Welches Pharmaunternehmen macht in der Alzheimer-Forschung das Rennen?

Hans A. Bernecker Börsenbriefe GmbH
Veröffentlicht von Hans A. Bernecker Börsenbriefe GmbH am 30.07.2014
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Aktionärsbrief

Der medizinische Bedarf ist riesig. Demenz Typ Alzheimer avanciert zu einer neuen Volkskrankheit. Im Unterschied zum Krebs ist Morbus Alzheimer zwar nicht immer unbedingt tödlich, aber die Auswirkungen des Krankheitsbildes auf das tägliche Leben sind derart belastend, dass das Leben nicht mehr als lebenswert empfunden wird. Das übrigens trifft nicht nur auf die Patienten selbst zu, sondern oft auch auf die Angehörigen, die die tägliche Pflege nicht einem ambulanten Pfl egedienst überlassen wollen, sondern sich aufopferungsvoll selbst um den Kranken kümmern.


Weltweit leiden immer mehr Menschen an der Krankheit. Da gerade in den Industrieländern die Menschen immer älter werden, wird die Zahl der Alzheimer-Kranken in den kommenden Jahren weiter stark ansteigen. Allein in den USA sterben derzeit ca. 500.000 Menschen pro Jahr an Morbus Alzheimer. Das Dilemma: Während es im Kampf gegen den Krebs immer wieder wichtige Etappenerfolge gibt, steht die Forschung bei Medikamenten gegen Alzheimer erst am Anfang. Zwar gibt es bereits die verschiedensten Medikamente, aber keines davon vermag die Krankheit zu heilen. Die meisten Präparate zögern das Voranschreiten der Krankheit nur hinaus oder bekämpft ihre Symptome.

Zudem ist die Entwicklung neuer Wirkstoffe hochkomplex. Das liegt u. a. auch daran, dass bis heute überhaupt nicht zweifelsfrei belegt ist, was die Auslöser für die Krankheit sind. Dementsprechend hoch ist die Misserfolgsrate in der Forschung. So sind beispielsweise im Zeitraum von 1998 bis 2011 über hundert klinische Versuche gescheitert und auch heute gibt es weitere Fehlschläge. Nachdem bereits Konzerne wie Eli Lilly, Pfizer und Baxter mit Projekten gescheitert waren, musste zuletzt auch Roche eine Niederlage einstecken. Eine klinische Studie zum Wirkstoff „Crenezumab“ ergab bei Alzheimer-Erkrankten mit mildem bis mittelstarkem Krankheitsfortschritt keine signifikante Wirkung.

Bisher konzentriert sich die Alzheimerforschung auf Beta-Amyloide. Je nach Art der diagnostischen Methode wurde bei 63 % bis 74 % aller Alzheimerkranken ein erhöhtes Vorkommen dieser Peptide zwischen den Nervenzellen im Gehirn nachgewiesen. Es wird vermutet, dass diese Molekülverbindungen die Krankheit dadurch fördern, indem sie Ablagerungen bilden, die sich wie eine Schicht über die Hirnmasse legen. Zweifelsfrei nachgewiesen ist die Ursache-Wirkungskette allerdings nicht.

Ein anderer wichtiger Anknüpfungspunkt in der Alzheimerforschung sind Phosphatgruppen, die in Tau-Proteine eingebunden sind. Dadurch kommt es im Gehirn zu einer Störung wichtiger Transportprozesse. Es gibt Anhaltspunkte dafür, dass die in bestimmten Gehirnteilen entstandenen Phosphatgruppen schädigende Impulse an Tau-Proteine in anderen Hirnregionen abgeben könnten, so dass sich Alzheimer wie eine Infektionskrankheit im Gehirn ausbreiten könnte. Aber auch hier sind die Forschungen noch in einem sehr frühen Stadium.

Trotz aller bisherigen Misserfolge wollen die Pharmakonzerne die Flinte nicht ins Korn werfen. Das ist nur allzu verständlich, denn das Marktpotenzial ist riesig: Bereits heute werden in den USA jedes Jahr 200 Mrd. $ zur Bekämpfung der Krankheit ausgegeben. Citi-Research schätzt, dass sich die Ausgaben bis 2030 verdoppeln und bis 2050 verfünffachen werden. Bisher erstreckt sich der Löwenanteil der Ausgaben auf Pflegedienstleistungen. Sollte aber die Entwicklung schlagkräftiger Medikamente Erfolg haben, werden sich auch die Pharmaunternehmen einen großen Stück dieses Kuchens abschneiden können. Morgan Stanley schätzt das jährliche Marktpotenzial für Alzheimer- Medikamente allein für die USA auf zunächst 20 bis 40 Mrd. $.

Das erste Pharmaunternehmen, dem es gelingt, ein wirksames Alzheimer-Medikament auf den Markt zu bringen, wird hohe Pioniergewinne einfahren können. Dementsprechend hoch sind die Anstrengungen der Unternehmen. Dazu gehören ROCHE, MERCK & CO, ASTRAZENECA, BIOGEN IDEC sowie ELI LILLY. Allerdings wird der Fokus wegen der zurückliegenden Misserfolge anders gesetzt. Bisher hatten sich die Konzerne bei ihren Forschungen auf ein mildes bis mittelschweres Krankheitsbild konzentriert. Allerdings sieht man das Risiko, dass sich geschädigte oder bereits abgestorbene Gehirnzellen weder regenerieren noch ersetzen lassen. Deshalb konzentrieren sich die Forschungen mittlerweile auf Patienten, die nur unter leichtem Gedächtnisverlust leiden oder die Krankheit noch gar nicht richtig ausgebrochen ist. Das allerdings muss kein Nachteil für den Patienten sein. Potenziell krankheitsmodifizierende Medikamente haben in einem früheren Krankheitsstadium bessere Erfolgsaussichten.

Aber nicht alle Pharmaunternehmen verfolgen einen unbeirrten Kurs in der Alzheimerforschung. SANOFI beispielsweise ist wegen der Rückschläge der Wettbewerber zurückhaltend. Auch BRISTOL-MYERS SQUIBB gehört zu den Alzheimer-Skeptikern und konzentriert sich vorerst auf die weit lukrativeren Krebsmedikamente.

Anleger, die bereits heute auf einen Durchbruch in der Alzheimerforschung setzen wollen, sollten auf ROCHE (855 167; 266,40 CHF) und MERCK & CO (A0Y D8Q; 58,78 $) setzen. Beide Unternehmen sind bei der Entwicklung von Medikamenten gegen Alzheimer an vorderster Front dabei. Zudem gehören sie auch in anderen Disziplinen zu den Favoriten, z. B. bei der Immun- Onkologie (siehe auch Ausgabe 08.14 (!)).

Im Zusammenhang mit Alzheimer ist aber auch BROOKDALE SENIOR LIVING (A0H L7W; 35,81 $) interessant. Hierbei handelt es sich um den größten Betreiber von Seniorenwohnheimen in den USA. Der Clou: Das Unternehmen hat sich auf Bewohner spezialisiert, die an Alzheimer erkrankt sind. Allerdings schreibt man derzeit rote Zahlen. Der Turn-around scheint aber greifbar. Insofern ist die hohe Bewertung (KGV 72) nicht besonders aussagekräftig. Die Aktie ist für nicht allzu konservative Anleger eine gute Alternative rund um die Thematik Alzheimer. Wer es etwas ruhiger mag, der sollte sich auf ROCHE und MERCK konzentrieren!
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