Der IPO-Markt kommt langsam wieder in Fahrt
Veröffentlicht von
Hans A. Bernecker Börsenbriefe GmbH
am
25.09.2013
Wegen der lange Zeit schwächlichen Marktentwicklung haben sich neue Börsenaspiranten in diesem Jahr zurückgehalten. Die vergangenen Krisenjahre haben gezeigt, dass es in unsicheren Zeiten ratsam ist, sich mit seinen IPO-Plänen nicht allzu weit aus dem Fenster zu lehnen. Zu oft mussten Börsenkandidaten wegen überzogener Preisvorstellungen entweder verschieben oder ganz absagen. Für den Fall, dass sie den Weg auf das Börsenparkett schließlich doch geschafft haben, wurde das oft nur durch z. T. deutliche Preiszugeständnisse ermöglicht.
Oder die Kandidaten ersannen sich innovative Mittel und Wege, um ihr Unternehmen an die Börse zu bringen. Wie z. B. im Fall Evonik. Das Spezialchemieunternehmen verzichtete auf ein klassisches öffentliches Angebot inkl. der darauffolgenden Notierungsaufnahme, sondern wählte einen neuartigen Weg in mehreren Schritten. Zunächst platzierte man rund 12 % der Aktien in mehreren vorbörslichen Privatplatzierungsrunden bei Investoren wie dem Singapur-Staatsfonds Temasek. Zwei weitere Prozent wurden dann bei institutionellen Investoren untergebracht. Erst danach folgte die Notierungsaufnahme. Evonik hatte sich zu diesem unüblichen Verfahren entschlossen, da man zum Erfolg verdammt war, hatte man doch zuvor bereits drei Mal die IPO-Pläne wieder abblasen müssen.
Nach langer Flaute füllt sich nun der IPO-Kalender wieder. Vorletzte Woche haben nicht nur TWITTER und ROYAL MAIL ihre Börsenpläne bekanntgegeben, sondern auch JAPAN DISPLAY. Der weltweit größte Hersteller von Displays für Smartphones und Tablet-PCs ist u. a. Zulieferer für Apple und plant offenbar, an der Börse bis zu 2 Mrd. $ frisches Kapital aufzunehmen.
Natürlich weckt die anhaltend gute Börsenstimmung mit reihenweise neuen Höchstständen bei den Aktienindizes Begehrlichkeiten. Zum einen wollen dann natürlich die Unternehmen das günstige Umfeld für ihren Börsengang nutzen, solange das Fenster dafür geöffnet ist. Zum anderen suchen vermehrt Finanzinvestoren ihren Exit per Börsengang. In manchen Fällen wird das IPO entweder als Druckmittel oder als gangbare Alternative genutzt, wenn anderweitige Verkaufspläne nicht den gewünschten Preis erzielen. Wie etwa beim Badarmaturenhersteller GROHE. Mehre Konkurrenten sollen an einer Übernahme interessiert sein, wovon laut Reuters drei in der vergangenen Woche ein verbindliches Angebot eingereicht haben sollen. Darunter befindet sich auch der Schweizer Sanitärtechnikhersteller Geberit. Die Gebote sollen sich allesamt auf ca. 3 Mrd. € belaufen, aber die Grohe-Eigentümer Texas Pacific Group und Credit Suisse Private Equity hatten wohl auf 4 Mrd. € gehofft und treiben deshalb jetzt parallel auch die Option eines IPO voran.
Auch der US-Autohersteller CHRYSLER könnte schon bald an die Börse zurückkehren. Der Mehrheitsaktionär Fiat hat eine Option auf die restlichen Anteile, die derzeit noch beim US-Pensionsfonds Veba liegen. Es besteht aber erheblicher Dissens über den Wert dieses Chrysler-Pakets. Als letzten Ausweg hat nun Fiat-Chef Sergio Marchionne seit vergangenem Freitag auch einen Börsengang in Erwägung gezogen. Das ist natürlich auch als Druckmittel auf die Gegenpartei gedacht, die natürlich ihrerseits den Verkaufserlös maximieren möchte. Sollte es tatsächlich zu einem Chrysler-IPO kommen, dürfte Anfang 2014 der früheste realistische Termin sein.
Der Börsengang von FACEBOOK hat gezeigt, was alles bei einem IPO falsch gemacht werden kann. Die Preisvorstellungen wurden bis zum letzten Cent (und darüber hinaus) ausgequetscht, so dass es zum Handelsstart eigentlich nur abwärts gehen konnte. Zum anderen war das System der Nasdaq der Orderflut technisch nicht gewachsen. Überdies musste der Konsortialführer Morgan Stanley 5 Mio. $ Bußgeld zahlen, weil man zum einen gezielt bei der Streuung von sensiblen Daten mitgeholfen hatte, um die Preisvorstellungen nach oben zu treiben. Zum anderen hatte man die Senkung der Geschäftsprognose vorab einem ausgewählten Kreis institutioneller Investoren zugänglich gemacht.
