US-Konjunkturdaten überwiegend enttäuschend

Veröffentlicht am 08.05.2016
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Die am letzten Mittwoch erfolgte Veröffentlichung der jüngsten Daten zur Konjunkturentwicklung in den Vereinigten Staaten hat Experten wie Anleger überwiegend enttäuscht zurückgelassen. Direkte Folge war das Nachgeben der Kurse an den Aktienmärkten, wo sowohl Dow Jones als auch S&P und Nasdaq Verluste zu verzeichnen hatten.


Der Fokus lag dabei vor allem auf den als schlecht empfundenen Arbeitsmarktdaten: Analysten hatten im Vorfeld mit einem Zuwachs von 196.000 Stellen für die Privatwirtschaft gerechnet. Vermeldet wurden dann enttäuschende 156.000 neue Stellen, was der geringste Zuwachs seit drei Jahren war.

Sorgen um einen schwächer als erwarteten Aufschwung am Arbeitsmarkt drückten wie erwähnt die Kurse am Aktienmarkt, wo verstärkend schwache Vorgaben aus Asien und ebenfalls fallende Börsenkurse in Europa mit belastend wirkten. Unter Druck standen vor allem Aktien aus den Sektoren Versorger und Öl. Als Einzelwerte mussten zum Beispiel Pfizer und Priceline deutliche Verluste hinnehmen.

Demgegenüber konnten Time Warner und Intercontinental Exchange die Anleger überzeugen und gingen mit Gewinnen aus dem Handel. Auch die Entwicklungen bei Dollar (steigend) und Öl (fallend) waren der Gesamtentwicklung am Aktienmarkt nicht förderlich gewesen.
 

Positive Lage bei Auftragseingängen in der Industrie

Positiv wurden die Meldungen eines überraschend starken Auftragseingangs bei der Industrie registriert. Zwar entwickelte sich der Wert des ISM, des Index für das Verarbeitende Gewerbe, schwächer, als von Experten erwartet, doch konnte sich der Index zum zweiten Mal in Folge über dem Wert von 50 Punkten halten.

Analysten nahmen dies als Hinweis darauf, dass man im Verarbeitenden Gewerbe von Zuwächsen bzw. einem neuen Expansionskurs ausgehen könnte (sofern die Entwicklung nachhaltig sei). Demgegenüber fiel allerdings der Anstieg im Bausektor ebenfalls schwächer als erwartet aus: Die Bauausgaben nahmen um lediglich 0,3 % zu, wohingegen Analysten von einem Zuwachs von 0,5 % ausgegangen waren.

In dem Zusammenhang wurde auch registriert, dass die Häuserpreise zuletzt schwächer als erwartet angestiegen waren: Für die 20 wichtigsten Ballungsgebiete der USA war im Februar ein Anstieg der Preise um 0,66 % verzeichnet worden. Experten hatten auch hier einen höheren Anstieg (um 0,8 %) erwartet.

Dass das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im letzten Winterquartal (also von Januar bis März) nur um 0,5 % und damit so schwach wie seit zwei Jahren nicht gewachsen war, wurde mit Besorgnis registriert. Auch hier waren Bankvolkswirte im Vorfeld von einem Zuwachs von 0,7 % ausgegangen. Zudem hatte der Anstieg vom BIP noch im letzten Quartal 2015 1,4% betragen.

In die Sorgen um den Frühjahrsaufschwung fielen auch die weiterhin zurückgehenden Investitionen der Unternehmen in ihre Entwicklung. Diese verzeichnen laut Analysten seit nunmehr sieben Jahren einen Rückgang. Zwar lagen die Aufträge für langlebige Güter im März laut US-Handelsministerium um 0,8 % höher als noch im Februar.

Doch waren innerhalb des seit wie erwähnt sieben Jahren anhaltenden Trends die Zahlen für Aufträge im Februar um immerhin 3,1 % gefallen (nach Revision der Daten, welche zuvor für Februar einen Rückgang von 3,0 % ermittelt hatten).
 

Trotzdem bleibt ein leicht negativer Ausblick

Allerdings gehen Experten, welche die Gesamtlage betrachten, im Moment noch von einer für das gesamte Jahr positiven Entwicklung und einem Wachstum der US-Wirtschaft um ca. 2 % aus.

Sollte sich die Verbraucherstimmung jedoch deutlich eintrüben, wie sie es zuletzt getan hatte, könnte dies ein Anzeichen für Risiken für die größte Volkswirtschaft der Welt darstellen. So war der Indikator zum Verbrauchervertrauen zuletzt stärker gefallen, als Volkswirte erwartet hatten: Auf 94,2 Punkte und damit um immerhin 1,9 Punkte war der noch im Vormonat bei 95,8 Punkten sich befindende Wert zurück gegangen.

Wie sich künftig der Wert aus der Befragung von 3000 privaten Haushalten entwickele, müsse daher genau beobachtet werden, rieten Experten. Regelmäßige Analysen finden sich auf großen Brokerplattformen, beispielsweise der von IG.

Was für Konsequenzen die US-Notenbank aus den verschiedenen Entwicklungen (Konsumklima, Häuserpreise etc.) ziehen würde, könne noch nicht abschließend beurteilt werden. Zwar wurde auch registriert, dass innerhalb des Index zum Verarbeitenden Gewerbe die Subkomponente für die Preisentwicklung deutlich angestiegen war (was auf inflationäre Tendenzen hindeuten könne).

Doch sei die FED hier noch nicht in Aktionismus verfallen bzw. könne davon ausgegangen werden, dass die nächste Notenbanksitzung im Juni keine Leitzinserhöhung beschließe. Und selbst wenn, so könne davon ausgegangen werden, dass diese vom Markt „ausgepreist“ würde, wie Experten betonten.

Außerdem müsse erst der offizielle Bericht der US-Regierung zum Arbeitsmarkt erwartet werden, welcher für diesen Freitag angekündigt ist (der Bericht zu den Arbeitsmarktdaten war von dem als Arbeitsvermittler tätigen Unternehmen ADP erstellt worden). Auch wenn externe Faktoren wie der zuletzt stark gestiegene Goldpreis oder die weltweite Konjunkturabschwächung in vielen Regionen Anzeichen zur Vorsicht darstellen, ist es jedenfalls zu früh, um von einem deutlichen Abschwung in den USA zu sprechen.

Gleichwohl sollte die Entwicklung über den Frühling hinaus genau beobachtet werden. Externe Faktoren wie eine erneute Bankenkrise (Lehman 2.0) oder ein großer Terroranschlag und ihre Auswirkungen auf die US- (und damit auf die Weltkonjunktur) können nicht ausgeschlossen werden. Beobachter halten daher die genannten Indikatoren weiterhin im Blick.
 
Bildquelle: © lstock / Fotolia

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