Countdown für Gaddafi

Stephan Heibel
Veröffentlicht von Stephan Heibel am 25.02.2011
Dies ist eine exklusive Leseprobe von:

Heibel-Ticker Börsenbrief

Das Problem, das die Finanzmärkte derzeit haben, lässt sich auf zwei Buchstaben reduzieren: ≥Öl„. Am vergangenen Freitag habe ich bereits auf die widersprüchliche Entwicklung des Nordseeöls zum Texas-Öl hingewiesen. Inzwischen wissen wir, dass nicht nur der Suez-Kanal dafür verantwortlich ist, sondern insgesamt die nordafrikanische Region, deren politische Lage täglich unübersichtlicher wird.


Am vergangenen Wochenende brachen Unruhen in Libyen aus und anders als in Bahrain, Tunesien und Ägypten setzt der libysche Herrscher Gaddafi auf Unterdrückung. Mit aller Gewalt versucht er, den Aufstand niederzumetzeln. 35% der 6 Mio. Einwohner Libyens sind unter 20 Jahre alt. Eine neue Generation wächst heran. Der Hass auf den Westen ist nur noch spärlich in der älteren Bevölkerung vorhanden, das junge Volk strebt nach einer Öffnung Libyens. Libyen ist das viertgrößte Land Afrikas und wurde im ersten Weltkrieg von Generalfeldmarschall Erwin Rommel alias dem Wüstenfuchs gemeinsam mit den Italienern bekämpft. Italien annektierte Libyen und erst nach dem zweiten Weltkrieg wurde das Land unter UN-Kontrolle in die Unabhängigkeit überführt. Gaddafi kam 1969 durch einen Staatsputsch an die Macht und ist seither uneingeschränkter ≥Revolutionsführer„ Libyens. Mit inzwischen nachgewiesenem Staatsterror wie dem Lockerbie- Anschlag oder dem Bombenanschlag auf die Berliner Diskothek La Belle erwarb er sich den Ruf eines Terroristen. Die Welt schaut nun auf das bevorstehende Ende seiner Herrschaft, doch noch ist nicht absehbar, welches Drama sich in der Bevölkerung noch abspielen muss, bevor der Wechsel gelingt. Noch ist nicht absehbar, zu welchen Schritten der als Psychopath bezeichnete Herrscher in seinen letzten Tagen noch fähig ist. 97% der Exporterlöse Libyens kommen vom im Osten des Landes geförderten Erdöl und Erdgas. 38% wird nach Italien ausgeführt, 15% nach Deutschland und 9% nach Spanien. Bei den Importen verhält es sich ähnlich (Italien 21%, Deutschland 10%, Tunesien 6%). Die EU hat schon in den ersten Tagen der Unruhen verlauten lassen, dass der Import des Öls aus Libyen locker kompensiert werden könne. Doch die Entwicklung des Ölpreises spricht eine andere Sprache: Diese Woche stieg der Preis je Fass von 104 auf bis zu 118 USD an. Und auch das Texas-Öl ist in der abgelaufenen Woche nun kräftig angestiegen, das Wochenplus beträgt 14,8% auf 98,21 USD/Fass. Und der Ölpreis ist eine Achillesverse unserer Wirtschaft. Die überschuldeten Staatshaushalte der Industrieländer haben dazu geführt, dass die Subventionen in erneuerbare Energien zurückgefahren wurden. Mit einer effizienteren Nutzung der verfügbaren Energien will man den Verbrauch stabilisieren oder gar ein wenig zurückführen. Von einer Beschleunigung der Nutzung erneuerbarer Energien ist derzeit aber keine Rede. Bei einem Ölpreis zwischen 40 und 70 USD/Fass gab es auch gar keinen Anlass, die günstige Energiequelle zu ersetzen. Und auch der Ausbruch über 80 USD/Fass galt als kurzfristig und konnte durch das starke Wirtschaftswachstum aufgefangen werden. Ein Ölpreis über 100 USD/Fass hingegen führt zu einer Vielzahl von Änderungen, angefangen beim Verhalten der Konsumenten bis hin zu ausufernden Produktionskosten, die den Konjunkturaufschwung tatsächlich schädigen können. 