2016 wird ein „bittersüßes Jahr“ für die europäischen Baustoffhersteller

Hans A. Bernecker Börsenbriefe GmbH
Veröffentlicht von Hans A. Bernecker Börsenbriefe GmbH am 17.02.2016
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Aktionärsbrief

So jedenfalls schätzt die Schweizer Bank UBS die nächste Zukunft der Branche ein. Auch wenn das Baugeschäft in den USA weiteres Wachstum aufweist und sich die Baukonjunktur in Europa nun wieder verbessert, kommt aus Richtung der Schwellenländer auch weiterhin ein stetiger Gegenwind, der die Branche belastet. Per saldo ist das Umfeld zwar positiv, aber nicht alle Baustoffhersteller werden gleich gut davon profi tieren. Wer die Nase vorne hat und wer nicht, hat UBS im Rahmen einer Studie erarbeitet.


2015 war für die weltweite Zementbranche eines der schlechtesten Jahre der jüngeren Vergangenheit. Der Umsatz des Sektors ist vor allem wegen der Wachstumsverlangsamung Chinas um 3 % zurückgegangen. Aber auch wenn man den negativen China-Effekt heraus rechnet, hat die Branche lediglich ein Wachstum von 1 % zustande gebracht. Das liegt deutlich unter dem Durchschnitt der vergangenen Jahre von + 3 %. China wird die Branche auch 2016 weiter belasten, wobei sich auch Brasilien und Russland erneut als Bremsklotz erweisen werden.

Auch wenn Europas Bauwirtschaft langsam wieder in Schwung kommt, ist und bleibt die wichtigste Wachstumslokomotive weiterhin die USA. Zumindest, wenn man die Öl- und Gasbranche sowie die klassische Industrie ausklammert. Pluspunkte sind die bisher gute Arbeitsmarktentwicklung (die im Januar aber einige Risse bekommen hat). Noch viel wichtiger aber sind geplante Investitionen in den Autobahnausbau.

2016 wird nicht das Jahr der großen Akquisitionen in der Baustoffbranche werden. Vielmehrwird es ein Konsolidierungsjahr, in dem die bereits getätigten Übernahmen integriert und Synergieeffekte gehoben werden. Auch die niedrigen Rohstoffpreise werden die Branche nicht auf breiter Front anschieben können. Denn die positiven Effekte werden zumindest teilweise von negativen Effekten kompensiert werden, wie z. B. nachlassende Nachfrage aus rohstoffexportierenden Ländern wie Australien, Russland, Kanada oder Norwegen. Auch was die Bewertungen betrifft, ist kein überschäumendes Kurspotenzial quer durch die ganze Branche zu erwarten. Sowohl das KGV als auch das Verhältnis von Unternehmenswert zu operativem Ergebnis befi ndet sich über dem langjährigen Durchschnitt.

Auch die Wechselkurse spielen eine wichtige Rolle zur Einschätzung der einzelnen Branchenvertreter. So hat die UBS die Gewinnschätzungen für Unternehmen aus der Eurozone gesenkt, weil sich der Euro fester als erwartet präsentiert hat. Britische Unternehmen haben dagegen vom schwachen Pfund profitiert.

Dennoch geht BUZZI UNICEM (WKN: 925 964; 12,55 €) bei der UBS als Mitfavorit ins Rennen. Das Unternehmen aus dem italienischen Casale Monferrato wurde 1907 gegründet. Buzzi Unicem dürfte im vergangenen Jahr einen Umsatz von über 2,5 Mrd. € gemacht haben. Für den Gewinn je Aktie erwarten die Analysten im Durchschnitt einen Anstieg von 37 % auf 0,73 €. Für 2016 wird mit einem weiteren Anstieg von 24 % gerechnet. Laut UBS wird Buzzi Unicem weiterhin von der Erholung in der US-Baubranche profi tieren, während sich das verbesserte europäische Geschäft noch nicht ausreichend im Kurs niedergeschlagen hat. Wegen der Kursentwicklung hat man dennoch das Kursziel leicht von 19,30 auf 18,50 € reduziert. Das entspricht einem Kurspotenzial von 47 %.

Auch der irische Zementhersteller CRH (WKN: 864 684; 1.735 p) wird in der UBS-Studie favorisiert. Laut Konsensschätzungen wird dem Unternehmen zugetraut, den Gewinn je Aktie im vergangenen Jahr um 20 % auf 0,95 € gesteigert zu haben. 2016 wird CRH dann sogar ein Gewinnsprung von 68 % zugetraut. Auch CRH wird weiter vom amerikanischen und europäischen Geschäft profitieren. Laut UBS gesellen sich aber noch eine gute regionale Aufstellung sowie Synergieeffekte dazu. CRH hatte nämlich von der Fusion von Holcim und Lafarge profitiert, da diese aus Wettbewerbsgründen Teile ihres Geschäfts verkaufen mussten, welche die Iren sich dann gesichert haben. UBS belässt das Kursziel aber bei 21,80 GBP. Da die Aktie in den letzten Wochen noch einmal kräftig korrigiert hat, ergibt sich nun daraus mittlerweile ein Kurspotenzial von gut 25 %.

Auch die Baumarktkette TRAVIS PERKINS (WKN: 893 509; 1.750 p) steht auf der Kaufl iste der UBS. Das Unternehmen aus dem britischen Northampton wurde 1988 gegründet, wobei die Wurzeln bis in das Jahr 1797 zurückgehen. Nach einem vorübergehendem Rücksetzer 2014 dürfte Travis Perkins im vergangenen Jahr den Gewinn wieder gesteigert haben. Der Marktkonsens geht von einem Anstieg des Gewinns je Aktie um gut 4 % aus. Für 2016 wird dann eine Gewinnsteigerung von 12 % erwartet. Auf dem britischen Heimatmarkt dürfte man zwar leichten Gegenwind aufgrund der niedrigeren Nachfrage nach Baumaterialien für Reparatur und Modernisierung bekommen, das dürfte aber zumindest mittelfristig durch die getätigten Investitionen überkompensiert werden. UBS sieht das aktuelle Kursziel bei 23 GBP, was einem Potenzial von 31 % entspricht.

Der ebenfalls britische Baustoffkonzern WOLSELEY (WKN: A1W 7PR; 3.497 p) überzeugt dagegen vor allem durch seine attraktive Bewertung. Ebenfalls zum Kauf empfohlen wird BRAAS MONIER (WKN: BMS A01; 18,87 €), Europas größter Dachpfannenhersteller. Das Unternehmen aus Oberursel kann vor allem mit der erwarteten Erholung in Europa sowie einer attraktiven Cashflowrendite von 7,5 % punkten. Kursziel: 25,50 €. Charttechnisch sieht die Aktie aber noch fragil aus, nachdem sie in diesem Jahr bisher um 29 % nachgegeben hat. Gelingt der Bodenbildungsversuch bei 18,50 € nicht, droht ein Abrutschen bis auf 15/16 €, was dann auf jeden Fall eine attraktive Kaufbasis wäre.

HEIDELBERGCEMENT (WKN: 604 700; 64,03 €) wird nicht nur von der UBS zum Kauf empfohlen. Auch alle anderen Analystenempfehlungen gehen von weiter steigenden Kursen aus. Die höchsten Kursziele liegen bei 90 €, während der untere Rand bei 77 € liegt. Also ein Kurspotenzial von mindestens 20 %.
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