Welche der europäischen Postunternehmen machen das Rennen?
Veröffentlicht von
Hans A. Bernecker Börsenbriefe GmbH
am
06.01.2016
Die Branche ist in den vergangenen Jahren immer mehr unter Druck geraten. Zum einen sinkt die Zahl der Briefsendungen aufgrund der Konkurrenz durch eMail & Co. unaufhörlich, zum anderen bläst insbesondere den ehemaligen Staatsmonopolisten zunehmend Gegenwind in Form staatlicher Regulierung ins Gesicht.
Die Schweizer Bank UBS hat sich im Rahmen einer Studie mit der europäischen Postbranche auseinandergesetzt. Demnach ist entscheidend für die Zukunft der einzelnen Unternehmen, wie deutlich die Rückgänge im Briefgeschäft im Einzelnen ausfallen, ob und wie stark nötige Kostensenkungsmaßnahmen umgesetzt werden und wie stabil das regulatorische Umfeld in den jeweiligen Ländern ist. Umsatzsteigerungen dürften die europäischen Postunternehmen in der näheren Zukunft kaum zu erwarten haben. Im Durchschnitt ist bestenfalls mit stagnierenden Erlösen zu rechnen.
Das Sorgenkind bleibt wohl das Briefgeschäft, das laut Ansicht der UBS seinen Tiefpunkt noch nicht gesehen hat. Wie stark die Rückgänge in den einzelnen Ländern ausfallen werden, hängt von mehreren Faktoren ab. Zum einen von der allgemeinen wirtschaftlichen Entwicklung und zum anderen von der Digitalisierung des Verwaltungsapparates. Zu letzterem ist Dänemark ein herausragendes Beispiel. Hier hat die Regierung jedem Bürger ein persönliches eMail-Postfach eingerichtet, über das exklusiv die Korrespondenz mit der Verwaltung läuft. Das hat maßgeblich dazu beigetragen, dass das durchschnittliche Briefaufkommen pro Kopf in Dänemark seit 2004 um 66 % zurückgegangen ist. Deutschland ist dagegen ein anderes Extrembeispiel, denn hier hat das Briefgeschäft europaweit mit den geringsten Rückgängen zu kämpfen. Im Zeitraum von 2008 bis 2014 ist das durchschnittliche Briefaufkommen pro Kopf lediglich um 0,6 % zurückgegangen.
Der Paketmarkt ist dagegen ein echter Wachstumsmarkt. Dieses Segment profi tiert vom bisher ungeschlagenen Siegeszug des Online-Shoppings. Laut der UBS-Studie ist der Anteil der Menschen, die in den zurückliegenden drei Monaten etwas über das Internet gekauft haben, in Deutschland von 17 % (2002) auf 61 % (2014) gestiegen. Aber auch hier herrscht nicht Friede, Freude, Eierkuchen für die ehemaligen Staatsmonopolisten. Zwar haben sie im Schnitt immer noch einen Marktanteil zwischen 30 und 40 %, aber aufgrund des attraktiveren Geschäftes ist die Konkurrenz auch ungleich größer als im Briefbereich. Es gibt aber auch Beispiele ehemaliger Staatsunternehmen, die dennoch sehr gut mit diesen Gegebenheiten klargekommen sind. Wie die Deutsche Post, die im Paketgeschäft sogar stärker gewachsen ist als der Markt. Wegen niedriger Preise und Investitionen in die Automatisierung und IT ist die Deutsche Post gerade auch im B2C-Bereich äußerst konkurrenzfähig.
Strenge Kostenkontrolle ist angesichts des angespannten Umfeldes aber für alle Postunternehmen unverzichtbar. UBS geht davon aus, dass Umsatzrückgänge bis zu 5 % durch Sparmaßnahmen und Preiserhöhungen wettgemacht werden können. Größere Umsatzeinbußen verlangen aber nach weitaus radikaleren Maßnahmen. Da 60 % des Kostenblocks Lohnkosten ausmachen, stehen naturgemäß Automatisierung und Produktivitätserhöhung, aber auch Personalabbau im möglichen Maßnahmenkatalog.
