Von Krisen, Krieg und Crashgefahr
Veröffentlicht von
SWISSINVEST
am
26.09.2013
Am Dienstag, den 27.August brachen die internationalen Aktienkurse um rund 3% ein, als noch zu vermuten war, dass die USA und Großbritannien mit Militärschlägen gegen das Assad-Regime in Syrien als Antwort auf den Giftgas-Einsatz reagieren wollen.
An den folgenden Tagen setzte sich dann die Unsicherheit noch fort. Auch der Ölpreis stieg, weil gegebenenfalls mit einem Ölboykott Russlands zu rechnen war. Geraten erst einmal die Aktienkurse ins Rutschen, so wurde befürchtet, könnte eine Kettenreaktion an Verkäufen erfolgen, weil Stoppkurse durchbrochen werden, die dann weitere Verkäufe auslösen. Man hat so etwas ja schon oft erlebt. Vielen ist noch der Crash der US-Börse am Montag, den 19. Oktober 1987 in Erinnerung, als der New Yorker S&P 500 – Index an einem einzigen Tag über 20% in die Knie ging und der deutsche Aktienindex bis in den November hinein fast 50% verlor.
Auslöser waren damals aber keine Kriegsgefahren, sondern steigende Zinsen und ein sehr schwacher US-Dollar, der Europas und Japans Exporte in die USA behinderte.
Militärische Konflikte oder Terroranschläge haben hingegen die internationalen Aktienbörsen nur sehr kurzfristig beeinflusst. Nicht umsonst gibt es eine altbekannte Börsenweisheit, die lautet: „Politisch bedingte Tiefkurse sind Kaufkurse“. Oder, wie Baron Rothschild schon vor über einhundert Jahren einmal formulierte: „Kaufen, wenn die Kanonen donnern!“
Nun kann man freilich mit Recht einwenden, dass das „Crash“-Thema ja bereits vor der Ankündigung der US-Militärschläge durch die Medien geisterte. Mehrere bekannte Börsen-Gurus haben sich zu den Gefahren eines Aktiencrashs geäußert. In mehreren Medien wurde das auch begeistert aufgegriffen. Denn die Medien leben von Sensationen, und wer vor irgendetwas warnt, gilt auch als besonders seriös, vor allem, wenn es darum geht, euphorische Gefühle zu dämpfen.
Die Gründe für die Crash-Ängste, abgesehen von dem Syrienkonflikt, sind rasch aufgezählt. Genannt werden die hohen Banken- und Staatsverschuldungen sowie die Annahme, dass die Zentralbanken die Märkte nicht auf Dauer mit hoher Liquidität versorgen könnten, weil das sonst zu Inflation führen würde. Daher müssten die Zinsen steigen, und steigende Zinsen sind Gift für den Aktienmarkt. Das sei dann ähnlich wie bei dem Crash 1987.
Warum mussten die Aktien 1987 fallen? Sie mussten fallen, nicht nur, weil die Zinsen stiegen, sondern weil die Aktienmärkte damals völlig überbewertet waren.
Anfang Oktober 1987 waren die Anleihezinsen eine klare Alternative zum Aktienmarkt. Die zehnjährigen deutschen Bundesanleihen rentierten mit 7,00%, die Rendite der 10jhr. US-Staatsanleihen lag bei 9,88%! Heute sind die Zinsen sehr viel niedriger als damals. Ein Anstieg der Zinsen ist deshalb auch nicht so dramatisch. Steigende Zinsen können heute sogar als ein Zeichen dafür aufgefasst werden, dass es mit der Konjunktur wieder bergauf geht.
Momentan sind die Renditen zehnjähriger Staatsanleihen nicht einmal eine Konkurrenz zu den Dividendenrenditen der meisten Standard-Aktien. Damals zogen die Zentralbanken auch die kurzfristigen Zinsen hoch; am 9.10.87 mussten für US-12-Monats-Geldmarktzinsen unter Banken 9,5% bezahlt werden. Heute liegen diese Zinsen sowohl beim Dollar als auch beim Euro unter 1%, und die Zentralbanken haben noch nicht einmal begonnen, diese Zinsen anzuheben. Damals waren die Aktienkurse in den Jahren 1982 bis 1986 sowohl in den USA als auch in Deutschland jedes Jahr ununterbrochen gestiegen. In der Regel gibt nach fünf Jahren ununterbrochener Steigerung sehr wahrscheinlich einen kräftigen Rückschlag; so auch 2008 nach den Steigerungen 2003 bis 2007.
Nun blicken wir auf das letzte Baisse-Jahr 2011 ja erst seit anderthalb Jahren zurück; außerdem sind die Kurse 2012 und bisher 2013 noch nicht so extrem wie 1986/87 gestiegen. Von Übertreibung kann noch keine Rede sein. Außerdem befanden sich DAX und S&P 500 im Sommer 1987 etwa 45% über ihrem fairen Wert. Der faire Wert eines Aktienindex lässt sich langfristig berechnen aus einem 20-Jahres-Durchschnitt und seiner mittleren aktuellen Abweichung von diesem 20-Jahres-Durchschnitt. Heute liegt der DAX nur leicht über seinem fairen Wert. Dabei ist noch nicht berücksichtigt, dass die Anleihezinsen keine Konkurrenz sind. Der S&P500 liegt noch rund 6% unter dem fairen Wert, und der Eurostoxx50 etwa 25% darunter!
