Wo findet man noch Sicherheit?
Die Finanzmärkte werden mehr und mehr mit einer Erosion in das Vertrauen des Geldsystems konfrontiert. Das ganze System baute darauf auf, dass ein AAA-Rating eine generelle und absolute Sicherheit für die Rückzahlung und Bedienung von Schulden garantierte. Diese Gesetzmäßigkeit war gestern. Ratings sind kein Maßstab mehr für Sicherheit.
Die großen Kapitalsammelstellen stehen deshalb vor einem Paradigmenwechsel. Volkswirtschaftlich betrachtet haben Kapitalsammelstellen eine wichtige Transformationsfunktion im Wirtschaftskreislauf, indem sie das gesparte Geldvermögen einzelner Wirtschaftsteilnehmer aufnehmen und damit die Finanzierungsbedarfe anderer Wirtschaftsteilnehmer erfüllen. Mit Hilfe der Ratings konnten in der Vergangenheit Ausfallrisiken minimiert werden. Diese Richtschnur ist durchtrennt. Was könnte die neue Leitlinie sein?
Wo Triple A draufsteht, muss nicht Triple A drin sein, und wo nicht Triple A draufsteht, kann Triple A drin sein. Denn: Letztlich ist ein echtes Triple A für ein Land nur dann gegeben, wenn es in seiner eigenen Währung autonom und flexibel „Geld schaffen“ kann. Die Notenbank würde Geld drucken und damit den Staat finanzieren oder zumindest indirekt die Rückzahlung der Verbindlichkeiten garantieren. Natürlich gibt es Währungsrisiken, aber eben kein Ausfallrisiko. Zu diesen Ländern gehören die USA, China, Japan, Großbritannien, die Schweiz und einige kleinere Länder wie Norwegen oder Schweden, aber eben nicht die Eurozone. So sind auch der starke Yen und die niedrigen Renditen in Japan zu erklären. Das asiatische Land ist enorm verschuldet (mit 200 % der jährlichen Wirtschaftsleistung). Das bedeutet jedoch längst nicht, dass Nippon alsbald in finanziell akute Not gerät und seine Kreditgeber vor den Kopf stoßen muss.
Dieser Denkansatz stellt zugleich das AAA-Rating von Deutschland zur Diskussion.
Das hat nichts mit hohen Schulden oder einer unseriösen Haushaltspolitik zu tun. Aber die Transferunion innerhalb der europäischen Währungsunion scheint längst Realität zu sein. Es gründet darauf, dass Deutschland die Flexibilität fehlt, geldpolitisch eigenständig zu reagieren.
Der Einbruch des Euros zum Dollar in der vergangenen Woche könnte ein erstes Indiz für unsere These sein. Auch in Anbetracht des Linksrucks in der deutschen politischen Landschaft (herbe Einbrüche der Regierung bei den Landtagswahlen) sucht das internationale Kapital das Weite.
Fazit: Setzt sich dieser Paradigmenwechsel durch, sollte der Euro zum Dollar vor einer signifikanten Abwertung stehen. Das würde gleichzeitig den abwärtsgerichteten Zinstrend in Deutschland beenden. Die Profiteure findet man am Aktienmarkt. Exportorientierte Unternehmen wie die Autohersteller oder die Maschinenbauer würden sich die Hände reiben. Aber auch die schwergebeutelte Exportindustrie der Peripheriestaaten könnte spürbar aufatmen.
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