Das Thema Yuan wird der wichtigste Impulsge- ber für die Exportindustrie und die Aktienmärkte generell im Sommer 2010

CURT L. SCHMITT Informationsdienste
Veröffentlicht von CURT L. SCHMITT Informationsdienste am 23.06.2010
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Frankfurter Börsenbrief

Die Hoffnungen gehen natürlich in die Richtung, dass wir eine ähnliche Ent- wicklung sehen wie vor fünf Jahren, als die chinesische Währung schon einmal abwertete. Vor zwei Jahren wurde der Yuan im Zuge der Finanzkrise wieder ge- bunden, er tendierte seither seitwärts. Jetzt entlädt sich die ganze aufgestaute Energie der letzten Quartale.


Wir hatten dieses Ereignis in Ausgabe 11 schon angekün- digt: Der Yuan steht vor der Aufwertung. [...] China fühlt sich durch die schwachen Währungen Euro und Pfund in seiner Expansionspolitik behindert. Dennoch führt an einer Aufwertung des Yuan kein Weg vorbei. Wie aus Peking zu hören ist, steht der- zeit ein „Managed-Float-Regime“ im Gespräch. Was steckt dahinter? Die Bindung an einen Korb ausländi- scher Währungen wird aufgehoben. Den Marktkräften wird aber nicht gänzlich freies Spiel gelassen, Inter- ventionen seitens der Notenbank sind wahrscheinlich. [...] Ob dies in einer einmaligen Abwertungsaktion oder über einen längeren Zeitraum nach dem Vorbild der Jahre 2005 bis 2007 geschieht, ist selbstverständ- lich offen. Wir werden Sie mit entsprechenden Derivaten begleiten. In Ausgabe 15 dieses Jahres hatten wir erläutert: Wahrscheinlich wird die Bandbreite, die der Yuan um den offiziellen Referenzkurs schwankt, vergrö- ßert werden. Es wird also langsam konkret. Die Beobachter aus der Finanzcommunity sehen als Mittelwert eine Abwertung um 3,1 % auf 6,62 Yuan. Zum Vergleich: 2005 wertete der Yuan um 2,1 %. [...] Es spricht also vieles für eine deutliche Bewegung. Wir kaufen einen Put auf das Verhältnis Dollar/Renminbi. [...] Weil sich die Aufwertung des Yuan noch hinziehen kann. Und in dieser Zeit verliert ein solcher Optionsschein an Zeitwert. Das heißt, selbst wenn die fundamentale Einschätzung richtig sein sollte und die Währung im Juni zumindest freigegeben wird und der Yuan steigt, kann der Zeitwertverlust den Anstieg beim Inneren Wert überkompensieren und der Anleger verliert Geld. Wir werden deshalb taktisch so vorgehen, dass wir jetzt eine Anfangsposition kaufen. Zum Zeitpunkt der Freigabe werden wir dann nachkaufen. Dann werden sich natürlich von einem auf den anderen Tag die Preise stark verteuert haben, aber der Trend wird noch lange genug währen, dass hier gutes Geld zu verdienen sein wird. Der entsprechende Put wurde in der vorletzten Woche eingestoppt und liegt nur 100 % vorne. Jetzt ist der Zeitpunkt, hier nachzulegen und die entspre- chende Position auszubauen. Was ist das Interesse der Peoples Bank of China bei dieser Maßnahme? Durch die Erweiterung des Floating-Korridors soll die Inflation bekämpft werden. Das ist zumindest im offiziellen Statement der Notenbank zu lesen. Ein Unterfangen, das gelingen wird. Zudem entschärft sich die Spannung am Immobilienmarkt ein wenig. Wir möchten Ihnen heute kurz die Wirkungen auf die Märkte skizzieren. Wir werden alle diese Themen im Brief mit Investmentvorschlägen begleiten. Auf Seite eins haben Sie dann aber alle übersichtlich beisammen. - Das Einlenken der Chinesen macht einen Handelskrieg ein Stück unwahrscheinlicher. Das hilft natürlich export-orientierten Werten. Die chinesische Kaufkraft steigt. Mercedes wird spätestens 2012 mehr S-Klasse-Fahrzeuge in China als in Deutschland verkaufen. Für andere höherwertige Investitions- güter gilt das Gleiche. Wir erwarten in den kommenden Monaten, dass gerade Exportwerte wie Auto- Aktien oder Papiere aus dem Maschinenbau den Markt outperformen werden. In der Flut steigen alle Boote. Es kann derzeit am Markt wenig falsch gemacht werden, aber mit diesen Branchen fahren Sie am besten. Das gilt im Übrigen nicht nur für deutsche Exporteure, sondern auch für japanische und andere Markt- und Technologieführer gerade im Hochpreissegment. Hier wird der Frankfurter Börsen- brief in den nächsten Monaten einen klaren Schwerpunkt setzen. - Eine Rally steht natürlich auch bei den Commodity Currencies an. Ein teurer Yuan verbilligt die Importe, steigert die ohnehin schon hohe Nachfrage nach Rohstoffen, was Austral-Dollar und Kanada-Dollar weiteren Aufwind bescheren wird. Wir kehren in diese Währungen zurück. Kann das nicht in eine neue Blase münden? Kurzfristig nicht, denn China gibt den Yuan ja nicht komplett frei, sondern lässt ihn nur in einem weiteren Kursband floaten. Das heißt, es