Wo endet die Preisspirale beim Öl?

BörseGo AG
Veröffentlicht von BörseGo AG am 08.03.2012
Dies ist eine exklusive Leseprobe von:

Gold- & Rohstoff-Report

Von keinem anderen Rohstoff sind die Industrieländer so abhängig wie vom Öl. Daher wiegt es umso schwerer, dass ein 159-Liter-Fass Brent-Öl in der vergangenen Woche in der Spitze 128,40 Dollar kostete – zwei Tage zuvor waren es noch fast acht Dollar weniger. Der Preissprung wurde durch ein Gerücht verursacht: In Saudi Arabien sei eine Ölpipeline geplatzt – mutmaßlicher Auslöser: Ein terroristischer Anschlag. Das heizte die Spekulation an. Als sich das Gerücht dann aber als haltlos erwies, rutschte der Preis genauso schnell wieder ab, wie er zuvor gestiegen war. In dieser Woche kostete ein Barrel Brent-Öl zeitweise wieder um über 6 1/2 Dollar weniger, als im letztwöchigen Hoch.


 

Eine Fortsetzung des Preisrückgangs ist aber eher unwahrscheinlich. Im Ölpreis enthalten ist nämlich auch eine so genannte „Risikoprämie“ wegen einer drohenden Eskalation des Irankonfliktes. Beobachter veranschlagen diese Risikoprämie auf 10-15 Dollar pro Fass. Solange sich die Situation um den Iran nicht verbessert, dürfte sich die Prämie auch nicht zurückbilden.

Die Gerüchte um Saudi Arabien sollten nun engmaschig beobachtet werden. Denn die Märkte sorgen sich darum, dass die revolutionäre Stimmung aus dem Arabischen Frühling in Nordafrika auch auf das Königreich übergreifen könnte. Saudi Arabien ist aber gerade jetzt als SwingProduzent wichtig, da dort fast die gesamten Überschusskapazitäten des Ölkartells OPEC liegen. Diese Kapazitäten werden nun etwa benötigt, um Förderausfälle aus Südsudan, Jemen, Syrien sowie die Sanktion gegen iranisches Öl der EU zu kompensieren. Dabei geht es derzeit um zwei Millionen Barrel Erdöl – das ist bereits mehr als das Doppelte der Menge, um die die Ölnachfrage in diesem Jahr wachsen wird. Geschuldet ist der Verbrauchsanstieg dem Wirtschaftswachstum in den Schwellenländern, schreibt die Internationale Energieagentur IEA in ihrem aktuellen Bericht.

Allen voran steht die Volksrepublik China. Dort will man – oder muss man jetzt kleinere Brötchen backen. Chinas Ministerpräsident Wen Jiabao sagte zur Eröffnung des jährlich stattfindenden Volkskongresses, das Wirtschaftswachstum solle im laufenden Jahr auf 7,5 Prozent und die Inflation auf 4 Prozent beschränkt werden. In den vergangenen Jahren hatte das Wachstumsziel stets 8 Prozent betragen und war in der Regel übertroffen worden. Für den Ölmarkt ist dies zwar eine wichtige, aber nicht alles entscheidende Entwicklung. Denn hier spielen Basiseffekte eine Rolle. Wenn China vor zwanzig Jahren pro Jahr zehn Prozent mehr Öl brauchte, war dies ausgehend von einer Verbrauchsbasis von rund 100 Millionen Tonnen jährlich – der Zuwachs betrug also bei zehn Prozent zehn Millio

nen Tonnen. In diesem Jahr wird der chinesische Ölverbrauch vermutlich „nur“ um 5% wachsen. Dieses Wachstum wird jedoch gegenüber dem Jahr 2011 berechnet, als der chinesische Ölverbrauch schon 469 Millionen Tonnen erreichte. Der absolute Zuwachs – und das ist die einzige relevante Bezugsund Planungsgröße für die Ölindustrie, die diese Menge ja tatsächlich liefern muss, beträgt trotz des halbierten prozentualen Wachstums in diesem Jahr schon 24 Millionen Tonnen.

Das Beispiel gilt weltweit. Das lässt sich an einem Schaubild gut erkennen.

