As goes January, so goes the Year
Wie der Januar läuft, so wird das ganze Jahr. Der beste Januar seit vielen Jahren (DAX + 10 %, S&P 500 + 4,4 %) verheißt für das gesamte Jahr Gutes. Dahinter steht mehr als Aberglaube. Statistisch betrachtet stehen uns für die nächsten elf Monate nämlich noch deutliche Kursgewinne bevor. Zu dieser Erkenntnis gibt es verlässliche Datenreihen.
Für den US-Markt gilt: Das JanuarBarometer geht auf den „Stock Traders Almanac“ zurück, der aus historischen Kursbewegungen statistische Zusammenhänge herleitet. Danach verbuchte der S&P 500 seit 1945 in 85 % der Fälle, in denen es im Januar zu Kursgewinnen kam, auch im Gesamtjahr einen Kursanstieg. Kein anderer Monat hatte in der Vergangenheit eine ähnlich starke Signalfunktion. Im S&P 500 betrug das Plus in den restlichen 11 Monaten nach einem starken Januar historisch betrachtet 11,6 %.
Dieser statistische Effekt lässt sich begründen. Besonders im Januar stehen viele wichtige Ereignisse an, wie die „State of the Union“-Ansprache des US-Präsidenten oder sein Budgetentwurf. Vor allem aber nehmen größere Investoren, und hier insbesondere die großen Pensionsfonds, den Jahreswechsel zum Anlass, um sich neu zu positionieren. Daraus leitet sich ein Stimmungsindikator für das ganze Jahr ab, der ja auch fundamental (wir berichteten) unterlegt ist. Was bedeutet dies für den DAX?
Der DAX sollte im laufenden Jahr seinen Gewinn weiter ausbauen. Ob das Ziel jetzt bei 7.000, 7.500 oder gar 8.000 Punkten liegen wird, wissen wir nicht. Die Tendenz ist entscheidend. Die Helaba (Hessische Landesbank) hat dazu auch ihre Statistiker bemüht. In den Jahren 1967, 1971, 1974, 1975 und 1996 stieg der DAX im Januar jeweils um mehr als 9 %. Daraus hat man einen mittleren Trendkanal für die folgenden 11 Monate abgeleitet. Für das laufende Jahr deuten sich danach Kurse von deutlich über 7.000 Punkten an (s. Chart oben). Unterstützend dazu:
Die steigenden Kurse werden von sehr niedrigen Umsätzen begleitet. Seit Jahresbeginn wechselten rund ein Viertel weniger Aktien aus dem DAX den Besitzer als zum gleichen Zeitraum im Vorjahr. Für die Wall Street gilt das Gleiche. Ruhige, stetige und von geringen Umsätzen begleitete Aufwärtsentwicklungen nach einer Baisse hatte schon Börsenaltmeister André Kostolany vor gut einem halben Jahrhundert als beste Voraussetzung für eine stabile Hausse bezeichnet. Dies signalisiert, dass die großen Institutionellen allesamt in Aktien untergewichtet sind. Echter Verkaufsdruck kommt da kaum auf. Im Gegenteil, der Druck zu investieren, wird mit steigenden Kursen immer größer, was zu technischen Übertreibungen führen kann.
Fazit: Die Rally steht nicht auf tönernen Füßen. Sie ist eben nicht nur fundamental, sondern auch markttechnisch begründet. Zweifelsohne wäre eine Pause wünschenswert. Möglicherweise wirken die höchsten Insiderverkäufe seit Juli 2011 in den USA sowie die niedrigsten Shortpositionen an der Nyse seit vier Jahren bremsend auf die Kurse.