Der internationalen Großspekulation sei Dank!

Hans A. Bernecker Börsenbriefe GmbH
Veröffentlicht von Hans A. Bernecker Börsenbriefe GmbH am 02.12.2009
Dies ist eine exklusive Leseprobe von:

Actien-Börse

Die Rolle der Hedge-Funds und anderer Großinvestoren (Private Equity etc.) war in den letzten Jahren sehr umstritten. Auch wir standen ihnen sehr skeptisch gegenüber, eher ablehnend. Nach 2 Marktkrisen, Internetblase und Finanzkrise in den Vergangenen 10 Jahren, ist diese Rolleneu zu überdenken.


Die Volumina der Hedge-Funds hatten in der Spitze rund 2.000 Mrd $ erreicht. Inkl. Kreditrahmen dürfte das Gewicht dieser Fonds bei 8 bis 10 % der weltweiten Börsenkapitalisierung gelegen haben, gemessen am Freefloat eher mehr. Teilweise bestimmten sie 80 % des täglichen Börsengeschäftes. Deren Volumen hat sich inzwischen auf etwa 1.200 Mrd $ reduziert, und die Zahl der Fonds dürfte sich rund halbiert haben, doch sind sie weiterhin die wichtigsten Marktteilnehmer!

Die Behauptung, die Hedge-Funds erhöhen die Liquidität der Märkte, war zunächst fragwürdig, hat sich aber als richtig erwiesen. Das ist jedoch doppeldeutig: Die große Beweglichkeit der Hedge Funds führt zu einer hohen Volatilität der Märkte, weil sie keine langfristigen Investoren sind, sondern eher mittelfristige Spekulanten. Das gilt sowohl für die Aktien wie Rohstoffmärkte und teilweise auch Bondmärkte. Die Fonds der Finanzinvestoren sind weniger spekulativ, stärker investiv, aber ebenfalls selten als sehr langfristige Investments angelegt. Ist das ein Vor- oder ein Nachteil?

Derart bewegliches Kapital schafft eine dauerhaft hohe Volatilität. Damit entstehen kürzere oder nur mittelfristige, aber keine sehr langen Trends, die weiter als 3 Jahre reichen. Das Motiv ist einleuchtend: Erreicht ein Markt seine höchste Bewertung, machen diese Investoren Kasse, und zwar radikal. Nicht unähnlich der Situation im Frühjahr 2001 oder Sommer 2007 und umgekehrt: Sie sind die mutigsten und größten Investoren auf dem tiefsten Niveau wie im Frühjahr 2003 oder im Frühjahr 2009. Ohne diese Investoren hätte es in den letzten 7 Monaten keine Rally über mehr als 60 % in den Indizes gegeben. Keine Bank war dabei, keine Versicherung, und auch nur wenige Privatanleger. Mithin liegt die Schlußfolgerung nahe: Auch künftig gibt es ohne das bewegliche Kapital der Hedge-Funds (als Sammelbegriff) keine Rally.

Das Problem ist deren Transparenz. Es ist der heikelste Punkt für die Beurteilung der Potenz dieser Fonds und deren Strategie. Insbesondere spielt hierbei die Frage eine Rolle, mit welchen Kredithebeln sie arbeiten. Darin liegt das letzte noch offene Problem in der Beurteilung, wie diese Investorengruppe für alle Märkte künftig einzuordnen ist. Das sie notwendig sind, ist inzwischen jedenfalls zu bestätigen.

Im Resümee: Die Investment-Zyklen der Hedge-Funds und großen Anlagevehikels bleiben das Vorbild und die Meßlatte für alle Privatanleger, wofür die schlichte Erkenntnis lautet: Investieren und viele Jahre investiert bleiben, ist wahrscheinlich unmöglich oder nur sehr begrenzt möglich. Bei einem Ausverkauf zu investieren und bei Jubelstimmung zu devestieren wird der Investment-Rhythmus der kommenden Jahre sein, der auf jeden Fall dazu zwingt, den Zyklen konsequent zu folgen, die am Investorenverhalten der Großspekulation zu orientieren ist. Das gilt auch für den begonnenen Zyklus, dessen Ende noch nicht abzusehen ist. Das Controlling eines Portfolios setzt sich deshalb künftig anders zusammen als in früheren Jahren: Die Unterscheidung liegt darin: Was ist ein Trendinvestment und was ist eine kürzerfristige Spekulation? Diese Frage wird Sie das ganze Jahr 2010 beschäftigen.

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