Ein Verbrauchszuwachs von einem Prozent forderte die Ölindustrie im Jahr 1990 auf, rund 600.000 Barrels Erdöl zusätzlich an den Markt zu bringen. Heute verursacht das gleiche prozentuale Wachstum einen Mehrbedarf von 900.000 Barrels. Die schwarze Linie zeigt außerdem die derzeit maximal mögliche Förderleistung. Sie errechnet sich aus der derzeitigen Ölfördermenge zuzüglich der Restkapazitäten der OPEC und liegt somit bei rund 93 Millionen Barrels täglich. Diese Menge kann zwar durch die Freigabe strategischer Öllagerbestände kurzfristig erhöht werden. Einen solchen Schritt unternahm im vergangenen Jahr die Internationale Ener- gieagentur. Dies wird den Ölpreis jedoch nur kurzfristig belasten. Mittelfristig sind die Restkapazitäten der OPEC relevant, da außerhalb der OPEC die meist privat organisierten Produzenten Gewinnmaximierung betreiben und folglich am Kapazitätslimit Öl aus der Erde befördern. Der Ölpreis reagiert sensibel mit einem steigenden Preis sowie mit einer wachsenden Schwankungsintensität auf die Tatsache, dass die Restkapazitäten der weltweiten Ölförderung (=Restkapazitäten der OPEC) wieder unter den durchschnittlichen Wert von 2,9 Millionen Barrels gefallen ist. Jetzt entspricht sie lediglich noch einer täglich zusätzlich möglichen Fördermenge von 2,4 Millionen Barrels (auch dank Südsudan, Syrien, Jemen, EU-IranEmbargo). Der Preis für ein Barrel Brent-Öl schwankt an der ICE in Atlanta derzeit durchschnittlich um 5,70 Dollar pro Tag. Dieser Wert, der Knappheit ausdrückt und gegenüber dem Jahresbeginn 2011 von 2,80 Dollar um mehr als das Doppelte anstieg, erreicht damit das höchste Niveau seit dem Jahr 2009. Die Anstiegsphase des Ölpreises im Jahr 2006 bis 2008 von rund 50 Dollar auf fast 150 Dollar pro Barrel wurde ebenfalls durch eine Zunahme der Schwankungsintensität des Ölpreises ausgelöst.

Rohstoff-Report-Anlage-Idee zum Öl:

Faktor-Zertifikate: Eher spekulativ ausgerichtete Investoren, die von einem Ölpreisanstieg mit einem Hebel profitieren möchten, können statt auf Turbo-Produkte zu setzen, auch die in immer größerer Stückzahl und jetzt auch zusätzlich von der Deutschen Bank und der österreichischen Raiffeisen Centrobank (RCB) angebotenen Faktor-Zertifikate ins Kalkül ziehen. Die ersten Papiere wurden bereits im November 2009 von der Commerzbank emittiert, die in diesem Zusammenhang auch gerne von der „neuen Generation der Hebel-Produkte“ spricht. Denn sie verbinden gleichzeitig Vorteile von Turbos und klassischen Optionsscheinen, wie z.B. die weitgehende Unabhängigkeit von der Volatilität oder das Fehlen einer Knock-Out-Barriere. Wer aber denkt, damit wäre auch das Risiko geringer, irrt, denn der Hebel wirkt auch hier natürlich nach beiden Seiten.

Das Besondere bei den für viele Anleger erst jetzt so richtig ins Blickfeld geratenen Produkten besteht darin, dass der jeweilige Hebel bzw. „Faktor“ gegenüber dem Vortagesschlusskurs des Basiswertes konstant gehalten wird, was eine tägliche Anpassung erfordert. Bei der Commerzbank bezieht sich jedes Papier deshalb auf einen eigens dafür berechneten Strategie-Index, der je nach der Richtung eine Finanzierungsbzw. Zins-Komponente beinhaltet. Damit es bei Faktor-Zertifikaten nicht wie bei Turbos zu einem Knock-Out-Ereignis kommt, erfolgt bei einer extrem negativen Entwicklung in Abhängigkeit von der jeweiligen Richtung ab einem bestimmten Grenzwert eine vorzeitige untertägige Anpassung, die weitere Kursverluste abschwächt. Die Emittenten erheben für die Berechnung der jeweiligen Underlyings eine Gebühr, die Commerzbank beispielsweise in Höhe von 0,75 Prozent p.a. Investoren sollten insbesondere beachten, dass sich die Faktor-Variante wegen der täglichen Readjustierung des Hebels bei seitwärtstendierenden Märkten eher negativ verhält, während sie bei ausgeprägten Trendverläufen ihren kumulativen Effekt besonders zur Geltung bringen kann.