Privatanleger sollten aus den letzten IPO-Pannen ihre Lehren ziehen. So sollte darauf geachtet werden, dass mit dem Börsengang eine Kapitalerhöhung verbunden ist, die zur Finanzierung weiteren Wachstums verwendet werden soll. Börsengänge, die vornehmlich von Altaktionären zum Kassemachen genutzt werden, sollten gemieden werden. Werden die frischen Mittel dagegen vorrangig zur Tilgung von verhältnismäßig hoch verzinslichen Altschulden und somit zur Optimierung der Finanzierungsstruktur genutzt, ist das in betriebswirtschaftlicher Hinsicht zwar sinnvoll und geboten, bietet aber für Neuaktionäre kaum Sex-Appeal. Skeptisch sollten Sie auch werden, wenn Finanzinvestoren den Börsengang zum Ausstieg nutzen wollen, denn solche Finanzprofis beherrschen die Klaviatur der Profitoptimierung nur allzu virtuos. Diesbezüglich sollten Sie also z. B. den Börsengang des Londoner Immobilienmaklers FOXTONS besonders kritisch beobachten, denn hier sucht BC Partners den Ausstieg. Auch bei GROHE (siehe oben) ist demnach Vorsicht geboten.
Nach langer Flaute füllt sich nun der IPO-Kalender wieder. Vorletzte Woche haben nicht nur TWITTER und ROYAL MAIL ihre Börsenpläne bekanntgegeben, sondern auch JAPAN DISPLAY. Der weltweit größte Hersteller von Displays für Smartphones und Tablet-PCs ist u. a. Zulieferer für Apple und plant offenbar, an der Börse bis zu 2 Mrd. $ frisches Kapital aufzunehmen.
Natürlich weckt die anhaltend gute Börsenstimmung mit reihenweise neuen Höchstständen bei den Aktienindizes Begehrlichkeiten. Zum einen wollen dann natürlich die Unternehmen das günstige Umfeld für ihren Börsengang nutzen, solange das Fenster dafür geöffnet ist. Zum anderen suchen vermehrt Finanzinvestoren ihren Exit per Börsengang. In manchen Fällen wird das IPO entweder als Druckmittel oder als gangbare Alternative genutzt, wenn anderweitige Verkaufspläne nicht den gewünschten Preis erzielen. Wie etwa beim Badarmaturenhersteller GROHE. Mehre Konkurrenten sollen an einer Übernahme interessiert sein, wovon laut Reuters drei in der vergangenen Woche ein verbindliches Angebot eingereicht haben sollen. Darunter befindet sich auch der Schweizer Sanitärtechnikhersteller Geberit. Die Gebote sollen sich allesamt auf ca. 3 Mrd. € belaufen, aber die Grohe-Eigentümer Texas Pacific Group und Credit Suisse Private Equity hatten wohl auf 4 Mrd. € gehofft und treiben deshalb jetzt parallel auch die Option eines IPO voran.
Auch der US-Autohersteller CHRYSLER könnte schon bald an die Börse zurückkehren. Der Mehrheitsaktionär Fiat hat eine Option auf die restlichen Anteile, die derzeit noch beim US-Pensionsfonds Veba liegen. Es besteht aber erheblicher Dissens über den Wert dieses Chrysler-Pakets. Als letzten Ausweg hat nun Fiat-Chef Sergio Marchionne seit vergangenem Freitag auch einen Börsengang in Erwägung gezogen. Das ist natürlich auch als Druckmittel auf die Gegenpartei gedacht, die natürlich ihrerseits den Verkaufserlös maximieren möchte. Sollte es tatsächlich zu einem Chrysler-IPO kommen, dürfte Anfang 2014 der früheste realistische Termin sein.
Der Börsengang von FACEBOOK hat gezeigt, was alles bei einem IPO falsch gemacht werden kann. Die Preisvorstellungen wurden bis zum letzten Cent (und darüber hinaus) ausgequetscht, so dass es zum Handelsstart eigentlich nur abwärts gehen konnte. Zum anderen war das System der Nasdaq der Orderflut technisch nicht gewachsen. Überdies musste der Konsortialführer Morgan Stanley 5 Mio. $ Bußgeld zahlen, weil man zum einen gezielt bei der Streuung von sensiblen Daten mitgeholfen hatte, um die Preisvorstellungen nach oben zu treiben. Zum anderen hatte man die Senkung der Geschäftsprognose vorab einem ausgewählten Kreis institutioneller Investoren zugänglich gemacht.
Privatanleger sollten aus den letzten IPO-Pannen ihre Lehren ziehen. So sollte darauf geachtet werden, dass mit dem Börsengang eine Kapitalerhöhung verbunden ist, die zur Finanzierung weiteren Wachstums verwendet werden soll. Börsengänge, die vornehmlich von Altaktionären zum Kassemachen genutzt werden, sollten gemieden werden. Werden die frischen Mittel dagegen vorrangig zur Tilgung von verhältnismäßig hoch verzinslichen Altschulden und somit zur Optimierung der Finanzierungsstruktur genutzt, ist das in betriebswirtschaftlicher Hinsicht zwar sinnvoll und geboten, bietet aber für Neuaktionäre kaum Sex-Appeal. Skeptisch sollten Sie auch werden, wenn Finanzinvestoren den Börsengang zum Ausstieg nutzen wollen, denn solche Finanzprofis beherrschen die Klaviatur der Profitoptimierung nur allzu virtuos. Diesbezüglich sollten Sie also z. B. den Börsengang des Londoner Immobilienmaklers FOXTONS besonders kritisch beobachten, denn hier sucht BC Partners den Ausstieg. Auch bei GROHE (siehe oben) ist demnach Vorsicht geboten.