China hilft

Stephan Heibel
Veröffentlicht von Stephan Heibel am 17.02.2012
Dies ist eine exklusive Leseprobe von:

Heibel-Ticker Börsenbrief

Ich kann wieder mit meinem Standardtext beginnen: „Die Verhandlungen mit Griechenland um die Zahlung der nächsten Hilfstranche stehen kurz vor dem erfolgreichen Abschluss“. Doch nicht einmal Milliarden-Tauschprogramme der EZB, noch Verbalattacken des griechischen Präsidenten sind so wichtig wie eine andere Meldung dieser Woche, die scheinbar von der Finanzpresse völlig übersehen wurde.


China bekräftigte Anfang der Woche sein Euro-Engagement!

Anlässlich der China-Reise von Angela Merkel und einigen EU- Vertretern hat Premierminister Wen Jiabao angekündigt, in den europäischen Rettungsschirm ESM zu investieren.

Wenngleich in allen Berichten, die ich darüber gelesen habe, durchweg kritisiert wird, dass China noch keine verbindliche Zusage über die Höhe des Engagements gemacht hat, sehe ich in dieser Aussage einen großen Gewinn für uns Europäer: China ist sich bewusst, dass Europa unterstützt werden muss. Doch was haben Sie erwartet? Soll China gleich einen Koffer Geld übergeben?

Oder denken Sie, China wird sich Europa gegenüber verhalten wie Deutschland gegenüber Griechenland? Ich denke letzteres. China wird in Europa investieren, China wird in den ESM einzahlen, doch China wird harte Bedingungen stellen. Bedingungen, die zum einen dem überschuldeten Europa wieder auf die Beine helfen sollen, damit das Investment nicht verloren geht. Und zum anderen sollen natürlich die Handelsbedingungen zwischen den beiden Regionen zugunsten Chinas verbessert werden.

Deutschlands Haltung gegenüber Griechenland berücksichtigt nur den ersten dieser beiden Punkte: Griechenland muss Strukturen aufbauen die es ermöglichen, die Hilfen irgendwann einmal zurückzuzahlen. Den eigenen wirtschaftlichen Vorteil hat Deutschland schon lange ad acta gelegt, im Gegenteil, Griechenland ist einer der großen Kunden unserer Rüstungsindustrie und wird diese Rolle wohl einbüßen müssen.

Rüstungskonzerne wie beispielsweise Rheinmetall spüren den Sparzwang der überschuldeten europäischen Regierungen und stellen sich auf harte Zeiten ein. In meinen Augen ist Rheinmetall dank der üppigen Dividendenrendite von 4% an Ausverkaufstagen ein guter Kandidat für die Dividendenkomponente im Portfolio.

Zurück zu China: Europa spart sich in eine Rezession, wird in den angelsächsischen Medien immer wieder behauptet. Und tatsächlich führe ich einen Großteil des Unmuts der Griechen auf die fehlende Perspektive, den fehlenden Mashall-Plan zurück. Doch Angela Merkel hat auch auf dieses Thema bereits

geantwortet: Es gibt europäische Strukturhilfeprogramme, die zunächst für Griechenland eingesetzt werden. Damit hat Deutschland überhaupt nichts am Hut, das läuft automatisch auf EU-Ebene.

Es wäre an der Zeit, den Griechen ein wenig detaillierter aufzuzeigen, was sie von diesen Programmen erwarten dürfen. Die Griechen brauchen jetzt einen Strohhalm, an dem sie sich festhalten können. Das (in meinen Augen sinnvolle) Spardiktat muss mit der Aussicht auf Strukturhilfen verbunden werden, eben einen Marshall-Plan.

 

Und das Gleiche brauchen wir auch seitens Chinas für die EU:

China ist sicher gewillt, das Euroland zu unterstützen, wenn es sich wirtschaftlich lohnt. Und da von den meisten europäischen Ländern nicht mehr viel zu erwarten ist, wäre die Unterstützung durch das größte Schwellenland viel wert.

Nun, wir haben die Unterstützung zugesagt bekommen. Nun gilt es, die Details auszuhandeln. Das kann einige Wochen oder Monate in Anspruch nehmen, wie wir aus dem Griechenland-Drama wissen.

Und die Chinesen sind zähe Verhandlungspartner. Das Land wird beispielsweise für seine Arbeitsbedingungen kritisiert, für die eingeschränkte Medien- und Meinungsfreiheit und für seine Umweltpolitik. Immer wieder drohen Industrieländer mit Handelsbeschränkungen und Strafzöllen.

China auf der anderen Seite verweist auf die Bedingungen, die wir während der industriellen Revolution hatten und verbittet sich jegliche Einmischung in seine inneren Angelegenheiten. Was würden wir sagen, wenn China uns vorschreibt, die sechs-Tage- Woche wieder einzuführen, wenn wir Geld aus China haben wollen?

Nun, wir sehen gerade in Griechenland, wie wir reagieren würden.

Nicht nur Deutschland und Europa gegenüber verhandeln die Chinesen mit harten Manschetten. Auch US-Firmen spüren regelmäßig, dass China seine Weltsicht durchboxt. So hat Google sich aus China zurückgezogen, weil es die Zensur des Internets nicht weiter tragen wollte.

Und so befindet sich nun Apple unter Beschuss, weil eine chinesische Firma den Namen „iPad“ für sich reserviert hatte.

Nun darf Apple in China vorerst keine iPads mehr verkaufen.

Ziel des chinesischen Wettbewerbers ist es jedoch, auch den Export der iPads aus China zu verbieten  Apple lässt heute sämtliche weltweit verkaufen iPads in China zusammen bauen.

Ein Wachstumsunternehmen kann es sich nicht leisten, China links liegen zu lassen. Googles Aktie ist seit der Entscheidung, sich aus China zurück zu ziehen, nicht mehr auf die Beine gekommen. Und so würde es meiner Einschätzung nach auch mit Apples Aktie laufen, wenn Apple sich entscheidet, seine Rechtsvorstellung China aufzuzwingen.

Nachdem Apple also diese Woche ein Allzeithoch bei 526,29 USD erzielte, brach der Kurs innerhalb eines halben Tages auf 490 USD um 7,4% ein.

„Island Reversal“ rufen nun die Charttechniker zum Kursverlauf der Apple-Aktie: Insel-Umkehr. Darauf folge, so die Theorie, ein heftiger Kurseinbruch.

Ich will das nicht ausschließen, denn in den vergangenen Wochen hat sich der Kursverlauf von Apple parabolisch entwickelt, der Anstieg wurde immer schneller und schließlich sind eine Menge „Momentum-Trader“, also Spekulanten, die einfach den Schwung mitnehmen wollen, aufgesprungen.

 

Diese befinden sich nun nach dem Ausverkauf dieser Woche heftig im Minus und aufgrund des häufig gehebelten Engagements wächst mit jedem Tag der Druck, die Position auszulösen. Hier könnte es kurzfristig durchaus noch weiter fallende Kurse geben.

Mittel- und langfristig jedoch wird der Umgang mit dem Namensproblem in China die Richtung der Aktie definieren. Heute gibt es Meldungen, Apple-Manager seien in China um über die Schaffung neuer Arbeitsplätze zu verhandeln. Na, das ist schon mal ein guter Ansatz, ich werde die dortigen Entwicklungen eng verfolgen.

 

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