Den Januar-Effekt nicht überschätzen

CURT L. SCHMITT Informationsdienste
Veröffentlicht von CURT L. SCHMITT Informationsdienste am 03.02.2010
Dies ist eine exklusive Leseprobe von:

Frankfurter Börsenbrief

2010 ist nun schon der dritte Januar in Folge mit ei- nem negativen Saldo im DAX. 2008 war das an der Börse geflügelte Wort, wie der Januar so das ganze Jahr, absolut richtig.


2009 hinge- gen sahen wir eine der stärksten Aufwärtsbe- wegungen der letzten Jahre. Wie ist dieses geflügelte Wort von der Prädestination des Ja- nuar also einzuschätzen? Völlig aus der Luft gegriffen ist es nicht. Nach einer Jahresendrally, nach dem Window-Dressing wird es ernst. Wie nachhaltig sind Kurssteigerungen? Wie groß ist die Bereitschaft und vor allem die Liquidität, auf hohem Niveau weitere Anschlußkäufe zu wagen? Helaba Trust hat die Daten der letzten 45 Jahre diesbezüglich aufgearbeitet. Das Er- gebnis sehen Sie in der nebenstehenden Über- sicht. Ergebnis: Die Indikationsfunktion ist bei einem starken Januar stärker als bei einem schwächeren Jahresstart. Der Zusammenhang zwischen starkem Januar und starkem Jahr ist höher als zwischen schwachem Januar und schwachem Jahr. Im S&P 500 ist die Wahrscheinlichkeit sogar fifty-fifty, ob ein starkes oder schwaches Jahr folgt. Für den amerikanischen Markt steigt allerdings die Signifikanz, wenn wir die letzten 60 Jahre heranziehen. In diesem Zeitraum gab es nur fünf Jahre, in denen der S&P 500 im Gesamtjahr signifikant vom Gesamtjahres- trend abweicht. Jedes Mal waren politische Effekte maßgeblich 1966 und 1968 Vietnam, 1982 die Verschärfung der Geldpolitik, die Terroranschläge von 2001 und der Irak-Krieg von 2003. Wie Stock Trader’s Almanac berechne- te, liegt die Signifikanz - bei Herausrechnung der Jahre, in denen sich nicht viel tat (+/- 5 %) - sogar bei 91,5 %. Mit diesen „flat years“ ist der Januar-Effekt immer noch in drei von vier Jahren gültig. Kurzfristig hat der S&P 500 sein Korrektur- potential weitgehend ausgelotet. Legen Sie uns bitte nicht auf die letzten 50 Punkte fest, aber wir gehen davon aus, daß mindestens 3/ 4 der Korrektur bereits hinter uns liegen. Im letzten Jahr hat sich ein Indikator als sehr zu- verlässiges Timing-Instrument diesbezüglich etabliert. Es ist die Zahl der Aktien, die ober- halb ihres 50-Tages-Durchschnitts notieren. Wenn nur noch ein Drittel der am New Yorker big board notierenden Papiere das von sich behaupten kann, ist die Zwischenkorrektur be- endet. Das war im letzten Juli und im letzten November richtig. Im Ausverkauf von 2008 hätte man mit diesem Indikator selbstverständlich wenig anfangen können. Die Markttechnik bestimmt denTrend.Vergessen Sie die jüngsten Zahlen zum amerikanischen Bruttoinlands- produkt. Sie sind ein Muster ohne Wert. Das Wachstum von annualisiert 5,7 % ist nur ein Zerrbild der tatsächli- chen ökonomischen Verhältnisse, die über die Branchen extrem differieren. Die Schwerindustrie wie z.B. der Stahl steht noch immer unter Preisdruck, während Technologie sich langsam erholt. Auch sollte für eine gewis- senhafte Analyse der Staatsanteil an den Aufträgen herausgerechnet werden. Dann bleiben noch 2,2 % übrig. Die überdurchschnittliche Erholung aus 2009 wird sich in 2010 nicht fortsetzen. Im Chart sehen Sie die Ent- wicklung des DAX nach einem Bärenmarkt. Deutlich zu erkennen, daß sich die Bewegung aus dem letzten Jahr vom Mittelwert vergangener Erholungen abhebt. Er ist so- gar aus dem statistischen Bereich der Standard-Normal- verteilung ausgebrochen. Nachvollziehbar. Die letzten Quar- tale waren von in der Historie extrem seltenen Ereignis- sen geprägt, entsprechend unorthodox reagierte auch der Markt. Nach oben wie nach unten. Wenn wir allerdings von einer „Normalisierung“ von Konjunktur, Banken- problematik und Geldpolitik ausgehen, wird auch der DAX in die „normale“ Entwicklung zurückfinden. Und das be- deutet kurzfristig erst einmal keine Ausbrüche nach oben, sondern eine Seitwärtsbewegung. Wir hatten es in diesen Briefen schon mehrfach skizziert. Wir gehen von einer Fortsetzung der DAX Bewegung zwischen 5.200 und 6.200 Punkten aus. Das bedeutet aber nicht Passivität an den Aktienmärkten. Wie schon im Jahr 2008 kommen nun wieder die Nebenwerte und ihre Stories in den Blick. Das gilt insbesondere für den Technologie-Sektor. Rohstoffe haben gegenwärtig - zumindest auf der Long-Seite (Ausnahme Platin) eine eher untergeordnete Bedeutung. China und Indien wegen der Straffung der Geldpolitik und dem Anziehen der Inflation ebenfalls. Australien bleibt international vorerst unser Favoriten-Markt. Schwellenländer Südostasiens behalten ihren Charakter als Beimischung. Europa und die USA dürfen nichtsdestoweniger aus den Augen gelassen werden. Warum? In diesen Wochen entscheidet sich, wer demnächst zu den Gewinnern und wer zu den Verlierern gehören wird.
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