Allianz - Weisheit der Vielen

Stephan Heibel
Veröffentlicht von Stephan Heibel am 20.11.2014
Dies ist eine exklusive Leseprobe von:

Heibel-Ticker Börsenbrief

Im Zuge des Zusammenschlusses des sharewise Börsenbriefs mit dem Heibel-Ticker Börsenbrief werde ich Ihnen zukünftig an dieser Stelle alle zwei Wochen eine Aktie vorstellen, die nach dem Prinzip der „Weisheit der Vielen" von sharewise-Nutzern ausgesucht wird. Wir greifen dafür auf die Aktien zu, die von den erfolgreichsten sharewise-Kunden empfohlen werden. Dabei handelt es sich heute um die Aktie des deutschen Versicherungskonzerns Allianz SE.


KLEINES UNTERNEHMENSPROFIL

Die Allianz SE mit Hauptsitz in München ist, sowohl nach Marktkapitalisierung als auch nach Umsatz, der größte Versicherungskonzern der Welt. Zum Konzern gehört dabei neben dem Vermögensmanager PIMCO auch der Kreditversicherer Euler Hermes. So betreut das Unternehmen weltweit über 80 Mio. Kunden in mehr als 70 Ländern. Das operative Geschäft untergliedert die Gesellschaft in die vier berichtspflichtigen Geschäftsbereiche Asset Management (Vermögensverwaltung), Kranken- und Lebensversicherung, Schadens- und Unfallversicherung sowie Corporate (Unternehmenskunden) und Sonstiges.

Eigenen Angaben zufolge ist die Gesellschaft der weltweit führende Anbieter von Schadens- und Unfallversicherungen sowie einer der drei bedeutendsten Anbieter von Lebens- und Rentenversicherungen. Zum Konzern gehören die Auslandstöchter Allianz France (vormals: AGF), die britische Allianz-Cornhill-Gruppe, die italienische RAS-Gruppe, die Allianz-Gruppe in Österreich, die Allianz Suisse, die US-amerikanische Fireman's Fund sowie mit der russischen ROSNO-Gruppe eine der vier führenden Versicherungsgesellschaften Russlands. Den Großteil des Umsatzes fährt der Konzern dabei unter seinem eigenen Markennamen ein, hinzukommen jedoch Spezialmarken wie die bereits erwähnten Euler Hermes oder PIMCO.

Die beiden tragenden Säulen des Geschäfts sind die Bereiche Lebens- und Krankenversicherung sowie Schadens- und Unfallversicherung. Beide Geschäftsbereiche sind daher wiederum in sechs regionale Segmente unterteilt: German Speaking Countries (deutschsprachige Länder), Southern & Western Europe (Süd- und Westeuropa), Global Insurance Lines & Anglo Markets (globales Versicherungsgeschäft und englischsprachige Märkte), Iberia & Latin America (Iberische Halbinsel & Lateinamerika), USA sowie Growth Markets (Wachstumsmärkte). Im Geschäftsbereich Schadens- und Unfallversicherung kommt überdies noch das siebte Segment Allianz Worldwide Partners (weltweite Partner der Allianz) hinzu.

Knapp zwei Drittel der erzielten Nettobeiträge kamen im vergangenen Geschäftsjahr aus dem Bereich der Schadens- und Unfallversicherung, das übrige Drittel steuerte der Bereich Kranken- und Lebensversicherung bei. Der operative Gewinn stammte dagegen zu rund 50% aus dem Bereich der Schadens- und Unfallversicherung sowie zu jeweils ca. 25% aus den beiden Geschäftsbereichen Kranken- und Lebensversicherung und Vermögensmanagement.


KLEINE UNTERNEHMENSGESCHICHTE

Gegründet wurde die heutige Allianz bereits im Jahr 1889 in München, sie nahm jedoch erst ein Jahr später in Berlin ihre Geschäftstätigkeit auf. Die Gründung wurde dabei von zahlreichen Mitgliedern des Aufsichtsrats sowie des Vorstands der Münchener Rück vorangetrieben. Ebenfalls maßgeblich an der Gründung beteiligt waren die Deutsche Bank und das Bankhaus Merck Finck & Co. Dadurch waren insbesondere die Deutsche Bank sowie die beiden Versicherungskonzerne Allianz und Münchener Rück über viele Jahre sehr eng miteinander verbunden und sind heute allesamt im DAX notiert. Auch dank der finanziellen Unterstützung durch die Deutsche Bank gelang der Gesellschaft schon ab 1893 die Auslandsexpansion, zunächst durch die Eröffnung einer ersten Dependance in London. Von hier aus wurde dann auch der Sprung über den großen Teich eingeleitet und das US-Geschäft aufgebaut. Schon 1895 wurde dann die Aktie erstmals an der Börse Berlin gehandelt.

