China gesundet

Stephan Heibel
Veröffentlicht von Stephan Heibel am 13.12.2012
Dies ist eine exklusive Leseprobe von:

Heibel-Ticker Börsenbrief

Vor lauter Schuldenkrise / Bankenunion / Fiskalklippe und natürlich Weihnachtsvorbereitungen entgeht den meisten Anlegern die wichtigste Entwicklung der vergangenen Wochen: China! So ist dort im Monat November die Industrieproduktion um 10,1% angestiegen, das ist der stärkste Anstieg seit März. Konsumenten- und Produzentenpreisindizes stiegen hingegen nur um 3% an, Inflationsgefahren bleiben also im Rahmen. Ein weiteres Datenmosaik: Die Stromnachfrage steig um 7,9%.


Heute wurde zudem noch der Flash PMI veröffentlicht, der vorläufige Einkaufsmanagerindex, und er deutet mit 50,9 (bester Wert seit 14 Monaten) auf eine weiter anziehende Konjunktur in China hin.
 

Die Kehrseite der Medaille in China ist der Export

Der Handelsüberschuss ist im November auf 19,64 Mrd. USD gefallen, im Oktober betrug er noch 32 Mrd. USD. Der Export stieg nur noch um 2,9%, im Oktober betrug der Anstieg noch 11,6%. Doch die Exportschwäche ist nicht überraschend, wenn wir uns die Situation in den beiden wichtigsten Abnehmerregionen anschauen: Die USA üben Zurückhaltung vor der Fiskalklippe, und in Europa haben wir seit einiger Zeit bereits den Gürtel enger geschnallt.

Die wichtigsten Fragen lauten nun:

Wird China auch ohne die Hilfe der USA und Europas ein Konjunkturwachstum erreichen, das den Rest der Welt mitziehen kann? Wird das Wachstum nur auf China begrenzt bleiben? Oder werden die zarten Pflänzchen des Konjunkturaufschwungs in China durch die Probleme in den USA und Europa frühzeitig zertrampelt?

China hat eine neue Führung und eine ihrer ersten Grundsatzaussagen war die Betonung des hohen Stellenwertes einer gut laufenden Konjunktur. Sollten die Probleme der USA und Europas die chinesische Konjunktur belasten, so hat China eine ganze Reihe von Instrumenten, um die heimische Konjunktur anzukurbeln. Die Inflation ist gering, das Zinsniveau mit 6% hoch genug, um der Peoples Bank of China ausreichend Handlungsspielraum zu gewähren. Ich denke, China wird diesen Konjunkturaufschwung unter allen Umständen pflegen und sichern.

Natürlich hilft eine gute Konjunktur in China auch den USA und Europa, doch das allein wird unsere Probleme nicht lösen. In den USA stehen die Chancen für einen Kompromiss zur Fiskalklippe in letzter Minute denkbar schlecht, da beide Parteien aufgrund dermaßen verhärteter Positionen nicht einmal Gesprächsbereitschaft zeigen. Natürlich kann im neuen Jahr auch rückwirkend eine Lösung gefunden werden, doch Unternehmen werden sich in der Zwischenzeit auf eine Rezession vorbereiten, Investitionen zurückstellen und Neueinstellungen verschieben.

 

USA

Obama möchte seine Gesundheitsreform beibehalten und läßt keine Kürzungen im Sozialbereich zu. Zur Besserung der Staatsfinanzen möchte er Steuererhöhungen vornehmen. Es überrascht mich, dass Obama nicht einmal Kürzungen am Verteidigungsetat vorschlägt, ein Bereich, den die Republikaner niemals anpacken würden.

Die Republikaner auf der anderen Seite wollen die Staatsfinanzen durch Kürzungen im Gesundheits- und Sozialbereich aufbessern. Steuererhöhungen sind für die Republikaner tabu, es gibt sogar eine schriftliche Erklärung vieler Republikaner, sich in keinem Fall auf einen Kompromiss einzulassen, der Steuererhöhungen enthält. Mit dieser kategorischen Position gehen die Wahlverlierer (Obama hat meines Wissens gewonnen - und er hatte Steuererhöhungen klar angekündigt...) in die Diskussion.

So stehen sie nun da: Die Mehrheit der USA hat sich mit Steuererhöhungen abgefunden, doch die im Senat sitzenden Republikaner, die für jede Steueränderung aufgrund der umgekehrten Machtverhältnisse zustimmen müssen, schließen Steuererhöhungen kategorisch aus. Politik: Ich wünschte, ich müsste mich nicht damit beschäftigen.

Europa

In Europa hingegen wurden wichtige Entscheidungen getroffen. Griechenland bekommt Geld, ein Versprechen nach dem anderen wird gebrochen. Die Bankenaufsicht wird unter die EZB gehängt, ein struktureller Fehlstand, den Deutschland niemals akzeptieren wollte! Wie schon 1993, als man die Maastricht-Kriterien ohne verbindliche Strafen aufstellte, was zur heutigen Misere führte, begeht man auch heute wieder einen konzeptionellen Fehler, weil alles andere politisch nicht durchsetzbar ist. Politik: Ich wünschte, ... na Sie wissen schon.

