Wahljahre sind gute Börsenjahre

Hans A. Bernecker Börsenbriefe GmbH
Veröffentlicht von Hans A. Bernecker Börsenbriefe GmbH am 18.04.2012
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Aktionärsbrief

Das gilt besonders für die USA. Diese Regel hat mit wenigen Ausnahmen seit über 100 Jahren Bestand. Der S&P 500 klettert dann im Schnitt um mehr 11 %. Das ist nicht Zufall, sondern hat einen klaren fundamentalen Hintergrund. Kurz vor den Wahlen tut der amtierende Präsident alles, um die Wirtschaft brummen zu lassen und das Vertrauen der Wähler zu gewinnen. Konkret bedeutet dies heute


 

Obama gibt Vollgas. Einem demo- kratischen Präsidenten hätte man das so nicht zugetraut. Es geht um die Senkungen von Sozialabgaben und Steuererleichterungen für Arbeit- nehmer und Arbeitgeber. Zwar steht im Mittelpunkt des sog. Jobs Act die Schaffung von Arbeitsplätzen. Doch Jobs steht gleichzeitig als Abkürzung für „Jumpstart Our Business Startups“. Das 447 Mrd. $ schwere Programm soll also jungen Unternehmen helfen. Dazu wurden unter anderem die Regeln für Börsengänge gelockert.

Vor genau 30 Jahren verfuhr Ronald Reagan nicht anders. Die Regulierungswut in- folge der Dotcom-Blase einerseits sowie der Finanzkrise zum anderen findet damit ein abruptes Ende. Von 1981 bis 2001 entstanden in den USA so 38 Mio. neue Arbeitsplätze. Die amerikanischen Arbeitsmarktdaten haben zwar zuletzt enttäuscht. Wir sind jedoch skeptisch, ob eine Monatszahl ausreicht, um einen Trend zu erkennen. Insgesamt hat der amerikanische Arbeitsmarkt im ersten Quartal beachtliche Fortschritte gemacht. Für eine Konjunktur, die zu 70 % von inländischem Konsum abhängt, ist Obamas Jobs Act die wichtigste Triebfeder seit Platzen der Internetblase 2001.

Dagegen beobachten wir die bevorstehenden Wahlen in Frankreich mit einer ge- wissen Skepsis. Der erste Wahlgang findet am 22. April statt. Die Stichwahl folgt am 6. Mai. Umfragen zufolge liegt der Sozialist Hollande klar vor Sarkozy. Nur: Die Signale, die Hollande bislang aussendet, gehen nicht unbedingt in die Richtung, die Europa jetzt braucht. Hollande will die Benzinpreise einfrieren und die Steuer für hohe Einkommen auf 75 % erhöhen. Marktfreundlichkeit sieht anders aus. Zudem lehnt Hollande den von Deutschland durchgesetzten Fiskalpakt ab. Nicht wenige große Investoren sehen in der möglichen Wahl Hollandes deshalb ein gewisses Risiko für Europa. Gleichwohl sind die Ängste am Bondmarkt in den französischen Risikoaufschlägen noch nicht ablesbar. Die Spreads sind in den letzten Wochen relativ stabil geblieben. Allerdings ist die Stimmung am Pariser Aktienmarkt nicht die beste. Neue Tiefstkurse für ÉLECTRICITÉ DE FRANCE bzw. FRANCE TÉLÉCOM als halbstaatliche Unternehmen, aber auch CARREFOUR und PEUGEOT als bedeutende Unternehmen sind besondere Warnzeichen im Vorfeld des ersten Wahlganges am kommenden Sonntag.

Fazit: Das große Bild ist weiter intakt. Dabei hängen wir den neuen amerikanischen Jobs Act besonders hoch. Die Unsicherheiten rund um die Wahlen in Frankreich passen in das Bild der aktuellen Korrektur. Hier wird man sehen müssen, ob es Hollande ernst mit seinen Ankündigungen meint oder ob dahinter lediglich Wahlkampfgetöse steckt. 

 

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