Zur ersten großen Bewährungsprobe kam es dann im Jahr 1906 infolge des verheerenden Erdbebens in San Francisco. Aber auch der Untergang der Titanic im April 1912 traf das Unternehmen sehr hart. Denn in beiden Fällen musste man hohe Entschädigungszahlungen leisten. Ab 1922 erfolgte dann der Einstieg ins Lebensversicherungsgeschäft.

In der Zeit des Nationalsozialismus versicherte die Allianz auch Unterorganisationen der NSDAP und erschloss sich u.a. durch Übernahme jüdischer Versicherungshäuser sowie deren Kundenstamm neue Geschäftsfelder. Nach dem Krieg verlegte das Unternehmen seine Zentralen nach München (Allianz Versicherungs-AG) und Stuttgart (Allianz Lebensversicherungs-AG) und führte als eines der ersten Unternehmen in Deutschland die Elektronische Datenverarbeitung (EDV) ein. 1956 versuchte dann Merck Finck & Co. seinen Anteil an der Allianz verdeckt zu erhöhen, was nicht gelang. Daher erfolgte im Jahr 1990 der vollständige Ausstieg.

1985 wurde die Allianz AG als Holding zur besseren Steuerung der Beteiligungen gegründet. Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs begann der Konzern seine Expansion nach Mittel- und Osteuropa, in dem Tochtergesellschaften akquiriert oder gegründet wurden. Die Expansion nach Asien begann im Jahr 1990 mit der Gründung von Tochtergesellschaften in Indonesien und Japan. Heute ist man zudem gleich durch mehrere Töchter in China aktiv.

Als Fehlschlag erwies sich hingegen die Übernahme der Dresdner Bank im Jahr 2001. Sowohl diese Übernahme als auch die Anschläge vom 11. September führten schließlich zum ersten negativen Ergebnis in der Geschichte des Konzerns. Im Jahr 2003 wurde dann die Überkreuzbeteiligung von Allianz und Münchener Rück aufgelöst und damit die engen Bande der beiden Konzerne deutlich gelockert.

Im Jahr 2008 erfolgte dann endlich die Trennung von der Dresdner Bank durch Verkauf an die Commerzbank, die sich bis heute noch mit den entsprechenden Altlasten herumschlagen muss. Das Konzept des Allfinanz-Konzerns muss damit als gescheitert angesehen werden, zumal sich der Konzern seit der Rückbesinnung auf sein Kerngeschäft Versicherungen wieder auf einem sehr guten Weg befindet, wie wir gleich noch sehen werden.


UMSATZ- UND ERGEBNISENTWICKLUNG ZULETZT

Im Geschäftsjahr 2012 erzielte die Allianz SE einen Jahresumsatz von 106,38 Mrd. Euro (+2,7%) sowie einen Gewinn je Aktie von 11,34 Euro (+106,9%). In der Folge konnte die Gesellschaft eine konstant hohe Dividende von 4,50 Euro je Aktie an seine Anteilseigner auszahlen.

Im vergangenen Geschäftsjahr 2013 steigerte das Unternehmen dann seinen Umsatz um +4,1% auf 110,77 Mrd. Euro sowie den Gewinn je Aktie überproportional um +15,1% auf 13,05 Euro. In der Folge hob der Konzern auch seine Dividende um +17,8% auf 5,30 Euro je Aktie an.

In den ersten neun Monaten des laufenden Geschäftsjahres 2014 erzielte die Allianz SE ein Umsatzwachstum von +9,8% auf 92,20 Mrd. Euro. Das operative Ergebnis verbesserte sich zeitgleich um +6% auf 8,14 Mrd. Euro. Alles in allem liegt der Konzern damit bestens im Plan seine Jahresziele zu erfüllen.
Somit dürfte im laufenden Geschäftsjahr 2014 ein Jahresumsatz von rund 122 Mrd. Euro (+10%) sowie ein Gewinn je Aktie in Höhe von 14,22 Euro (+9%) in den Büchern stehen. Angesichts der Tatsache, dass die Allianz kürzlich bekanntgegeben hat, zukünftig bis zu 50% des Gewinns (bisher: bis zu 40%) als Dividende an ihre Anteilseigner auszuschütten, sollte die Dividende weiter auf 7,00 Euro je Aktie (+32%) angehoben werden.

Weiterhin positiv ist zu werten, dass der Konzern zukünftig die Dividende mindestens stabil halten möchte, sodass auch in den folgenden Jahren mit einer Dividende von mindestens 7,00 Euro je Aktie zu rechnen ist. Somit weist die Aktie auf dem aktuellen Kursniveau von 132,75 Euro eine Dividendenrendite von 5,3% auf.