1,55 Euro je Liter Benzin habe ich gestern Abend beim Tanken zahlen müssen. Bei solchen Mobilitätskosten wird sich mancher künftig seine Stippvisite zum Einkaufen in der Nachbarstadt zweimal überlegen. Und BASF wird für viele seiner auf Öl basierenden Produkte Preiserhöhungen vornehmen wollen. Da beispielsweise Kunststoffe häufig im direkten Wettbewerb zu anderen Baustoffen stehen, die ohne Öl produziert werden, kann eine Preiserhöhung zum Wegfall von Geschäft führen. Größter deutscher Handelspartner Libyens ist Siemens. Die Aktie von Siemens ist diese Woche um 4% zurückgekommen, wie übrigens auch BASF. Anders als in den Nachbarstaaten wird sich das Chaos in Libyen meines Erachtens nicht friedlich lösen lassen. Die Angst vor unberechenbaren Schritten Gaddafis ist meines Erachtens berechtigt, und ich fürchte, dass die Finanzmärkte bis auf weiteres den Rückwärtsgang einlegen werden, bis Gaddafi endlich beseitigt wurde. In Zeiten einer Börsenrallye nutzen wir häufig schon kleine Rücksetzer von 5-7%, um Positionen auszubauen. Diese Zeit ist nunmehr beendet, bis auf weiteres stellen wir auf Korrekturmodus um. Somit werden kleine Rücksetzer nicht sogleich gekauft, sondern wir warten etwas länger, ich habe vielfach Marken von 10-15% definiert. Unternehmen wie Siemens oder BASF, die direkt oder indirekt von den Unruhen in Libyen betroffen werden können, würde ich vorerst nicht anfassen. Auch Unternehmen, die augenscheinlich gar nichts mit Libyen zu tun haben, würde ich vorerst meiden. Dazu gehören insbesondere Technologiewerte. Warum? Weil Anleger auf dicken Gewinnen sitzen. Die vergangenen Monate haben Spekulanten sowie langfristig orientierten Anlegern dicke Gewinne beschert. Einige Fondsmanager haben ihr Jahresziel bereits erreicht und überlegen sich nun, warum sie weiter einen riskanten Kurs fahren sollen. Warum nicht einfach ein paar Gewinne mitnehmen ˆ und die stecken mal wieder besonders im Technologiebereich. So werden Aktien von Technologieunternehmen in diesen Tagen von Gewinnmitnahmen getroffen, die Kurse fallen deutlich zurück. Jetzt gilt es Unternehmen zu finden, die gerade erst herausragende Quartalsergebnisse mit einem optimistischen Ausblick präsentiert haben. Wenn die Aktien dieser Unternehmen unter das Niveau fallen, das sie vor der Veröffentlichung der Zahlen hatten, dann können wir über einen Kauf nachdenken. Denn wie gesagt: Diese Unternehmen sind überhaupt nicht von den Unruhen betroffen, die Aktien werden lediglich aus oben aufgezeigtem Grund, Gewinnmitnahmen, verkauft. Das Geschäft brummt jedoch und vielfach ist das Bewertungsniveau vor dem Hintergrund guter Wachstumsraten günstig. Auch Finanzaktien haben in den vergangenen Wochen stark zugelegt und sind daher nun anfällig für Gewinnmitnahmen. Und dann gibt es da noch die Ölkonzerne. Hier würde es sich lohnen zwischen Ölfirmen zu differenzieren, die Geschäft mit Libyen machen oder nicht. Kommen wir also zurück zum Ausgangspunkt: Die Börsenkorrektur dieser Woche fand zu einem Zeitpunkt statt, da wir bereits eine monatelange Rallye hinter uns haben. Inflationssorgen konnten monatelang weggeredet werden, doch nun steigt der Ölpreis über 100 USD/Fass und inflationäre Tendenzen drohen außer Kontrolle zu geraten. So ist die Korrektur nachvollziehbar und meines Erachtens in Ordnung. Derzeit ist der Ausgang der Entwicklungen noch völlig offen und ich würde vorerst höchstens nach besonders attraktiven Schnäppchen Ausschau halten. Je nachdem wie sich die Situation in Libyen entwickelt, können wir dann entsprechend neue Anlageideen umsetzen. Eine Anlageidee für das langfristige Portfolio stelle ich Ihnen heute im Kapitel 03 vor. Der Kurs läuft unaufhaltsam nach oben, schon seit Wochen warte ich auf eine Kaufgelegenheit. Jetzt könnte diese Kaufgelegenheit endlich eintreten. Ich stelle Ihnen das Unternehmen heute vor, und ich werde Sie dann im Verlauf der nächsten Wochen informieren, wenn meines Erachtens eine günstige Kaufgelegenheit besteht.
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