Das „Smart Grid“ steht immer stärker unter Strom

Hans A. Bernecker Börsenbriefe GmbH
Veröffentlicht von Hans A. Bernecker Börsenbriefe GmbH am 22.06.2016
Dies ist eine exklusive Leseprobe von:

Aktionärsbrief

Der Energiewandel löst große Veränderungen in der Branche aus. Der stetig steigende Anteil von erneuerbaren Energien verändert die Anforderungen an ein modernes Stromnetz massiv. Insbesondere Strom aus Sonnen- und Windkraft fließt aufgrund der unterschiedlichen Witterungsverhältnisse nur unregelmäßig. Daran müssen sich die Großkraftwerke, die die Grundlastversorgung sicherstellen, schnell und flexibel anpassen. Zudem wandelt sich das Stromnetz weg von einigen wenigen zentralen Kraftwerken hin zu einem dezentral organisierten System. Denn auch viele Verbraucher von Strom werden auch zu Anbietern. Photovoltaik-Anlagen auf dem Dach und Stromspeicher im Keller machen das möglich.


Um den stetig schwankenden Zufluss und Verbrauch von Strom zu organisieren, braucht es zum einen intelligente Stromnetze („Smart Grids“) und intelligente Strommessgeräte („Smart Meters“). Darüber hinaus erfolgt die Vernetzung über Computerisierung und Verbindung mit dem Internet. Auf diese Weise wird das Stromnetz „intelligent“, d. h., es kann die Zu- und Abflüsse von Strom selbstständig verfolgen und sich an Änderungen von Stromangebot und -nachfrage automatisch anpassen. Auch die Integration von Solar- und Windstrom wird so vereinfacht. Dass die Sonne meistens in unterschiedlicher Intensität scheint und die Windstärke schwankt, stellt die Netzbetreiber vor große Probleme. Im Smart Grid können aber Verbrauchsprognosen mit Wettervorhersagen kombiniert werden, so dass nun mit hoher Genauigkeit prognostiziert werden kann, wann wie viel Strom aus konventionellen Kraftwerken ins Netz eingespeist werden muss. Aber das funktioniert auch auf der Seite der Verbraucher, die gleichzeitig auch als Einspeiser von Strom fungieren, kann doch der selbstproduzierte Strom nun erst dann ins Netz eingespeist werden, wenn die Nachfrage und damit auch entsprechend die Einspeisevergütung hoch ist. Intelligente Stromzähler helfen zudem reinen Verbrauchern, ihren Konsum so zu steuern, dass der Strom vorzugsweise zu Zeiten verbraucht wird, wo er günstig ist.


Die Entwicklung hin zum Smart Grid ist noch jung und noch nicht sehr weit fortgeschritten. Es wird wohl noch Jahrzehnte dauern, bis die Stromnetze und die Zähler intelligent sind. Das hängt auch mit den Investitionskosten zusammen, die damit verbunden sind. Laut Bloomberg New Energy Finance wurden 2015 weltweit 19,4 Mrd. $ in intelligente Stromnetze investiert. Und die Summen, die noch aufzuwenden sind, sind enorm. So rechnet das Electric Power Research Institute damit, dass die Modernisierung des US-amerikanischen Stromnetzes innerhalb der nächsten 20 Jahre 338 bis 476 Mrd. $ verschlingen wird. Das sind pro Jahr im Durchschnitt zwischen 17 und 24 Mrd. $, also ungefähr so viel, wie im vergangenen Jahr weltweit für intelligente Stromnetze ausgegeben worden ist. Für Smart Meters dagegen hat der Hersteller Itron für das zurückliegende Jahr einen weltweiten Umsatz von 5,7 Mrd. $ errechnet. Daraus werden 11,6 Mrd. $, wenn man noch intelligente Gas- und Wasserzähler berücksichtigt. Bis 2021 sollen sich diese Beträge auf 6,9 bzw. 15,2 Mrd. $ steigern.


Welche Unternehmen sind die Hauptprofiteure dieser Entwicklung? Der Markt bietet einige aussichtsreiche Unternehmen, die sich in bestimmten Nischen des „Smart Grid“-Marktes erfolgreich etabliert haben.


SCHNEIDER ELECTRIC (860 180; 57,54 €) ist neben der elektrischen Energieverteilung auch in der industriellen Automation tätig. Das französische Unternehmen wurde bereits 1836 gegründet und ist heute in 190 Ländern vertreten. Mit einem Umsatz von rund 26 Mrd. € und einer Marktkapitalisierung von 34 Mrd. € gehört Schneider Electric zu den Platzhirschen in der Branche. Das Unternehmen ist mittlerweile führender Anbieter von automatisierter Ausrüstung für Mittelund Niederspannungsnetze. Darüber hinaus sind auch Energiemanagement-Informationssysteme im Angebot.


LEGRAND (A0J KB2; 48,55 €) kommt ebenfalls aus Frankreich, ist aber deutlich kleiner. Mit Gründungsjahr 1860 blickt das Unternehmen auf eine ähnlich lange Geschichte zurück wie Schneider Electric. Legrand bietet Lösungen für das Energiemanagement im Haushalt an sowie  Geräte zur Steuerung des zeitlichen Energieverbrauchs von Haushalten per Eingriff durch den Energieversorger. Im Jahre 2001 wollte Schneider Electric Legrand übernehmen, was aber durch die europäischen Wettbewerbsbehörden untersagt wurde.


PRYSMIAN (A0M P84; 21,52 €) ist der weltweit größte Kabelhersteller. Das italienische Unternehmen beschäftigt knapp 20.000 Mitarbeiter und ist mit 89 Produktionsstätten in 50 Ländern vertreten. Prysmian ist darüber hinaus aber auch auf die Messung und die Überwachung von Energieströmen in Übertragungs- und Verteilnetzen spezialisiert und bietet Systemlösungen für das Lastenmanagement an.


ITRON (888 379; 43,45 $) ist ein US-Hersteller von Smart Meters. Neben intelligenten Strom-, Gas- und Wasserzählern hat man auch Kommunikationslösungen für den Energiebereich im Angebot.


SILVER SPRING NETWORKS (A1T 6SN; 12,01 $) ist ein kleiner Spezialist für Smart-Grid- Netzinfrastruktur. Das US-Unternehmen bietet u. a. Werkzeuge für die Netzanalyse sowie Automatisierungssoftware an. Voraussichtlich wird man aber das laufende und das kommende Jahr mit roten Zahlen abschließen.

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