Das erste Semester des Börsenjahres endet mit einer so großen Verunsicherung an den Märkten, dass dies schon als Kontraindikator zu werten ist

CURT L. SCHMITT Informationsdienste
Veröffentlicht von CURT L. SCHMITT Informationsdienste am 30.06.2011
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Frankfurter Börsenbrief

Themen wie die Verlangsamung im Konjunkturtrend und natürlich die Schuldenproblematik in Europa und in den USA zerrten an den Nerven. Alle drei Aspekte sind mittel- bis langfristig noch offene Fragen, und dennoch stehen die Märkte heute wesentlich besser da als noch vor wenigen Wochen. Warum? Vor allem, weil sich die zu optimistischen Erwartungen inzwischen weitgehend in Luft aufgelöst haben.


 

Damit ist auch die Gefahr gesunken, dass weitere NegativSchlagzeilen auch negativ kurswirksam werden müssen. Denn dies ist kein Automatismus. Das mag unlogisch erscheinen, entspricht aber der Logik der Börse. Auch Angst kann eine griffige Kletterwand für steigende Kurse sein. Im Chart erkennen Sie, inwieweit Konjunkturnachrichten in den USA (untere Linie) und global (obere Linie) enttäuscht oder positiv überrascht haben. In den letzten Wochen gab es einen bemerkenswerten Temperatursturz und ein sehr starkes Übergewicht negativer Überraschungen.

Ablesbar ist diese Erwartungs-Entzauberung beispielsweise auch an den Rohstoffmärkten. Der Sammelindex CRB hat den Aufwärtstrend inzwischen klar durchbrochen. Öl (Sorte WTI) liegt um grob ein Fünftel unter dem Jahreshoch, Kupfer und Aluminium verloren etwa 10 %, Zinn sogar etwa ein Viertel. Auch bei Soft Commodities regierte in jüngerer Zeit häufig der Bär. Baumwolle liegt um grob 43 % „unter Wasser“, Kaffee ist etwa ein Sechstel unter dem Top. Eine wahre Bergund zuletzt vor allem Talfahrt gab es bei Kakao, und auch Weizen sieht charttechnisch wackelig aus. Wir sind bereits früher auf die Short-Seite bei Rohstoffen gegangen. Mit diesen Preisrückgängen reduziert sich für die Weltwirtschaft zunächst in der Grundtendenz der Inflationsdruck, gegen den einige Notenbanken bereits ankämpfen.

Auch ansonsten denken die Märkte ernüchtert und deutlich vorsichtiger. Dies zeigte sich nicht nur an der BoA/Merrill-Lynch-Umfrage unter Fondsmanagern, sondern zuletzt beispielsweise auch am deutschen ZEW-Index. Der Index der Konjunkturerwartungen von Investment-Profis sackte um 12,1 auf minus 9 Punkte durch. Das liegt nicht nur auf dem niedrigsten Niveau seit Januar 2009, sondern auch weit entfernt vom historischen Mittelwert von 26,3 Punkten. Bei den Unternehmen in Deutschland ist die Stimmung allerdings weiterhin blendend. Beim jüngsten ifo-Geschäftsklimaindex ergab sich entgegen der Markterwartung sogar ein Anstieg von vorher 114,2 auf 114,5 Punkte. Auch wenn die Erwartungen der etwa 7.000 befragten Manager die Aussichten etwas vorsichtiger einschätzen, so befindet sich das Klima „in der realen Welt“ auf dem Spitzenniveau seit der dt. Wiedervereinigung. Bei aller Unsicherheit ist das höchst bemerkenswert! Dazu passend:

Die Widerstandsfähigkeit der Märkte auf der griechischen Klippe einer drohenden Staatspleite ist ein leuchtendes Beispiel. Bei allen Negativ-Schlagzeilen nimmt man das vielleicht gar nicht wahr: Im DAX konnte nicht nur die charttechnische Unterstützung bei 7.000 Punkten erfolgreich verteidigt werden. Der deutsche Leitindex schaffte aller Unsicherheit zum Trotz seit dem Jahreswechsel sogar einen Anstieg von 5,5 %. Der amerikanische S&P 500 schaffte ein Plus von 3,1 %. Der breit gefasste MSCI World Index kommt seit dem Jahreswechsel auf plus 1,3 %. Selbst gemessen an den diesjährigen Topkursen sind die Abschläge überschaubar. Der DAX liegt gerade mal 4,1 % zurück, der S&P 500 nur um 5,4 %. Der MSCI World Index zeigte einen Rückgang um 6,9 %. In Relation zu den Risiken ist das eine bemerkenswert starke Performance. 

 

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