CFDs - mit zeitgemäßen Derivaten investieren

Weimer Media Group GmbH
Veröffentlicht von Weimer Media Group GmbH am 02.05.2009
Dies ist eine exklusive Leseprobe von:

BÖRSE am Sonntag

In den letzten Jahren haben neue Formen derivativer Anlageinstrumente Eingang in die deutsche Anlagelandschaft gefunden. Waren es lange Zeit Aktien und später Optionsscheine, mit denen Investoren an den Bewegungen der Märkte partizipieren konnten, so kamen in den 90er-Jahren Zertifikate hinzu. Mit Hedgefonds wurden hierzulande auch Short-Strategien offiziell zugelassen. Aus dem Umfeld der Hedgefonds stammt auch die Idee zu CFDs, die zwei Investmentmanager 1990 in London hatten.


Wer mit Optionsscheinen handelt, der weiß, dass es viele – oft verwirrende – Ausstattungsmerkmale gibt. Es bedarf einiger Erfahrung, bis man eine erfolgreiche Strategie damit entwickeln kann. Bei CFDs ist das anders. CFD ist eine Abkürzung aus dem Englischen und steht für „Contract for Difference“, also einem Differenzgeschäft. Dabei wird ein Vertrag über die Kursveränderung eines Basiswertes (engl. „Underlying“) abgeschlossen. Steigt der Preis des Basiswertes, so bekommt der Käufer des CFD die Differenz ausbezahlt. Sinkt der Preis allerdings, so muss er an den Verkäufer die Differenz bezahlen. Es handelt sich also um ein faires Geschäft, allerdings ohne nennenswerte Gegenleistung. Denn im Gegensatz zu einer Option, einem Optionsschein oder einem Future hat ein CFD nicht zum Ziel, den Basiswert tatsächlich zu kaufen. Es geht nur um Kursveränderungen. Im Laufe der Zeit haben sich weitere Mischformen bei Zertifikaten und Optionsscheinen herausgebildet, die gemeinhin als „exotische Produkte“ bezeichnet werden. Die Vielfalt macht es dem Einsteiger schwer, das richtige Instrument für sein Trading zu finden. Hinzu kommen in vielen Ländern Zugangsbeschränkungen durch Risikoklassen. Hier helfen CFDs. Sie sind einfach zu verstehen, einfach zu handeln, und die Ergebnisse sind ebenfalls leicht nachzuprüfen.


Große Auswahl an Basiswerten

Während Aktien und Futures an der Börse gehandelt werden, und Optionsscheine und Zertifikate entweder an der Börse (z.B. in Stuttgart) oder direkt beim Emittenten erworben werden können, gibt es CFDs praktisch nur bei CFD-Brokern. Zwar sind inzwischen auch viel gehandelte CFDs an der Börse zu haben, aber das ist die Ausnahme. Normalerweise handelt man mit dem Broker. Er stellt den Markt. Da CFDs auf der Kursbewegung eines Basiswertes beruhen, könnte man ein CFD theoretisch auf alles handeln, was einen Kurs besitzt. In der Praxis beschränkt sich der Broker jedoch auf Werte, die an der Börse liquide handelbar sind. Der Grund hierfür ist einfach: Während die Kunden mit dem Broker handeln, erwirtschaften sie unter Umständen Profite, die ausbezahlt werden müssen. Das Geld dazu holt sich der Broker durch Geschäfte an den Aktien- und Future-Märkten. Der Kunde sieht zwar nur die CFD-Welt des Brokers, doch dieser muss in der Lage sein, Aktien zu kaufen oder zu verkaufen, wenn ein Kunde CFDs handeln möchte. So werden typischerweise CFDs auf gängige internationale Indizes, Rohstoffe, Währungspaare und ausgesuchte Aktien angeboten. Die Anzahl der CFD-Broker in Deutschland steigt aufgrund der wachsenden Beliebtheit dieser Derivate ständig. Schon länger am Markt sind CMC Markets aus London und RBS Marketindex (ehemals ABN AMRO). Sie widmen sich ausschließlich CFDs. Mit der dänischen SaxoBank und E*Trade aus den USA haben sich auch Direktbanken des Themas angenommen. Seit zwei Jahren drängen immer mehr auch kleinere Anbieter auf den deutschen Markt.


