3W POWER / AEG POWER SOLUTIONS: AUS SPAC WIRD POWER

Veröffentlicht am 18.11.2010

Thomas Middelhoff war schon nicht mehr unumstritten, um es vorsichtig auszudrücken, als der ehemalige Arcandor-Chef gemeinsam mit dem Unternehmensberater Roland Berger und dem Investmentbanker Florian Lahnstein den ersten deutschen SPAC aufsetzte: Germany Acquisition 1.


Ein SPAC (Special Purpose acquisition Company) ist praktisch ein börsennotierter Mantel. Unnötig zu erwähnen, dass sich die drei dabei ordentlich die Taschen gefüllt haben, aber das soll hier nicht unser Problem sein. Während die Zeichner des SPAC 10 EUR pro Anteil hingelegt haben, liegt der Kurs inzwischen bei ca. 4,5 EUR. Und der Mantel wurde mit Leben gefüllt. Grund genug für uns, sich den Wert trotzdem mal anzuschauen. Die operative Tochter der Holdinggesellschaft heißt AEG Power Solutions. Das Unternehmen sichert z.B. Energieströme in kritischen industriellen Prozessen (Ölplattformen, Kraftwerke etc). Schwerpunkt ist auch die Herstellung von Leistungsreglern bei der Herstellung von Polysilizium. AEG Power Solutions ist damit letztlich auch im Bereich regenerative Energien verankert. Inzwischen ist auch der Einstieg in das margenträchtige Geschäft der Solar-Wechselrichter gelungen. Dieses Jahr beträgt der Umsatzbeitrag des jungen Segments bereits rund 40 Mio. EUR, in 2011 soll der Bereich auf 100 Mio. EUR explodieren. Den nötigen Extrapepp erhält das Unternehmen respektive die Aktie durch das Thema Smart Grids (intelligente Stromnetze). Die Energieeffizienzlösungen des Konzerns kombiniert mit den Lösungen für erneuerbare Energien könnten für einen kräftigen Schuss Fantasie sorgen. Mit Smart Grids ist es ähnlich wie mit andere Hype-Themen: Es ist oft alleine der Name, der elektrisiert. Doch das ist hier noch Zukunftsmusik. Die aktuellen Zahlen sehen noch nicht wirklich überzeugend aus, aber der Konzern befindet sich auch noch in Restrukturierung. In den ersten neun Monaten 2010 wurden 211 Mio. EUR umgesetzt, der Bruttogewinn betrug 59 Mio. EUR, operativ fiel ein großer Verlust von 32,5 Mio. EUR an. Auch im nächsten Jahr wird unter dem Strich ein Verlust stehen, obwohl kräftig an den Kosten geschraubt wird und der Umsatz auf über 400 Mio. EUR steigen soll. Das liegt an Abschreibungen, die in Zusammenhang mit der Übernahme durch den SPAC stehen. Früher hätte man einfach Goodwill-Abschreibung dazu gesagt, durch die Abschaffung der planmäßigen Abschreibungen heißt es hier ppa (Purchase Price allocation). 2012 soll der Konzern laut Aussagen ehemaligen Siemens-Managers Horst Kayser sogar eine halbe Mrd. EUR umsetzen. Die EBITDA-Marge schätzen wir dann auf rund 9-10%. Das Unternehmen will organisch und extern wachsen, und dazu braucht man Kapital. Daher auch die Platzierung der Anleihe im Volumen von 125 Mio. EUR. (Wir wiesen Sie heute morgen per Email darauf hin.) Die Tatsache, dass 9,25% Kupon geboten werden, lässt bilanziell Schlimmes ahnen, aber so schlecht ist das Zahlenwerk gar nicht: 597 Mio. EUR Bilanzsumme und 360 Mio. EUR Eigenkapital (60% EKQuote). 100 Mio. EUR Goodwill sind allerdings weniger erfreulich. An Finanzschulden sind in der Bilanz nur knapp 24 Mio. EUR ersichtlich, Cash-Bestand 45 Mio. EUR. (dk)

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