Wer auf steigende Ölpreise spekulieren möchte, findet aktuell bei der Commerzbank bzw. der RCB folgende Endlos-Produkte auf Brent bzw. WTI Futures:
Konservativ orientierte Anleger, die sich gegen ein Verlustrisiko absichern möchten, könnten zu den neuen währungsgesicherten Öl-Protect-Anleihen von Barclays greifen. Die beiden Produkte ermöglichen eine 1:1-Partizipation an langlaufenden Brent Futures bis zu einem Cap bei 135 bzw. 139 Prozent.

Die Bedeutung des Euro

Die Preise für Benzin und Diesel klettern immer weiter und haben bereits die Niveaus aus dem Jahr 2008 erreicht, obwohl der Ölpreis noch 15% unter dem damaligen Preisniveau liegt. Das führt dazu, dass der Preis für ein Barrel Brent-Öl umgerechnet in der vergangenen Woche bereits 96 Euro kostete – ein neuer Rekordstand. Das Hoch im Juni des Jahres 2008 lag bei lediglich 93,22 Euro

Doch es gibt Hoffnung auf Besserung. Es geht um Europa. Es ist für eine wachsende Gruppe von wohlhabenden und institutionellen Investoren DIE Investment-Story einer ganzen Generation: Europa liegt nach der Nahtoderfahrung am Boden, die Kreditmärkte versprechen zehn Prozent Verzinsung und der Euro ist günstig. Die Positionierungen gegen den Euro, die an US-Terminbörsen historische Höchststände erreicht haben, passen nicht mehr in eine Welt, die gerade mit über einer Billion Euro von der EZB geflutet wurde. Die unmittelbare Gefahr einer Wiederholung einer unkontrollierten Pleite einer großen Bank in Europa ist gebannt, während 1 Billion Euro dafür sorgen, dass Banken sich nicht mehr zu Zwangsliquidationen von Wertpapieren genötigt sehen. Zwar bahnt sich mittlerweile eine unkontrollierte Pleite eines ganzes Landes (sie wissen, welches) an. Doch lässt sich diese Situation wegen ihrer Entscheidung einen Tag nach Versand dieses Reports nicht abschließend bewerten. Wir votieren im Zweifel für den Angeklagten und halten an der bullischen Einschätzung des Währungspaars EUR/USD fest. Das liegt vor allem an mittelbis langfristigen Perspektiven. Denn wer am Anleihenmarkt investieren will, der schaut nach Europa wir haben mittlerweile volumenmäßig mehr Anleihen, die mit 10% oder höher rentieren, als alle Schwellenländer und die USA zusammen. Wenn sich das rumspricht, dass der Weltuntergang jetzt doch noch nicht nach Europa kommt, dann wird der Post-LTROgetriebene Markt möglicherweise damit beginnen, Europas Märkte vor diesem Hintergrund stärker von Seiten der sich bietenden Chancen, und weniger aus den noch drohenden Risiken zu betrachten. Vor diesem Hintergrund sollte man nun das Währungspaar Euro zum US-Dollar engmaschig beobachten. Wenn das steigt, dürften sich auch die Spritpreise an der Tankstelle trotz höheren Ölpreisen weniger bemerkbar machen. Denn ein höherer Euro zum US-Dollar bedeutet auch: Geringere Importbelastung und sinkende Treibstoffpreise!

Rohstoff-Report-Anlage-Idee zum Euro:

Spekulativ: Beim Währungspaar EUR/USD sollte die Marke von 1,26 USD nicht mehr berührt bzw. unterschritten werden. Deshalb können hier Investoren mit einem Mini-Future von Goldman Sachs (GS23T8) mit einer Basis bei 1,2602 USD und einer Knock-Out-Schwelle bei 1,2730 besonders spekulativ unterwegs sein. Der Hebel beträgt dabei stolze 21,09. Ähnlich spekulativ kommt ein entsprechendes Produkt der DZ-Bank (DZ8BWT) mit einem Basispreis bei 1,2631 USD und einer Knock-Out-Schwelle bei 1,2727 USD daher. Der Hebel beläuft sich bei diesem Papier auf 19,16.

Konservativ: Etwas konservativer ist ein Mini-Future Long der RBS (AA2HPA) mit einer Basis bei 1,20 USD und einer Knock-Out-Schwelle bei 1,2230 USD aufgestellt. Der Hebel ist hier immer noch zweistellig. Einen Hebel von 8,82 bietet darüber hinaus ein Papier der BNP Paribas auf den EUR/ USD-Wechselkurs (BN163N) mit einem Basispreis bei 1,1812 USD und einem Knock-Out bei 1,1930 USD. 

 

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