Whole Foods Market

Stephan Heibel
Veröffentlicht von Stephan Heibel am 24.10.2013
Dies ist eine exklusive Leseprobe von:

Heibel-Ticker Börsenbrief

Das überlegene Supermarktkonzept ist bereits exorbitant hoch bewertet. Doch in den vergangenen Jahren war Whole Foods immer zu hoch bewertet und ist stets in diese Bewertung hineingewachsen. Es ist eine schwere Entscheidung, die Sie als Anleger bei dieser attraktiven Aktie fällen müssen: Wie viel Risiko sind Sie bereit einzugehen? Eine ausführliche Betrachtung des überlegenen Supermarktkonzeptes von Whole Foods lesen Sie bitte im Heibel-Ticker Ausgabe 38 vom 27.09.2013, Kapitel 02.


ZAHLEN IN PERSPEKTIVE GERÜCKT

13 Mrd. USD setzt Whole Foods mit solchen Läden derzeit vorwiegend in Ballungszentren der USA um. Es gibt noch reichlich Bedarf in den noblen Wohngegenden der USA, und mit der internationalen Expansion wurde gerade erst begonnen. Zum Vergleich: Unsere Metro AG setzt mit Produkten von Milch bis Fahrrädern 90 Mrd. Euro um. Whole Foods ist zwar auf organische Nahrungsmittel spezialisiert, hat in diesem Bereich doch bereits eine ansehnliche Größe erreicht.

Wachstum wird groß geschrieben in den USA. Bei Anlegern als auch bei den Unternehmen selbst. Doch welches Wachstum?

Im Einzelhandel halte ich drei Wachstumszahlen für wichtig: Umsatz, Umsatz der bestehenden Läden sowie Gewinn.

Dank der aggressiven Expansion Whole Foods innerhalb der USA wächst der Umsatz des Konzerns derzeit mit 12% p.a (Q3 2013). Doch in den Vorquartalen wuchs der Umsatz noch mit 13,3% (Q2), 13,9% (Q1) und 14,1% (Q4 2012). Das Umsatzwachstum verlangsamt sich also. Es handelt sich um ein erstes Warnsignal für spekulative Anleger, die bei ihren Aktien in allen Bereichen stets beschleunigtes Wachstum sehen wollen.

Den Marktanteil weitet Whole Foods damit jedoch noch immer aus, denn das Wachstum für organische Nahrungsmittel wird in den USA für die nächsten Jahre auf 10% geschätzt. Das ist die doppelte Wachstumsgeschwindigkeit wie für den Nahrungsmittelbereich insgesamt erwartet wird. Whole Foods hat also eine attraktive Marktnische gefunden und erobert diese für sich.

Auch im Umsatzwachstum der bestehenden Läden schneidet Whole Foods gut ab. Die Läden, die es schon ein Jahr zuvor gab, haben ihren Umsatz um 7,9% ausgeweitet (Q3 2013), nach 7,2% im Q2, 7,7% im Q1 und 8% im Q4 2012. Auch hier lässt sich zwar eine leicht rückläufige Tendenz ableiten, doch das ist für etablierte Läden normal.

Während das Umsatzwachstum und das Umsatzwachstum der bestehenden Läden viel über die Marktchancen aussagen, gibt doch letztlich nur das Gewinnwachstum die notwendige Perspektive für das Bewertungsniveau der Aktie. Und bei einem Wachstumsunternehmen, das einen Großteil seines Cashflows in Wachstum investiert, interessiert uns das Wachstum des operativen Gewinns.

Nach 35% Gewinnwachstum im Q4 2012 hat sich der operative Gewinn auf dem Niveau stabilisiert, die letzten beiden Quartale fand kein Wachstum mehr statt. Mit einem satten Gewinnwachstum im letzten Quartal des laufenden Jahres soll Schätzungen zufolge unter'm Strich ein Gewinnwachstum von 16% bleiben. Im kommenden Jahr wird mit einem Gewinnwachstum von 18% gerechnet.

Damit ist Whole Foods unter die magische Grenze der 20% gefallen.
 

BEWERTUNGSNIVEAU EINES HIGHFLYERS GEFÄHRLICH

Teilen wir einmal die Anleger grob in zwei Gruppen: Spekulative Anleger, die auf Wachstumsunternehmen aus sind und konservative Anleger, die nach Value-Aktien suchen. Bei Whole Foods gibt es eine Menge spekulativer Anleger unter den Aktionären, die auf Wachstum aus sind.