Nun, wir haben Lösungen in Europa, die erst einmal Bestand haben werden. Wir werden auch in den USA Lösungen für die Fiskalklippe bekommen, egal wann und wie. Das sind Erkenntnisse, die gemeinsam mit der Stärke Chinas die Börsen derzeit nach oben treiben.

Schauen wir einmal, wie sich die wichtigsten Indizes im Wochenverlauf entwickelt haben:

WOCHENPERFORMANCE DER WICHTIGSTEN INDIZES


Japan sticht nach wie vor hervor mit einem besonders schwachen Yen und einer daraus folgenden guten Börse. Der Einbruch des Baltic Dry Verschiffungsindex ist auch auf die Exportschwäche Chinas zurückzuführen. Hier scheint sich das Land auf die Binnenkonjunktur zu konzentrieren, und der sehr volatile Baltic Dry reagiert sofort.

So langsam geht dem DAX-Bullen die Puste aus, zumindest läßt die Dynamik nach, während gleichzeitig der Euro ziemlich fest notiert. Da würde es mich nicht wundern, wenn bei dünnem Weihnachtshandel der DAX nochmals ein wenig an Fahrt gewinnen kann, denn das Geld, das in den Euro strömt, muss ja angelegt werden. Und nachdem wir nun wissen, dass die Konjunkturabschwächung der Eurozone Deutschland nur mäßig treffen wird und darüber hinaus nur von kurzer Dauer sein wird, dürfte der DAX nach wie vor ein bevorzugter Anlageort für internationales Kapital bleiben.

Schauen wir einmal, wie sich die Stimmung an der Börse entwickelt hat:
 

SENTIMENTDATEN

Analysten
Empfehlungen (Anzahl Empfehlungen):

Kaufen / Verkaufen
23.11.- 30.11. (156): 57% / 11%
30.11.- 07.12. (174): 47% / 17%
07.12.- 14.12. (149): 48% / 15%

Kaufempfehlungen der Analysten
Telefonica Dtl., Hugo Boss, Renault

Verkaufsempfehlungen der Analysten
E.On, AstraZeneca, RWE

Privatanleger
48. KW: 65% Bullen (184 Stimmen)
49. KW: 57% Bullen (182 Stimmen)
50. KW: 69% Bullen (173 Stimmen)

Kaufempfehlungen der Privatanleger
E.On, Alcatel-Lucent, Commerzbank

Verkaufsempfehlungen der Privatanleger
ThyssenKrupp, Archos

Insbesondere die Privatanleger sind wieder extrem bullisch (69%), was zur Vorsicht mahnt. Analysten hingegen finden auf dem aktuellen Kursniveau nicht mehr so viele Kaufempfehlungen wie noch vor zwei Wochen (48%). Es ist aber traditionell so, dass die Weihnachtszeit und die Tage zwischen den Tagen gerne genutzt werden, um unangenehme Analysen zu veröffentlichen, da dies die Zeit ist, in der man sich damit am wenigsten Feinde macht.

Wir sollten also bei den Stimmungsindikatoren den Glühweinpegel der Privatanleger und die Schiltzohrigkeit der Analysten berücksichtigen. Bleibt unterm' Strich in meinen Augen ein verhaltener Optimismus.
 

TOP ANALYSTENZIELE

Sie wollen wissen, was die Analysten im Einzelnen für Aussagen treffen und wo sie die größten Chancen sehen? Ich habe für Sie ab sofort jede Woche eine Übersicht der Analysen mit den höchsten Kurszielen ausgearbeitet. Die Liste zeigt ganz einfach an, wo das aktuelle Kursziel des Analysten prozentual am meisten über dem aktuellen Kurs liegt:

Es handelt sich um Analysen aus dieser Woche. Bitte genießen Sie diese Übersicht mit Vorsicht. Sie wissen ja, dass häufig auch ein Eigeninteresse des Analysten für eine rosa Brille sorgen kann, weshalb Analysteneinschätzungen tendenziell optimistischer ausfallen als es die Realität anschließend erlauben würde. Aber die Übersicht gibt einen Eindruck darüber, wo die Erwartungen mit dem aktuellen Kurs am weitesten auseinander liegen. Wer letztlich Recht haben wird, der Analyst oder die Anleger, die den Kurs machen, ist in jedem Einzelfall individuell zu beurteilen.

Im nächsten Kapitel habe ich eine Tradingidee für Sie ausgearbeitet, mit der wir von den steuerlichen Verkäufen in den USA profitieren sollten. Eine Aktie wurde besonders hart getroffen und sollte meines Erachtens im neuen Jahr daher besonders stark ansteigen.

 
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