worldwide Express hat offenbar besonders unter der steigenden Popularität des Online-Shoppings gelitten. Zwar beliefert man auch die Lager von Amazon, aber die Konditionen hierfür sind viel weniger lukrativ als für den stationären Einzelhandel.
Die jüngsten Einzelhandelsstatistiken unterstreichen das Bild, das die Unternehmen der Branche derzeit abgeben. So hat das US-Wirtschaftsministerium gemeldet, dass im Dezember die Einzelhandelsumsätze um 0,1 % zurückgegangen sind. Rechnet man Autoverkäufe und Baumaterialien heraus, lag das Minus sogar bei 0,3 %. Am Markt war dagegen eigentlich ein Anstieg in gleicher Höhe erwartet worden. Auch die Einzelhandelsbilanz des gesamten Jahres 2015 fällt schlecht aus: Der Umsatz in der Branche ist gerade mal um 2,1 % gestiegen, was dem niedrigsten Wert seit 2009 entspricht.
Betroffen sind vor allem Modeunternehmen. Und das gleich in doppelter Hinsicht, da neben der schlechten Branchenstimmung nun auch das zusätzliche Problem auftritt, sich nach der Pleite von EZ Worldwide Express einen neuen Logistikpartner suchen zu müssen. Insbesondere die Modekette FOREVER 21 wird diese Probleme besonders zu spüren bekommen. Die - nicht börsennotierte - Kette hieß früher Fashion 21 und betreibt Geschäfte in vielen Großstädten der USA, Europas, Asiens und dem Mittleren Osten. Das Unternehmen ist beispielhaft für die Kurzlebigkeit vieler Einzelhandelsinitiativen in den USA. Forever 21 hatte erst im März unter viel PR-Getöse einen Vorzeigeladen an der New Yorker Edel-Einkaufsmeile Fifth Avenue wiedereröffnet. Dieser schaffte es dann noch nicht mal bis zum Weihnachtsgeschäft: Bereits im September musste der Laden wegen einer enttäuschenden Umsatzentwicklung wieder geschlossen werden. Aber Forever 21 steht mit dieser Entwicklung nicht alleine da: Auch Modeketten wie ABERCROMBIE & FITCH oder AEROPOSTALE haben im vergangenen Jahr Dutzende von Ladengeschäften in den USA geschlossen.
Besonders bemerkenswert ist allerdings der Niedergang von ABERCROMBIE & FITCH (903 016; 25,55 $) in den letzten Jahren. Eigentlich hatte das Unternehmen Kultstatus bei Teens und Twens. Die Beliebtheit der A&F-Klamotten bei europäischen Jugendlichen speiste sich aber insbesondere daraus, dass das Unternehmen außerhalb der USA gar nicht vertreten war. Deshalb ließ sich eine ganze Generation von Jugendlichen die Kleidungsstücke von Freunden oder Bekannten aus den USA mitbringen, wenn diese dort ihren Urlaub verbrachten. Abercrombies Stern begann zu sinken, als man nach Übersee expandierte. So eröffnete man z. B. 2011 in Düsseldorf eines der ersten Geschäfte in Kontinentaleuropa. Andere europäische Städte folgten. Damit war die Kleidung auch diesseits des Atlantiks leicht verfügbar und gehörte damit zum Mainstream. Der Tod eines jeden Modetrends! Zudem geriet das Unternehmen wegen seines exzentrischen CEOs und Chairmans Michael Jeffreys in die Kritik. A&F geriet wegen seiner diskriminierenden und teilweise rassistischen Attitüde zunehmend in die Kritik. Im Dezember 2014 musste Jeffreys schließlich von seinem Posten zurücktreten. Dennoch hat sich der Aktienkurs seit Juli 2011 bis heute mehr als gedrittelt.
Auch die Modekette GAP (863 533; 23,26 $) hat es schwer erwischt. Das 1969 gegründete Unternehmen betreibt, z. T. über Franchisepartner, neben den USA auch in Kanada, Südamerika, Europa, Afrika, Asien und Australien über 3.700 Ladengeschäfte. Auf dem US-Heimatmarkt musste man 2015 aber über 170 Läden schließen. Aber auch in den weiterhin geöffneten Geschäften ist die Krise deutlich sichtbar. In den Regalen gibt es zahlreiche Lücken. Vor Februar werden keine neuen Lieferungen erwartet. Also auch in kurzfristiger Hinsicht keine guten Aussichten. Und dabei ist GAP mit einem Umsatzrückgang von 5 % im Dezember noch nicht einmal am schlechtesten dran. So musste der in den USA kräftig expandierende japanische Modehändler UNIQLO sogar prozentual zweistellige Umsatzeinbrüche vermelden.
Überdies leidet auch der Elektronik-Einzelhandel. Der Unterhaltungselektronik-Dinosaurier RADIOSHACK (gegründet 1921!) musste vor rund einem Jahr Insolvenz anmelden. BEST BUY (873 629; 26,03 $) schließt kontinuierlich schon seit Jahren Läden. Auch die Kaufhauskette MACY‘S (A0M S7Y; 39,13 $) plant für das laufende Jahr, bis zu 40 Filialen zu schließen. Und all das vor dem Hintergrund einer konjunkturellen Erholung, die eher schon auf ihre Endphase zuläuft. Wie düster mag es da erst um den US-Einzelhandel bestellt sein, wenn der nächste Konjunkturabschwung eingeläutet wird? Fazit: US-Einzelhandelswerte drängen sich bis auf Weiteres nicht zum Kauf auf!