Wie tickt der Markt und wie lässt sich damit Geld verdienen?

CURT L. SCHMITT Informationsdienste
Veröffentlicht von CURT L. SCHMITT Informationsdienste am 16.05.2012
Dies ist eine exklusive Leseprobe von:

Frankfurter Börsenbrief

Wer zwischen den Zeilen des Offensichtlichen liest, hat wesentlich bessere Chancen, das berühmte „Alpha“ herauszukitzeln, also eine Überperformance über die breite Markttendenz.


 

„Benchmarking“ ist sozusagen Artikel 1 der ungeschriebenen Fondsmanager-Verfassung. Die Logik dahinter: Den Performance-Sprintern stehen natürlich gegenläufig die „Hinterherläufer“ gegenüber, sodass sich dann letztlich die Marktperformance als Schnitt ergibt. Wer dann noch mit entsprechend saftigen Preismodellen unterwegs ist, neigt unter dem Strich zur relativen Unterperformance. So gesehen ragt die Performance im ersten Trimester 2012 in der Fondsbranche über den Normalrahmen hinaus. US-Aktienfonds konnten zu etwa 56 % den S&P 500 schlagen. Im Verlauf des letzten Jahrzehnts lag der Anteil nur bei unter 50 %. Und diese Zahl ist sogar geschönt durch die Fonds, die mangels Performance „dicht“ machten und insofern nicht mehr im Betrachtungsuniversum stehen (Survivorship Bias). Fondsmanager, die ihre persönliche Karriere nicht gefährden wollen, fahren also am sichersten, je enger man sich an den jeweiligen Vergleichsindex „heranrobbt“. Dazu passt: Während im Jahr 1993 noch über 90 % der Gesamtanlagen bei Aktienfonds aktiv geführt wurden, ist dieser Anteil zugunsten von passiven Fondsstrategien auf nur noch etwa 65 % abgeflacht. Dagegen steht:

Die Stärke der ETFs ist eine logische Konsequenz.

Während das weltweite ETF-Volumen in 2004 noch deutlich unterhalb von 100 Mrd. Dollar lag, so sind daraus bis zuletzt grob 1.500 Mrd. Dollar geworden. Bei passiven ETFs wird gar nicht erst versucht, eine Überperformance darzustellen. Es reicht, den Index passiv darzustellen, natürlich ohne großes Research und große Kosten. Das nicht systemische Risiko ist wegdiversifiziert zum Preis der Überperformance. Das ergibt zunehmend einen Rasenmäher-Investmentstil. Alle über einen Kamm oder auch „Rein in die Kartoffeln, raus aus den Kartoffeln“. Die Differenzierungsfähigkeit nimmt also ab. Ferner:

Cashflow ist King. Mit dem Börsenjojo der letzten 15 Jahre in den Knochen haben sich die Prioritäten und Erwartungen verschoben. Nach einer Umfrage der Boston Consulting Group unter 165 Fondsgesellschaften mit addiert etwa 1.200 Mrd. Dollar „under Management“ sehen diese im Cashflow das wichtigste Anlagekriterium. Der CF ist also wichtiger als die Qualität des Mangements, die Bewertung und mittelfristige Umsatzentwicklung und sogar noch wichtiger als die Dividende, wobei die Ausschüttungen letztlich an der Fähigkeit der Gesellschaften hängen, freie Cash-Mittel zu generieren und sich auf diese Weise von externen Finanzierungszwängen zu befreien, Wachstum aus eigener Kraft darzustellen und natürlich auch die Aktionäre am Erfolg teilhaben zu lassen. Das deutet einen Paradigmenwechsel an, weg von Wachstumsorientierung hin zu Rendite. Dazu wiederum passt:

Langeweile hat auf einmal einen neuen Charme! Die generelle Annahme in der Investment-Welt ist, dass ein erhöhtes Risiko typischerweise auch mit erhöhten Erträgen kompensiert wird. Also je höher die Standardabweichung in der jeweiligen Rendite, desto größer der zu erwartende Ertrag. Doch damit wird die Rationalität des Marktes im jetzigen Umfeld überschätzt. Das Gegenteil ist sogar der Fall. In einer Studie zeigten Robert Haugen und Nardin Baker auf, dass im Zeitraum von 1990 bis 2011 in jedem einzelnen der 21 betrachteten entwickelten Märkte ausgerechnet diejenigen Aktien mit einer niedrigen Volatilität (also geringem Risiko) ihre spekulativeren Pendants in der Rendite überholen konnten. Dies gilt auch für 12 Emerging Markets, die man für den Zeitraum seit 2001 unter die Lupe nahm. Die Diskrepanz ist bemerkenswert: In den entwickelten Ländern zeigten Aktien im untersten Zehntelsegment der Volatilität eine durchschnittliche annualisierte Gesamtrendite von 8,7 %. Dem steht eine negative Rendite von 8,8 % im obersten Risiko-Zehntelwert gegenüber. In den USA ist die Diskrepanz sogar noch größer. Hier stehen 12 % Durchschnittsrendite bei den „Langweilern“ gegen minus 7 % bei den „Sportlern“. 

 

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