Um mit den holprigen Marktbedingungen zurechtzukommen, ist auch eine möglichst breite Aufstellung hilfreich. Das eine, optimale Erfolgsrezept ging es aber nicht. So setzen manche Unternehmen nur auf Briefe und Pakete, andere wie die Deutsche Post, sind darüber hinaus auch im Frachtgeschäft aktiv oder bieten in ihren Filialen auch Finanzdienstleistungen an.
Welches der europäischen Postunternehmen kommt mit den schwierigen Bedingungen am besten zurecht?
• Eindeutiger Favorit der UBS ist die belgische BPOST (A1W 0FA; 22,33 €). Für das Unternehmen sprechen das stabile regulatorische Umfeld in Belgien, die erfolgreiche Umsetzung von Kostensenkungsmaßnahmen sowie der relativ niedrige Rückgang des Briefgeschäftes. Darüber hinaus ist die attraktive Dividendenrendite von 5,5 % ein weiterer Pluspunkt. UBS hat infolgedessen die Einschätzung auf „Kaufen“ angehoben und das Kursziel von 24 auf 26 € erhöht.
Auch die niederländische POSTNL (A1J JQC; 3,45 €) ist ein Kauf. Die Aussichten sind laut UBS nicht ganz so herausragend wie bei Bpost, aber die Prognosen sind zu pessimistisch, so dass die Aktie unterbewertet ist. Das Kursziel hat UBS von 5,20 auf 4,40 € reduziert, was ausgehend vom aktuellen Kursniveau aber immer noch ein Kurspotenzial von 28 % bedeutet.
Dritter im Bunde ist POSTE ITALIANE (A14 V64; 7,07 €). UBS sieht das Kursziel bei 8 €, was allerdings nur ein bescheidenes Kurspotenzial von 13 % bedeutet.
Die DEUTSCHE POST (555 200; 25,22 €) und die britische ROYAL MAIL (A1W 5N2; 441,52 p) werden lediglich als „Neutral“ eingestuft. Für die Deutsche Post beispielsweise sieht UBS lediglich ein Kursziel von 26 €, was nur knapp über dem derzeitigen Kursniveau liegt. Nach den schlechten Zahlen zum 3. Quartal, wo die Deutsche Post nur knapp an einem Konzernverlust vorbeigeschrammt war, hatte der Kurs deutlich nachgegeben. Das hatten viele Analysten für Kaufempfehlungen zum Anlass genommen. Wir bleiben dagegen vorsichtig. Fazit: Konzentrieren Sie sich auf Bpost. Wer differenzieren will, kauft dazu noch PostNL ins Depot.
Das Sorgenkind bleibt wohl das Briefgeschäft, das laut Ansicht der UBS seinen Tiefpunkt noch nicht gesehen hat. Wie stark die Rückgänge in den einzelnen Ländern ausfallen werden, hängt von mehreren Faktoren ab. Zum einen von der allgemeinen wirtschaftlichen Entwicklung und zum anderen von der Digitalisierung des Verwaltungsapparates. Zu letzterem ist Dänemark ein herausragendes Beispiel. Hier hat die Regierung jedem Bürger ein persönliches eMail-Postfach eingerichtet, über das exklusiv die Korrespondenz mit der Verwaltung läuft. Das hat maßgeblich dazu beigetragen, dass das durchschnittliche Briefaufkommen pro Kopf in Dänemark seit 2004 um 66 % zurückgegangen ist. Deutschland ist dagegen ein anderes Extrembeispiel, denn hier hat das Briefgeschäft europaweit mit den geringsten Rückgängen zu kämpfen. Im Zeitraum von 2008 bis 2014 ist das durchschnittliche Briefaufkommen pro Kopf lediglich um 0,6 % zurückgegangen.