UNSERE UMSATZ- UND GEWINNSCHÄTZUNGEN

Eigentlich leidet die Allianz SE unter der aktuellen Niedrigzinspolitik der international führenden Notenbanken. Denn wie soll ein Konzern wie die Allianz ihren Kunden noch Lebensversicherungen verkaufen, wenn man diesen kaum mehr Zinsen versprechen kann. Hinzukommt, dass man die hohen Zinsversprechen aus Altverträgen erwirtschaften muss, wenngleich der Garantiezins zwischenzeitlich mehrfach gesenkt wurde.

Andererseits gelingt es dem Unternehmen wohl immer noch, wie ein Blick auf die Geschäftsentwicklung zeigt, attraktive Geldanlagen zu finden. Daher gilt für die Allianz SE wohl der alte Kostolany-Spruch „Kunde der Allianz möchte ich nicht sein, Aktionär dagegen schon". Denn das Geld, das die Allianz bei den Kunden einspart, zahlt sie, dank der Dividendenerhöhung, an ihre Aktionäre aus.

So kalkulieren wir für das kommende Geschäftsjahr 2015e mit einem Jahresumsatz von über 130 Mrd. Euro (+6,8%) sowie einem Gewinn je Aktie von 14,95 Euro (+5,1%). Im Geschäftsjahr 2016e sollten dann ein Jahresumsatz von über 135 Mrd. Euro (+3,8%) sowie ein Gewinn je Aktie von 15,18 Euro (+1,5%) durch die Bücher gehen. Demzufolge könnte die Dividende sogar weiter, auf 7,50 Euro je Aktie (+7,1%) angehoben werden.


AKTUELLE BEWERTUNG, FUNDAMENTAL FAIRER WERT, UNSER KURSZIEL

Aktuell weist die Aktie ein KGV von nicht einmal 10 auf. Angesichts der, trotz der bereits erreichten Größe, immer noch beeindruckenden Wachstumsraten halten wir jedoch ein KGV von mindestens 10 für die Aktie für angemessen. Zumal es sich bei der Allianz SE, wie eingangs erwähnt, um den weltweit größten Versicherungskonzern handelt und die Aktie somit eher einen Bewertungsaufschlag gegenüber der Peer Group (Vergleichsgruppe) verdient hätte.

Bei einem Gewinn je Aktie für 2016e in Höhe von 15,18 Euro sowie einem KGV von 10 ergäbe sich somit für die Aktie ein fundamental fairer Wert von 10x 15,18 Euro = 151,80 Euro. Dabei kalkulieren wir mit einer Dividende von 7,00 Euro je Aktie für 2014 (wird nach der Hauptversammlung 2015 ausgezahlt) sowie jeweils 7,50 Euro je Aktie für 2015 und 2016, woraus sich eine Dividendenrendite von ca. 5% errechnet.

Angesichts einer Dividendenrendite von ca. 5% ist die Aktie im gegenwärtigen Niedrigzinsumfeld alleine schon aufgrund der Dividende kaufenswert. Zugleich bietet der Titel jedoch auch noch ein Kurspotenzial von über +13%. Denn das Kursziel sehe ich bei 150 Euro.


CHANCE/RISIKO-ABWÄGUNG

Ein beeindruckendes Umsatz- und Gewinnwachstum, eine günstige Bewertung sowie eine Dividendenrendite von mindestens 5%, das alles spricht für einen Kauf der Aktie der Allianz SE. Dass das Geschäftsmodell funktioniert beweist dabei nicht nur die lange Existenz des Unternehmens, sondern auch die Tatsache, dass im Geschäftsjahr 2001 erstmals überhaupt in der Geschichte des Konzerns ein Verlust anfiel (nach mehr als 110 Jahren!).

Dies gilt umso mehr, da der Konzern sowohl die Weltwirtschaftskrise ab Ende der 1920er Jahre sowie zwei Weltkriege überstanden hat. Daher ist die Aktie der Gesellschaft auch zu Recht im DAX notiert und zählt somit zu den absoluten Bluechips in Deutschland. Neben dem stets vorhandenen Aktienmarktrisiko halte ich das Risiko bei der Allianz Aktie somit für überschaubar. Somit eignet sich die Aktie, insbesondere dank einer Dividendenrendite von ca. 5%, sicherlich nicht nur für wachstumsorientierte und/oder spekulative Anleger, sondern auch für konservative langfristig denkende Investoren. Nichtsdestotrotz kann ein Stoppkurs bei 116,28 Euro zur Absicherung nicht schaden.
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In diesem Artikel erwähnt:

DE0008404005 ALV

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