Cisco - Große Kurschance mit 2-Jahren Zeithorizont

Stephan Heibel
Veröffentlicht von Stephan Heibel am 09.04.2014
Dies ist eine exklusive Leseprobe von:

Heibel-Ticker Börsenbrief

Cisco anhand seiner Produkte zu beurteilen, fällt selbst ausgewiesenen Technologieexperten schwer. Um so schöner ist diese Wunschanalyse, weil für einen von mir erwarteten Kursanstieg nicht die Überlegenheit der Cisco-Produkte verantwortlich sein wird, sondern der Richtungswechsel in der Konjunkturentwicklung. Der Kurschance von 50% in zwei Jahren steht meiner Berechnung nach nur ein Risiko von wenigen Prozent gegenüber.


Relaisstation der Datenwelt


Seit ich vor zwei Wochen Cisco in die Vorschlagsliste für die Wunschanalyse aufgenommen habe, ist die Aktie bereits um 6% angesprungen. Und ja, diese Wunschanalyse wird mit einer Kaufempfehlung enden. Doch die Gründe dafür finden wir weniger in der Bilanz von Cisco als vielmehr in den Rahmenbedingungen am Finanzmarkt. Doch gehen wir Schritt für Schritt vor.

Mit Routern und Switches für Rechenzentren ist Cisco im Rahmen des Internetbooms groß geworden. Anfang 2000 war das Unternehmen sogar für einige Wochen das nach Börsenkapitalisierung weltweit größte Unternehmen. Die ganze Welt wurde vernetzt, und Cisco liefert die Schaltzentralen für den Datenverkehr, der über die verlegten Kabel gejagt wird.

Splitbereinigt notierte Cisco Anfang 2000 bei 90 Euro je Aktie, heute steht die Aktie bei 16,68 Euro. Seit die zivilisierte Welt vernetzt ist, also seit 2001, pendelt die Aktie zwischen 10 und 25 Euro.

Mehrere Entwicklungen hat Cisco seither lediglich mitgemacht, nicht mehr jedoch angeführt. Inzwischen können problemlos Videos über das Internet gestreamt werden. Auch die Einbindung des mobilen Datennetzes in das weltweite Datennetz ist inzwischen erfolgreich geschehen. Doch Wettbewerber wie Juniper haben sich ebenfalls ihre Nische in diesem Markt erobern können.

Nun steht die nächste Revolution an, und Cisco-Chef John Chambers möchte diesmal wieder eine Führungsrolle einnehmen. Doch ehe das Rennen begonnen hat, scheint er schon verloren zu haben.
 

Big Data treibt Innovation


Die nächste Revolution heißt Big Data, die Verarbeitung und Auswertung von großen Datenmengen in Echtzeit und die zur Verfügung Stellung der Ergebnisse weltweit und unabhängig von Endgerät, ob PC, Smartphone oder Tablet, ob im Firmennetzwerk oder über das Internet. Riesige Datenmengen werden heute über die Kontinente verschoben, nur um kurze Zugriffszeiten auf brandaktuelle Daten sicherzustellen.

Cisco hat sich mit einer neuen Produktgeneration bestens positioniert: Nexus 7000 und Nexus 9000 heißen die beiden Produktlinien, und der Kunde muss je nach Ausstattung 10.000 bis 100.000 Euro für ein solches Gerät auf den Tisch legen. Rechenzentren sollen damit als Kunden gewonnen werden.

Analyst Matthew Robinson vom US-Analystenhaus Wunderlich hat diese Woche festgestellt, dass Cisco damit nicht den Generationswechsel in den Rechenzentren lostreten kann, den sich das Unternehmen gewünscht hat. Big Data sei offensichtlich doch kein Thema, das allein durch Investitionen in die Hardware-Infrastruktur erschlossen werden könne. Vielmehr brauche man zusätzlich noch passende Software und einen Dienstleister, der das System am Laufen hält.

