Unterschätzen Sie die Schubkraft der Aufwärtsbewegung nicht!
Nach dem dynamischen Anstieg der vergangenen Wochen mehren sich die Stimmen, die eine Konsolidierung bzw. Korrektur an den Aktienmärkten prognostizieren. Der Markt sei technisch überkauft und brauche eine Atempause. Damit haben die Marktbeobachter zweifellos recht. Fatal wäre es jedoch, aus dieser Prognose die falschen Schlüsse zu ziehen.
Wer nun in Erwartung einer Korrektur verkauft, steht letztlich wohl mit leeren Händen da. Denn angesichts der immen- sen Liquidität, die in die Märkte drückt, ist eine seriöse Timing-Empfehlung über- haupt nicht möglich. Vielleicht setzt der DAX noch in dieser Woche zu einem Rück- setzer an, vielleicht aber erst in einigen Wochen, dann aber von einem Niveau aus, das höchstwahrscheinlich mindestens 200 oder 300 Punkte über dem aktuellen liegt. Mit dem kurz bevorstehenden nächsten Tender der EZB wird es noch schwieriger sein, die Drehzahl des Hausse-Motors zu senken. Dazu kommt:
Die gesamte Finanzbranche braucht steigende Kurse dringender als alles andere. Insbe- sondere Hedge-Fonds befinden sich in Erklärungsnot. Ihre Performance in den vergangenen Monaten war unterirdisch, so dass sich dieser Zweig der Finanzbranche eigentlich seiner Daseinsberechtigung beraubt sieht. Einziger Ausweg: Performance muss her, koste es was es wolle! Die Erfahrung der Vergangenheit hat gezeigt, dass Hedge-Fonds auf bestehende Trends aufspringen und sie dadurch prozyklisch verstärken. Das spricht dafür, dass sich die Geschwindigkeit der Aufwärtsbewegung eher noch verstärken als abschwächen wird.
Die Gelassenheit, mit der die Aktienmärkte die Wirren der letzten Jahre weggesteckt haben, beeindruckt. Vermutlich wird der eine oder andere Leser angesichts dieser Aussage den Kopf schütteln, gab es doch Phasen, in denen DAX-Verluste von mehreren Prozent pro Tag eher die Regel als die Ausnahme waren. Aber zoomen Sie bitte Ihr Börsen-Objektiv von der Nahaufnahme zurück in die Totale! Dann nämlich ergibt sich ein völlig anderes Bild:
Seit fünf Jahren fahren die Märkte im Krisenmodus. Im Frühjahr 2007 wurden erste Anzeichen der Subprime-Krise sichtbar, die dann im Herbst 2008 mit der Lehman-Pleite ihren Höhepunkt sah. Ab Frühjahr 2009 folgte dann eine Phase der Entspannung, bis sich dann im Frühjahr 2010 mit der Staatsschuldenkrise ein neuer Problemkomplex eröffnete, der auch jetzt noch weit davon entfernt ist, abschließend gelöst zu sein. Und was haben die Aktienmärkte in diesem Zeitraum gemacht? Der Dow Jones notiert gerade mal 8 % unter seinem im Jahre 2007 markierten Allzeithoch, während es beim DAX knapp 15 % sind.
Fazit: Bleiben Sie investiert! Auch von Absicherungsstrategien per Put-Option raten wir ab. Sehen Sie zukünftige Rücksetzer nicht als Feind, der an Ihrer Depotperformance nagt, sondern als Freund, der Ihnen die Chance gibt, neue Positionen aufzubauen oder beste- hende zu verstärken. Ohnehin wird eine Korrektur bei weitem nicht so heftig ausfallen und so lange andauern, wie sich viele wünschen. Geben Sie deshalb keine einzige Aktie aus der Hand und nutzen Sie Rücksetzer zum Kauf!