Ab einem DAX von 6.100 wird nicht mehr gerechnet, sondern taktisch finassiert

Hans A. Bernecker Börsenbriefe GmbH
Veröffentlicht von Hans A. Bernecker Börsenbriefe GmbH am 07.04.2010
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Actien-Börse

Was heißt das? Das mögliche bzw. wahrscheinliche Szenario hatten wir bereits vor drei Wochen skizziert. Es ist eingetroffen und hat sogar einige tragische Züge. Denn:


Welcher Vermögensverwalter, gleich welcher Art, kann jetzt erklären, wie er mit einer Aktienquote von 0 oder 5 % den DAX-Anstieg um rd. 70 % mitgemacht hat? Bei 6.600 im DAX wären es übrigens 83 % und genau der Gewinn, den der DAX vom März 2003 bis Anfang 2004 zurückgelegt hatte, bevor eine längere Konsolidierung begann. In den vergangenen 12 Monaten stieg die Marktkapitalisierung um genau 376 Mrd € (DAX 100). Ihrem Bankberater geht es möglicherweise ähnlich, wenn er Ihnen Garantie- oder Diskount- Zertifikate empfahl und hoffnungslos danebenliegt. Unsere ständigen und vielleicht nervigen Mahnungen waren leider richtig. Konsequenz aus beidem: Die Gruppe I muß investieren, ob sie will oder nicht. Sie muß sich am DAX oder EURO STOXX orientieren, was die gängige Benchmark darstellt. Das macht die Einschätzung jeder einzelnen Aktie etwas schwieriger. Wer taktisch finassiert, orientiert sich an den Möglichkeiten und weniger an den dahinter stehenden wirklichen Fakten. Die Gruppe II müsste komplett auswechseln, was sie wahrscheinlich nicht kann. Genau genommen müsste sie sämtliche Zertifikate zurücknehmen und direkt in Aktien investieren. Ob das im Eigeninteresse der Bank steht, lassen wir höflich offen. Unsere Kursziele für den DAX sind bis rd. 10 bis 12 % erreicht worden. Das muss überprüft werden. Wir passen unsere Zielkurse der dargestellten Situation an. Es kann sein, dass wir im Laufe der Berichtssaison einige weitere Korrekturen vornehmen. Beides ist möglich: Hochstufung oder Abstufung. COMMERZBANK und MERCK sowie E.ON und RWE nehmen wir in den Zielen zurück. Die Begründung hatten wir an dieser Stelle dargestellt. Die Kaufbasis für MERCK nach der noch immer laufenden Korrektur vermuten wir auf der Ebene 50/52 € und würden dann den genannten Zielkurs von 67 bis 70 € als langfristiges Kursziel einstufen, wenn der Markt den Kauf von MILLEPORE näher analysiert hat. Bekanntlich geht es um den sehr teuren Einkauf zum Preis von 5,3 Mrd $. E.ON und RWE nehme wir aus folgendem Grund zurück: Die deutsche Energiepolitik steckt in einer Art schwebender Ungewißheit. Insbesondere die Frage der Verlängerung der KKW-Laufzeiten gegen den Preis, den die KKW-Betreiber dafür zahlen müssen. Eine einigermaßen griffige Kalkulation wird erst im Jahresverlauf vorliegen, so die Meinung in Düsseldorf und Essen. Die COMMERZBANK ist die am stärksten umstrittene Aktie im DAX. Die COMMERZBANK steht in einer ähnlichen Ausgangslage, wenn auch nicht so komfortabel wie die DT. BANK. Doch Herr Blessing formulierte ähnlich: „Ab 2012 wollen wir ein operatives Ergebnis von mehr als 4 Mrd € pro Jahr und eine Nachsteuerrendite von über 12 % erreichen“. Nach gleichem Schema gerechnet, stellt sich auch hier die Frage: Was sind diese 4 Mrd € nachhaltig wert? Netto ergibt sich mit gleicher Sicherheit eine Schätzung um 1,8 bis 2,0 Mrd € für die fusionierte Bank. Dann dürften die Synergien von 2,2 Mrd € greifen. Das Ganze gilt also für eine Sicht von etwa 24 Monaten. Eine Börsenkapitalisierung von 8 Mrd € ist dafür entschieden zu wenig. Es ergäbe ein KGV von 5. Ein KGV von 8 wäre das Minimum für eine normal arbeitende Großbank. Nun wird es pikant: Die Aktionärsstruktur hat sich erheblich gewandelt. Ausgeschieden sind, nach dem Einstieg des Bundes, demnach ganz oder teilweise CREDIT SUISSE mit früher 7,1 %, MÜNCHENER RÜCK mit 4,99 % und THE CAPITAL GROUP mit 5 %. Es kann auch sein, dass diese in Folge des Einstiegs des Bundes unter die 5 % gefallen sind. Dagegensteht: Der Anteil der institutionellen Investoren erreicht 54 %. Der gleiche Prozentsatz wird für das Inland genannt. Die Wette gilt: Ab wann steht die „Bundes-Schachtel“ wieder zum Verkauf? Darauf konzentrieren sich die Überlegungen in Frankfurt. Zeichnungspreis war 6 €. Berlin möchte einen Gewinn machen, schon allein aus politischen Gründen. Dann geht es um die Rückzahlung der stillen Einlage, die nach jetzigen Planungen nur zur Hälfte aus den Betriebsergebnissen getilgt werden soll, zur anderen Hälfte über eine Aktienemission im freien Markt, was ohnehin nötig ist, um die Kernkapitalquoten zu stabilisieren. Das ergibt ein von uns geschätztes Ziel für die Kapitalisierung dieser Bank von unverändert 14 bis 15 Mrd € als erste Größe. Beachten Sie die Langfristigkeit dieser Überlegungen! Wer hier einsteigt oder bereits positioniert ist muss einen langen Atem haben. Dies abzugrenzen, müssen Sie entscheiden wenn Ihr Geld für die kommenden Monate angelegt sein wil. COMDIRECT BANK ist als COBANK-Tochter die reine Börsenwette. Die Kundenzahl soll sich von 2,15 auf 3 Mio per Jahresende erweitern und die Kundenvermögen sollen von 35,5 auf 50 Mrd € steigen. Was ist dann der richtige Wert für diese größte deutsche Direktbank oder auch Internetbroker mit einem Ergebnis vor Steuern von 100 Mio € als Planzahl? Die Nr. 2, DAB BANK, ist schlecht zu vergleichen. Die Börsenwette liegt darin: Mit steigenden Kursen dynamisiert sich das Geschäft nicht nur über die Kundenzahl, sondern über die Umsätze. Wir rechnen nach Kundenzahl. 3 Mio Kunden mit auskömmlichen Umsätzen müssten nahe an die Bewertung von 2005/2006 mit rd. 1,2 Mrd € heranführen. Im Jahr 2000 lag der Kurswert bei 3,3 Mrd € für eine Bilanzsumme von 2,9 Mrd € und einer Kundenzahl von damals knapp 1 Mio. Jetzt liegt die Bilanzsumme bei rd. 10 Mrd €, der genannten Kundenzahl und der Provisionsüberschuss müsste mit 160 Mio € angenommen werden. Vor 10 Jahren waren es 191 Mio €. Wie man also auch rechnet: Die Bewertung der COMDIRECT BANK liegt als fairer Wert im Bereich von 1,5 Mrd €, aktuell sind es rd. 1 Mrd €!
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