Entsprechend erfreuten sich derzeit insbesondere Dienstleister wie IBM, SAP und Oracle großer Nachfrage nach ihren Big Data Produkten in einer eigenen Infrastruktur. Wer fertige Lösungen brauche, greife auf die Amazon-Cloud oder Google-Analysedienste zu. Der Mittelstand, der aus eigener Kraft Big Data nutzen möchte und dafür eine High-End Infrastruktur bei seinem Rechenzentrum anfordert, sei noch nicht so weit, so Robinson.
 

Durchwachsene Performance


Cisco ist der Mercedes unter den Netzwerkkomponenten, und IBM, SAP und Oracle bauen natürlich auf diese Produkte. Doch die Adaption durch die Massen von Rechenzentren erfolgt offensichtlich langsamer als sich das CEO John Chambers gewünscht hat. So waren die beiden jüngsten Quartalszahlen hinsichtlich des Umsatzwachstums eine Enttäuschung. Durch gutes Kostenmanagement konnte Chambers zumindest unter'm Strich (also im Gewinn) ein wenig besser abschneiden als von Analysten erwartet.

Dieser Trend dürfte allerdings anhalten. Die Gewinnmarge von Cisco liegt mit 17% unter dem Branchendurchschnitt. Und nach den heftigen Investitionen in die Markteinführung der beiden neuen Produktlinien Nexus 7000 und Nexus 9000 werden die Kosten weiter rückläufig sein.

Mit einem rückläufigen Umsatzwachstum (also Umsatzrückgang) und einem KGV von 15 ist Cisco auf den ersten Blick nicht gerade attraktiv für Anleger. Doch es lohnt sich ein zweiter Blick ins Detail.
 

Rotation zu „Alten Technologietiteln"


Kommen wir also zu einem viel spannenderen Thema: US-Notenbankcheffin Janet Yellen hat einen ersten Termin für eine erste Leitzinserhöhung in den USA in Aussicht gestellt: Frühjahr 2015. Daraus haben die Finanzmarktteilnehmer abgeleitet, dass es der US-Wirtschaft wesentlich besser geht als bislang gedacht, und in den vergangenen zwei Wochen haben wir eine Umschichtung in vielen Portfolios institutioneller Anleger gesehen: Wachstumsaktien wurden verkauft, zyklische Aktien wurden gekauft.

In schweren Konjunkturzeiten sucht man nach Aktien, die ungeachtet der schweren Konjunkturzeiten laufen. Aktien von Unternehmen also, die einen sekulären Trend entdeckt haben und für sich nutzen. Sekuläre Trends sind Entwicklungen in unserer Gesellschaft, die in wenigen Jahren zu unserem Alltag gehören werden: Biotech, die Cloud, das mobile Internet, soziale Plattformen, 3D-Drucker, ... Entwicklungen also, die vor kurzem noch nicht möglich waren, sich aber einen Platz in unserem Alltag erkämpfen.

Diese Aktien notieren heute bereits auf einem Niveau von teilweise dem 10-fachen Umsatzverhältnis. Eine Kursvervielfachung von diesem Niveau aus ist schwer vorstellbar.

Anders sieht das bei Aktien der „Alten Technologien" aus. Microsoft, Intel, ... und eben Cisco. Diese Unternehmen verfügen über einen riesengroßen Kundenstamm. In schweren Konjunkturzeiten nutzen diese Kunden ihre vorhandene Infrastruktur, halten das Geld beisammen und arbeiten solange es eben geht. Für mutige Investitionen ist da kein Budget vorhanden, man hofft vielmehr, möglichst ungeschoren durch die schwere Konjunkturphase hindurchzukommen.
 

Fed erwartet Konjunkturaufschwung


Nun wird sich die Konjunktur nach Ansicht von Janet Yellen merklich verbessern. Das wird dazu führen, dass alte Hardware-Infrastruktur erneuert wird, und davon profitieren insbesondere diejenigen Unternehmen, die bereits die Vorgängermodelle geliefert haben.

Cisco ist inzwischen gesund geschrumpft und auf dem aktuellen Umsatzniveau hochprofitabel, Tendenz weiter steigend. Doch sollte nun der Umsatzrückgang gestoppt und gegebenenfalls ein Umsatzwachstum verzeichnet werden können, so wird jeder zusätzliche Umsatzdollar zu einem überproportionalen Gewinnwachstum führen. Meiner Kalkulation zufolge führt 1% Umsatzwachstum über die Gewinnmarge von 17% zu zusätzlichen 5% Gewinnwachstum!