Fazit: Von einer Crashgefahr kann derzeit keine Rede sein!
(erschienen am 29. September 2013 in Börse Online)
Auslöser waren damals aber keine Kriegsgefahren, sondern steigende Zinsen und ein sehr schwacher US-Dollar, der Europas und Japans Exporte in die USA behinderte.
Militärische Konflikte oder Terroranschläge haben hingegen die internationalen Aktienbörsen nur sehr kurzfristig beeinflusst. Nicht umsonst gibt es eine altbekannte Börsenweisheit, die lautet: „Politisch bedingte Tiefkurse sind Kaufkurse“. Oder, wie Baron Rothschild schon vor über einhundert Jahren einmal formulierte: „Kaufen, wenn die Kanonen donnern!“
Nun kann man freilich mit Recht einwenden, dass das „Crash“-Thema ja bereits vor der Ankündigung der US-Militärschläge durch die Medien geisterte. Mehrere bekannte Börsen-Gurus haben sich zu den Gefahren eines Aktiencrashs geäußert. In mehreren Medien wurde das auch begeistert aufgegriffen. Denn die Medien leben von Sensationen, und wer vor irgendetwas warnt, gilt auch als besonders seriös, vor allem, wenn es darum geht, euphorische Gefühle zu dämpfen.
Die Gründe für die Crash-Ängste, abgesehen von dem Syrienkonflikt, sind rasch aufgezählt. Genannt werden die hohen Banken- und Staatsverschuldungen sowie die Annahme, dass die Zentralbanken die Märkte nicht auf Dauer mit hoher Liquidität versorgen könnten, weil das sonst zu Inflation führen würde. Daher müssten die Zinsen steigen, und steigende Zinsen sind Gift für den Aktienmarkt. Das sei dann ähnlich wie bei dem Crash 1987.
Warum mussten die Aktien 1987 fallen? Sie mussten fallen, nicht nur, weil die Zinsen stiegen, sondern weil die Aktienmärkte damals völlig überbewertet waren.
Anfang Oktober 1987 waren die Anleihezinsen eine klare Alternative zum Aktienmarkt. Die zehnjährigen deutschen Bundesanleihen rentierten mit 7,00%, die Rendite der 10jhr. US-Staatsanleihen lag bei 9,88%! Heute sind die Zinsen sehr viel niedriger als damals. Ein Anstieg der Zinsen ist deshalb auch nicht so dramatisch. Steigende Zinsen können heute sogar als ein Zeichen dafür aufgefasst werden, dass es mit der Konjunktur wieder bergauf geht.
Momentan sind die Renditen zehnjähriger Staatsanleihen nicht einmal eine Konkurrenz zu den Dividendenrenditen der meisten Standard-Aktien. Damals zogen die Zentralbanken auch die kurzfristigen Zinsen hoch; am 9.10.87 mussten für US-12-Monats-Geldmarktzinsen unter Banken 9,5% bezahlt werden. Heute liegen diese Zinsen sowohl beim Dollar als auch beim Euro unter 1%, und die Zentralbanken haben noch nicht einmal begonnen, diese Zinsen anzuheben. Damals waren die Aktienkurse in den Jahren 1982 bis 1986 sowohl in den USA als auch in Deutschland jedes Jahr ununterbrochen gestiegen. In der Regel gibt nach fünf Jahren ununterbrochener Steigerung sehr wahrscheinlich einen kräftigen Rückschlag; so auch 2008 nach den Steigerungen 2003 bis 2007.
Nun blicken wir auf das letzte Baisse-Jahr 2011 ja erst seit anderthalb Jahren zurück; außerdem sind die Kurse 2012 und bisher 2013 noch nicht so extrem wie 1986/87 gestiegen. Von Übertreibung kann noch keine Rede sein. Außerdem befanden sich DAX und S&P 500 im Sommer 1987 etwa 45% über ihrem fairen Wert. Der faire Wert eines Aktienindex lässt sich langfristig berechnen aus einem 20-Jahres-Durchschnitt und seiner mittleren aktuellen Abweichung von diesem 20-Jahres-Durchschnitt. Heute liegt der DAX nur leicht über seinem fairen Wert. Dabei ist noch nicht berücksichtigt, dass die Anleihezinsen keine Konkurrenz sind. Der S&P500 liegt noch rund 6% unter dem fairen Wert, und der Eurostoxx50 etwa 25% darunter!
Fazit: Von einer Crashgefahr kann derzeit keine Rede sein!
(erschienen am 29. September 2013 in Börse Online)