Der Paketmarkt ist dagegen ein echter Wachstumsmarkt. Dieses Segment profi tiert vom bisher ungeschlagenen Siegeszug des Online-Shoppings. Laut der UBS-Studie ist der Anteil der Menschen, die in den zurückliegenden drei Monaten etwas über das Internet gekauft haben, in Deutschland von 17 % (2002) auf 61 % (2014) gestiegen. Aber auch hier herrscht nicht Friede, Freude, Eierkuchen für die ehemaligen Staatsmonopolisten. Zwar haben sie im Schnitt immer noch einen Marktanteil zwischen 30 und 40 %, aber aufgrund des attraktiveren Geschäftes ist die Konkurrenz auch ungleich größer als im Briefbereich. Es gibt aber auch Beispiele ehemaliger Staatsunternehmen, die dennoch sehr gut mit diesen Gegebenheiten klargekommen sind. Wie die Deutsche Post, die im Paketgeschäft sogar stärker gewachsen ist als der Markt. Wegen niedriger Preise und Investitionen in die Automatisierung und IT ist die Deutsche Post gerade auch im B2C-Bereich äußerst konkurrenzfähig.
Strenge Kostenkontrolle ist angesichts des angespannten Umfeldes aber für alle Postunternehmen unverzichtbar. UBS geht davon aus, dass Umsatzrückgänge bis zu 5 % durch Sparmaßnahmen und Preiserhöhungen wettgemacht werden können. Größere Umsatzeinbußen verlangen aber nach weitaus radikaleren Maßnahmen. Da 60 % des Kostenblocks Lohnkosten ausmachen, stehen naturgemäß Automatisierung und Produktivitätserhöhung, aber auch Personalabbau im möglichen Maßnahmenkatalog.
Um mit den holprigen Marktbedingungen zurechtzukommen, ist auch eine möglichst breite Aufstellung hilfreich. Das eine, optimale Erfolgsrezept ging es aber nicht. So setzen manche Unternehmen nur auf Briefe und Pakete, andere wie die Deutsche Post, sind darüber hinaus auch im Frachtgeschäft aktiv oder bieten in ihren Filialen auch Finanzdienstleistungen an.
Welches der europäischen Postunternehmen kommt mit den schwierigen Bedingungen am besten zurecht?
• Eindeutiger Favorit der UBS ist die belgische BPOST (A1W 0FA; 22,33 €). Für das Unternehmen sprechen das stabile regulatorische Umfeld in Belgien, die erfolgreiche Umsetzung von Kostensenkungsmaßnahmen sowie der relativ niedrige Rückgang des Briefgeschäftes. Darüber hinaus ist die attraktive Dividendenrendite von 5,5 % ein weiterer Pluspunkt. UBS hat infolgedessen die Einschätzung auf „Kaufen“ angehoben und das Kursziel von 24 auf 26 € erhöht.
Auch die niederländische POSTNL (A1J JQC; 3,45 €) ist ein Kauf. Die Aussichten sind laut UBS nicht ganz so herausragend wie bei Bpost, aber die Prognosen sind zu pessimistisch, so dass die Aktie unterbewertet ist. Das Kursziel hat UBS von 5,20 auf 4,40 € reduziert, was ausgehend vom aktuellen Kursniveau aber immer noch ein Kurspotenzial von 28 % bedeutet.
Dritter im Bunde ist POSTE ITALIANE (A14 V64; 7,07 €). UBS sieht das Kursziel bei 8 €, was allerdings nur ein bescheidenes Kurspotenzial von 13 % bedeutet.
Die DEUTSCHE POST (555 200; 25,22 €) und die britische ROYAL MAIL (A1W 5N2; 441,52 p) werden lediglich als „Neutral“ eingestuft. Für die Deutsche Post beispielsweise sieht UBS lediglich ein Kursziel von 26 €, was nur knapp über dem derzeitigen Kursniveau liegt. Nach den schlechten Zahlen zum 3. Quartal, wo die Deutsche Post nur knapp an einem Konzernverlust vorbeigeschrammt war, hatte der Kurs deutlich nachgegeben. Das hatten viele Analysten für Kaufempfehlungen zum Anlass genommen. Wir bleiben dagegen vorsichtig. Fazit: Konzentrieren Sie sich auf Bpost. Wer differenzieren will, kauft dazu noch PostNL ins Depot.