Auf Gebühren achten

So unterschiedlich wie die Herkunft der CFD-Broker ist auch die Preisgestaltung. Einige bieten CFDs zu ähnlichen Konditionen an wie andere Derivate. Es gibt einen Spread (Differenz zwischen Geld- und Briefwert, auch Bid und Ask genannt), zusätzlich fallen Ordergebühren an. Und da man auf Marge kauft, also einen Kredit aufnimmt, werden täglich Zinsen fällig. Andere Broker verzichten auf Gebühren und leben nur vom Spread und den Zinsen. Zusätzlich bieten viele eigene Handelsplattformen an, um es Einsteigern leicht zu machen. So erhält man vom Broker alles, was man braucht: ein Handelskonto, Trading-Software, Kursdaten und einen Handelspartner. Zudem ist der Einstieg vergleichsweise günstig. Die Mindesteinlage schwankt je nach Anbieter von 0 Euro bis 10.000 Euro. Wer CFDs handeln will, muss also kein Vermögen auf der hohen Kante haben.


Vorsicht beim Handel auf Marge

Der Handel auf Marge ist für viele Neuland. Wer bisher bei seiner Bank Aktien und Optionsscheine gekauft hat, musste diese in voller Höhe bezahlen. Wer jedoch ein Margenkonto besitzt, dem leiht die Bank einen Teil des Betrages. Dadurch kann der Anleger sehr viel mehr Aktien kaufen und von der Kursbewegung profitieren. Die Sache hat aber zwei Haken: Erstens verliert der Anleger auch schneller sein Geld, wenn sich der Kurs in die falsche Richtung bewegt. Und zweitens bekommt er diesen Kredit nicht umsonst. Die Bank verrechnet für eine Position, die über Nacht gehalten wird, einen Zins über den marktüblichen Konditionen. Das können bis zu 12% p.a. sein. Diese Finanzierungskosten spielen bei kleinen Swingtrades keine Rolle, die nur ein paar Tage laufen. Anders sieht es aus, wenn man Aktienpositionen mit CFDs hedgen will und diese dazu monatelang hält. Auch das Aussitzen von Trades, die ins Minus gelaufen sind, ist durch die Zinsen nicht unendlich lange möglich. Eine Besonderheit, die Aktienfreunden auffallen wird, ist das Fehlen von Dividenden. Wer ein CFD auf einen Aktienwert erwirbt, der erhält zwar die Differenz des Kurses auch zu Zeiten von Ausschüttungen, jedoch nicht die Dividendenzahlung selbst. Er hat auch kein Stimmrecht in der Hauptversammlung, denn er besitzt ja nicht die Aktie. Diese besitzt der Broker, der sich am Markt absichert. Der Anleger besitzt nur einen Vertrag. Bei den günstigen Angeboten der CFD-Broker einige Anleger deswegen inzwischen zwei Konten: ein aktiv gemanagtes Anlagekonto für traditionelle Investments in Anleihen und Aktien, und ein CFD-Konto für schnelle Trades auf Indizes, Rohstoffe und Währungen.


FAZIT

Während in den USA und Kanada CFDs unbekannt sind, werden sie in England, Frankreich und Deutschland immer beliebter. Banken und Brokerhäuser haben mit einfach zu bedienenden Softwarepaketen, klaren Konditionen und einer integrierten Realtime-Kursversorgung ein Angebot geschaffen, das ein neues Marktsegment bedient. Die Evolution derivativer Produkte ist sicherlich nicht am Ende. Doch mit dem CFD hat eine neue Spezies die Bühne der Finanzmärkte betreten, die gute Chancen hat, sich über den Globus zu verbreiten. Denn mal ehrlich: Wer will sich mit Omega, Delta, Theta, großem und kleinem Verfallstag oder Rollover-Gaps beschäftigen, wenn er sein Geld anlegt? Ist das Spekulieren an sich nicht schon kompliziert genug?

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