wird keinen Steilflug des Yuan geben, sondern eine geordnete Aufwertung. - Auch Gold wird seinen Aufwärtstrend fortsetzen, wenn nicht gar beschleunigen. China hat schon vor einigen Quartalen Indien als weltgrößter Goldnachfrager abgelöst. Gold wird vor allem von privater Seite gehortet. Die industrielle Verwendung spielt in China im Vergleich zu vielen anderen Staaten eine unterge- ordnete Rolle. Diese Spekulation ist auch deshalb risikoarm, weil das World Gold Council in seinem Bericht vom 18. Juni weitere Nachfrage aufgezeigt hat. So hat Russland seine Bestände um 26,6 auf 668,6, die Philippinen um 9,5 auf 164,7 Tonnen erhöht. Die Saudi Arabian Monetary Authority hatte zuvor schon von einem Anstieg der Bestände von 143 Tonnen im ersten Quartal des Vorjahres auf 322,9 Tonnen berichtet. Die Goldfonds haben ihre Bestände um 0,2 Tonnen auf 2044,87 Tonnen ausgeweitet. Als Verkäufer tritt mit nennenswerten Mengen nach wie vor nur der Internationale Währungsfonds auf. - Die Wechselwirkung zwischen starken Währungen und Kapitalströmen wird dem chinesischen Akti- en-Markt helfen. Ein Zustrom vom Kapital sorgt für eine Aufwertung der Währung. Aber diese Aufwertung der Währung zieht Kapital erst richtig an, weil Anleger sich versprechen, doppelt - nämlich über Kurse und Devisenentwicklung - am Trend zu partizipieren. Der größte Fehler der Medienberichterstattung in diesen Tagen ist, die Lockerung der Bandbreite isoliert zu betrachten. Für sich genommen, ist die Wirkung verhal- ten, da immer noch in einer kontrollierten Bandbreite operiert wird und die Aufwertung sich auf maximal fünf Prozent belaufen wird nach der Planung. Die oben geschilderten Wirkungen, Mechanismen, Verschie- bungen in den Asset-Klassen sind aber auf das Konzert der Maßnahmen der letzten Wochen zurückzuführen. Das fing an mit den Aufräumarbeiten in den Bank-Bilanzen, setzte sich fort in der Lockerung der Zahlungs- ströme (die Kapitalverkehrskontrollen wurden deutlich herabgesetzt) und in der Erlaubnis für einige auslän- dische Investoren, sich an chinesischen Staatsunternehmen zu beteiligen. Dahinter steckt das übergeordnete und von der Führung kommunizierte Ziel, Shanghai zu einem internationalen Finanzzentrum zu entwickeln. Die Voraussetzungen dafür werden jetzt Stück für Stück abgearbeitet und umgesetzt. Die Yuan-Aufwertung ist da nur ein Schritt auf dem Weg. - Die Aufwertung stärkt die Fokussierung auf den Heimatmarkt. Pekings wichtigste Lehre aus der Welt- wirtschaftskrise der letzten Jahre war, sich nicht zu sehr auf den Export zu verlassen. Die Regierung hat vielerlei Maßnahmen angestoßen, um den Binnenkonsum zu stärken. Das ist bisher auch gut gelungen. Eine Yuan-Aufwertung ermöglicht den Chinesen den günstigeren Kauf von Importgütern und stärkt die Binnennachfrage. Gleichzeitig hat China in diesem Frühjahr die Lohnkontrollen gelockert, die niedrigsten Lohngruppen erhielten eine Lohnerhöhung von 20 % im Juni. Aber auch die mittleren Einkommen steigen seit drei Jahren durchschnittlich jedes Jahr zweistellig. Höhere Löhne verbessern ebenfalls den shift zur Ankur- belung der Binnennachfrage. Wir erwarten hier weitere Maßnahmen, die für sich betrachtet wie gesagt zu vernachlässigen sind, aber im Zusammenklang einer Revolution gleichkommen. - Einen Nachteil für Chinas Exportindustrie sehen wir nicht. Sie ist nach wie vor sehr wettbewerbsfähig. Auch in Deutschland konnten die Ausfuhren mit einem steigenden Wert der Heimatwährung Euro immer noch weiter ausgedehnt werden. Zumal sich die Aufwertung des Renminbi in Größenordnungen bewegt, die weit unterhalb normaler Preisschwankungen liegen. Wir schließen uns entsprechend nicht der Euphorie der Stahl- oder Solarunternehmen an, die jetzt für diese Sektoren China ins Hintertreffen geraten sehen. - Darüber hinaus beteiligen Sie sich nicht an Spekulationen, wer denn jetzt gegen den Yuan am meis- ten verliert. Als 2005 das Währungsregime gelockert wurde, kaufte die Bank of Japan massiv Dollar auf, was zu einer massiven Aufwertung des Euro gegen den Dollar führte. Solche „Dritteffekte“ erwarten wir aktuell nicht. Peking hat noch nie Daten über das Verhältnis der Devisenreserven zueinander veröffentlicht und wird das auch nicht tun. Alle Spekulationen, welche Währungen unter dem neuen Regime leiden, sind daher Kaffeesatzleserei, an der wir uns nicht beteiligen. Es ist allerdings wahrscheinlich, dass die Finanzcommunity ein Opfer in den nächsten Wochen ausguckt und sich entsprechend positioniert. Auf diese Bewegung kann natürlich gesetzt werden.
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