Analysten erwarten für die nächsten fünf Jahre durchschnittlich ein Gewinnwachstum von 8%. Sollte der Konjunkturaufschwung tatsächlich den Umsatz von Cisco beflügeln, so würden schon 2% zusätzlicher Umsatz zu einem Gewinnwachstum von 18% (8% plus zweimal 5%) führen. Und für ein Gewinnwachstum von 18% ist das KGV von 15 ziemlich günstig. Auf Basis der Erwartungen für 2015 steht das KGV gar nur noch bei 11.
 

Großer Hebel von Konjunkturverbesserung über Gewinnsprung auf Bewertungsniveau


Genau diese Phantasie ist der Treiber der aktuellen Rotation an den Finanzmärkten: Anleger erwarten für die kommenden Monate positive Überraschungen von den „Alten Technologieunternehmen". Wenn diese Überraschungen auch noch so klein sein mögen, also ein oder zwei Prozent im Umsatz, so wird die Aktie überproportional davon profitieren. Bei den oben aufgezählten Wachstumsaktien werden positive Überraschungen schon erwartet, um das aktuelle Kursniveau überhaupt zu halten.

Und wissen Sie, was dann passieren wird? Nun, insbesondere in den USA bemisst man häufig den Erfolg eines Produktes am Wachstum eines Unternehmens und dessen Aktienkurs. Wenn also die Aktie von Cisco von derzeit 16,68 Euro auf 20 Euro ansteigen sollte und vielleicht sogar darüber hinaus, dann werden die Kunden daraus ableiten, dass Cisco wieder die besten Produkte hat, und es wird eine Eigendynamik entstehen, die zu mehr Umsatz bei Cisco führt. Irr aber real.

Etwas ganz ähnliches erwarte ich übrigens auch für Windows und Intel: Die Aktien werden aus dem gleichen Grund steigen, und Kunden werden sehen, dass dort wieder Geschäft gemacht wird ... mit neuen Produkten, die man selbst noch nicht hat. Also werden einige sich genötigt fühlen, einen neuen Windows-PC zu kaufen, um die Vorteile des vermeintlich ach so guten Produktes für sich selbst nutzen zu können.

Und nein, die Aktie von Cisco wird aufgrund einer solch irren Eigendynamik nicht wieder auf 90 Euro steigen. Aber schon ein Anstieg über 25 Euro in den nächsten zwei Jahren wäre ein Kursanstieg von 50%, und das ist mehr als von vielen anderen Aktien zu erträumen ist.
 

FAZIT: Große Kurschance mit 2-Jahren Zeithorizont


Es ist eine Spekulation: Sollte die US-Wirtschaft tatsächlich, wie von Fed-Cheffin Janet Yellen erwartet, weiter anziehen, dann dürfte Cisco stark davon profitieren. Aus China hört man von einem bewussten Bremsen des Wirtschaftswachstums, um Fehlentwicklungen zu korrigieren. In Japan werden die Geldmärkte mit Liquidität geflutet, und es ist völlig ungewiss, ob das Geld dann auch in der Wirtschaftsproduktion eingesetzt wird. In Europa lassen die Reformbemühungen nach, und von Wirtschaftswachstum spricht hier noch keiner, hier bestimmen die Themen Deflation und Rezession noch die Diskussionen.

Doch China hat die finanzielle Kraft, Wirtschaftsschwäche durch gezielte Konjunkturprogramme aufzufangen. Japans Experiment der Abenomics könnte aufgehen, und Europa könnte sich ebenfalls stabilisieren, wenn die Weltkonjunktur ein wenig anzieht. Wer jetzt in Aktien wie Cisco investiert, der muss die Weltkonjunktur im Auge behalten. Doch das Risiko ist gering, denn auch ohne Konjunkturaufschwung wird Cisco den Gewinn allein durch Kosteneinsparungen erhöhen. Und die Chance ist mit 50% überaus lukrativ.
 
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