Wie sollen sich Anleger aktuell verhalten?

Börsenwerte IF Verlag GmbH
Veröffentlicht von Börsenwerte IF Verlag GmbH am 15.08.2021
Dies ist eine exklusive Leseprobe von:

Hanseatischer Börsendienst

Leitartikel von Matthias Rieger


Die Verbraucherpreise in den USA sind im Juli um 5,4 Prozent gestiegen. Damit liegt die Inflation auf dem hohen Juni-Niveau, der höchsten Preissteigerung seit August 2008. Werfen wir einen Blick zurück: Auf dieses Inflationshoch vor rund 13 Jahren folgte bis März 2009 ein Kursrutsch am Aktienmarkt um rund 50 Prozent, wobei die Aktienkurse zuvor bereits unter Druck standen. Gold folgte zunächst dem Aktienausverkauf, koppelte sich dann jedoch bereits im November 2008 von der Aktienmarktentwicklung ab und begann dann einen Anstieg, der erst im August 2011 im Bereich um 1200 US-Dollar endete. Gold erwies sich in dieser Unsicherheitsphase somit als wertvoller Depotschutz. Danach übernahmen die Aktien wieder klar die Führung: In den folgenden zehn Jahren stiegen die Aktien gemessen an DAX und S&P 500 steil an und verdreifachten bzw. vervierfachten sich rund.
Zunächst möchte ich allen Börsenneulingen mitteilen: Derart steil steigende Aktienkurse wie im zurückliegenden Jahrzehnt sind eher die Ausnahme. Es gibt jetzt eine große Diskrepanz zwischen den Erwartungen von Börsenanfängern und Profis bezüglich der künftigen Entwicklungen. Einige Anfänger erwarten mit Blick auf die ungewöhnliche Performance der zurückliegenden Jahre ähnliche Renditen auch in Zukunft und fragen sich vielleicht sogar, warum sie sich den größten Teil des Tages mit einem mühsamen Job abplagen, während doch das Geldverdienen an der Börse so einfach zu sein scheint. Diese Anfänger ziehen ihre Zuversicht aus den positiven Börsenerfahrungen der vergangenen Jahre. Profis hingegen rechnen ganz anders. Für sie bedeuten über längere Zeit steil steigende Aktienkurse, dass in Zukunft weniger hohe Renditen zu erwarten sind. In den USA kursieren einige Studien von Investmentbankern und Hedgefonds-Managern, die eine Rendite des US-Aktienmarktes um oder sogar unter null Prozent für die kommenden zehn Jahre erwarten.
Ich fürchte die Profis schätzen die Perspektiven realistischer ein als viele übermäßig euphorische Börsenneulinge. Tatsächlich haben die Notenbanken zu diesem übermäßigen Sicherheitsgefühl der Privatanleger maßgeblich beigetragen, indem die „Währungshüter“ nach Kursschwächephasen stets sehr schnell durch monetäre Lockerungsmaßnahmen eingegriffen haben, um die Aktienkurse wieder in die gewünschte Richtung zu lenken – aufwärts. Hintergrund: Eine längere Schwächephase an der Börse könnte leicht sehr negativ auf die Kauffreude der Konsumenten wirken und damit die Konjunktur abwürgen. Dieses Risiko will insbesondere die US-Notenbank offenbar um jeden Preis vermeiden. Diese Politik der Notenbanken begünstigt einen Trend, wonach viele Anleger bereit sind, immer höhere Risiken am Aktienmarkt einzugehen.
Wie sich kluge Anleger in derartigen Situationen verhalten sollen, hat Investorenlegende Warren Buffett einst klar formuliert: „Sei ängstlich, wenn andere Anleger gierig werden und werde gierig, wenn andere Anleger ängstlich sind.“ Vor diesem Hintergrund sieht die aktuelle Situation bei den derzeit unbeliebten Edelmetallen attraktiver aus, als bei den zunehmend beliebten Aktien. Zumindest sollten Anleger Edelmetalle trotz der aktuellen Schwächephase keineswegs aus den Depots verbannen. In der Vergangenheit haben wir immer wieder gesehen, dass Gold und Silber oft insbesondere dann gefragt sind, wenn das Vertrauen in Aktien schwindet und sich die Börsen auf Talfahrt begeben. Somit stabilisieren Edelmetall-Investments häufig Aktiendepots dann am besten, wenn es Anleger am dringendsten benötigen: in längeren Schwächephasen am Aktienmarkt. Die derzeit hohen Inflationsraten sind ein weiteres Argument für Gold und Silber.
Freundliche Börsentage wünscht Ihnen
Matthias Rieger
 
Dies ist eine exklusive Leseprobe von:

Hanseatischer Börsendienst

Lettertest Newsletter

Gratis Probeabos, Rabatt Couponaktionen
Newsletter Umschlag