Der Druck auf die EZB steigt

Börsenwerte IF Verlag GmbH
Veröffentlicht von Börsenwerte IF Verlag GmbH am 13.02.2022
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Austria Börsenbrief

Mit Inflationswerten, die sich der Fünf-Prozent-Marke nähern bzw. diese in einigen Ländern bereits überschritten haben, rückt das Thema Zinswende auch in Europa immer näher. In den USA hat das Zentralbankensystem FED diese ja bereits eingeläutet. Wann wird es also in Europa so weit sein und wie werden die Börsen darauf reagieren?


Mit Inflationswerten, die sich der Fünf-Prozent-Marke nähern bzw. diese in einigen Ländern bereits überschritten haben, rückt das Thema Zinswende auch in Europa immer näher. In den USA hat das Zentralbankensystem FED diese ja bereits eingeläutet. Wann wird es also in Europa so weit sein und wie werden die Börsen darauf reagieren? Die Bankaktien haben die Zinswende jedenfalls bereits vorweggenommen. Binnen Monatsfrist verlor etwa der DAX 5,9 Prozent, während die Deutsche Bank zwölf Prozent zulegen konnte – eine flotte Outperformance. Und die Erste Group konnte den ATX zumindest hauchdünn hinter sich lassen. Also wann kommt die Zinswende?

Martin Wolburg, Senior Economist bei Generali Investments, rechnet zwar nicht damit, dass die EZB heuer reagieren wird, doch 2023 werde es unausweichlich Zinserhöhungen geben müssen. Sandra Holdsworth, Head of Rates UK bei Aegon Asset Management registriert zumindest, dass die überraschend hohen Inflationszahlen den Druck auf die EZB in Richtung hawkisher Wende erhöhen. Diese Meinung teilt auch Ulrike Kastens, Volkswirtin Europa bei DWS, die ebenfalls mit zunehmendem Druck auf jene Notenbanker rechnet, die bisher für eine Beibehaltung des geldpolitischen Kurses votiert haben. Aus den Statements der Ökonomen lässt sich aber schließen, dass die EZB so lange wie möglich mit Zinsschritten warten wird. Der Druck aus den „Defizitländern“, vor allem Italien und Frankreich, wird rasche Schritte verhindern. Nicht verhindern kann das aber die Unsicherheit an den Märkten, die ja an der Jänner-Performance recht deutlich abzulesen ist.

Die Schuld der EZB liegt darin, sich um klare Aussagen zu drücken, was derzeit besonders unangenehm ist: Jeder sieht, dass die Inflation (zu) hoch ist, jeder (natürlich auch der EZB-Rat) weiß, dass Zentralbanken auf so eine Situation üblicherweise mit Zinserhöhungen reagieren – aber die EZB-Chefin Christine Lagarde drückt sich bei ihren Statements vor diesem Thema. Wünschenswert wäre zumindest die Aussage, dass es heuer keine (oder eine? Oder zwei?) Zinserhöhungen geben wird. Der SWAP-Markt hat solche übrigens bereits eingepreist. Dort tauschen die Banken bereits feste gegen variable Zinszahlungen.

Riskant sind derzeit jedenfalls Investments im Fixed-Income-Bereich. Bei Aktien hingegen bieten Werte, die eine Kontinuität der Dividendenpolitik und eine solide Finanzierung aufweisen, nach wie vor langfristige Chancen. Dividenden erleichtern das Durchtauchen von Abwärtsphasen. Die Schwerpunktverlagerung von Growth zu Value ist auch aus diesem Grund im Gang und bleibt das Thema für die kommenden Monate.
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