Wachstumsunternehmen beginnen bei 10% p.a. und werden bis zu einem Wachstum von 20% p.a. relativ hart nach klaren Bewertungskriterien eingeordnet. Ab einem Wachstum von 20% geht das Testosteron mit den Spekulanten durch, und solche Aktien werden nur noch hochgejubelt. Dabei sein ist alles, es entwickelt sich eine eigene Dynamik die erst dann endet, wenn auch der letzte Wachstumsfonds die Aktie ins Portfolio geholt hat.

Irgendwann wird jedes Unternehmen die 20%+ Wachstum nicht mehr halten können, und die testosterongesteuerten Spekulanten ziehen zur nächsten heißen Story. Die Aktie wird dann fallen gelassen wie eine heiße Kartoffel, wir haben das bei Apple zuletzt gesehen.

Whole Foods hat in den jüngsten Quartalen langsam diese magische Grenze von 20% Wachstum unterschritten. Noch sind die Spekulanten an Bord, noch wird die Aktie von Allzeithoch zu Allzeithoch gejubelt. Doch ich halte es für eine Frage der Zeit, bis auch bei Whole Foods der Aktionärsstamm von Spekulanten zu Value-Anlegern ausgetauscht wird.

Derzeit notiert die Aktie auf einem KGV 2013 von 38. Es ist die oberste Grenze dessen, was ich für ein Wachstumsunternehmen mit knapp 20% Wachstum vertreten würde: Das zweifache Gewinnwachstum als KGV. Doch Whole Foods darf sich keinen Fehler leisten. CEO Jon Mackey muss schon bald die Vision der internationalen Expansion in die Köpfe der Spekulanten pflanzen, damit die 20%+ wieder greifbar erscheinen.

Der Vollständigkeit halber: Das Unternehmen hat keine Schulden, finanziert also die Expansion voll aus dem laufenden Geschäft. Die Dividendenrendite von 2% ist ein guter Anfang.

Mackey hat Whole Foods Ende der 70er gegründet, und ich halte ihn für einen überaus fähigen Manager, der selbst eine internationale Expansion nicht wie einst Wal-Mart an die Wand fahren würde, sondern clevere Lösungen für die jeweiligen Märkte findet. Doch es ist ein neues Geschäft, und es ist alles andere als sicher, dass ihm dies auch wirklich gelingen wird.

Wer also Whole Foods auf dem aktuellen Niveau noch ins Depot holen möchte, der sollte entweder ein sehr enges Stopp Loss setzen oder aber einen sehr langen Zeithorizont haben. Mittelfristig dürfte es meiner Einschätzung nach zu Turbulenzen kommen.
 

FAZIT: KURZ- & LANGFRISTIG CHANCENREICH

Ich halte das Konzept von Whole Foods für fantastisch und wünsche mir einen solchen Laden um die Ecke bei mir zu Hause. Auch CEO Mackey ist mit seinen 60 Lebensjahren noch voller Tatendrang, in Interviews sprudelt er nur so vor Begeisterung und Ideen. Er wird das Unternehmen auf absehbare Zeit auf dem Erfolgspfad halten.

Doch das hohe Bewertungsniveau bedarf hoher Wachstumsraten. Heute. Die oben beschriebene Klasse der spekulativen Anleger wird ohne zu Zögern die Aktie verkaufen, wenn das Wachstum nicht mehr die gewünschten Ziele erreicht. Und das könnte schon bald der Fall sein.

Ich habe Whole Foods bereits seit vielen Jahren in der Beobachtung und warte immer auf eine günstige Kaufgelegenheit. Ein Unternehmen in einem attraktiven Wachstumsmarkt mit einem fähigen Management gibt einem diese Chance leider nur sehr selten. Wenn Sie also auf günstigere Kurse warten, laufen Sie Gefahr, in einigen Jahren ein wesentlich wertvolleres Unternehmen zu sehen, von dem Sie keine Aktie haben. Wenn Sie heute einsteigen, laufen Sie jedoch Gefahr, schon bald ein dickes Minus vor Ihrer Position zu sehen.

So bleibt Whole Foods bis auf Weiteres eben das, was es heute schon ist: Eine interessante Spekulation.
 
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