Umwälzung auf dem Kalimarkt?

BörseGo AG
Veröffentlicht von BörseGo AG am 04.06.2010
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Gold- & Rohstoff-Report

Der globale Markt für Düngemittel wird lediglich von einer Hand voll großer Unternehmen dominiert. Im Grunde ist die Marktstruktur als Oligopol zu interpretieren. Trotz der ohnehin hohen Sektorkonzentration streben die Konkurrenten weiterhin teil aggressiv nach höheren Marktanteilen. Immer wieder machen Übernahmegerüchte die Runde. Aktuell eröffnet sich dabei eine beinahe schon als historisch zu betrachtende Gelegenheit: Der Mehrheitsaktionär des zweitgrößten russischen Düngerhersteller Uralkali , Dmitry Rybolovlev, stellt seinen Anteil zum Verkauf.


Das Angebot erscheint auf den ersten Blick sehr attraktiv. Immerhin hält das Unternehmen die Hälfte der Anteile an der Handelsgesellschaft Belarusian Potash Co. (BPC), die fast ein Drittel der globalen Kaliexporte vereinnahmt. Die Rohstoffe werden von Uralkali und dem zweiten Gesellschafter, der weißrussischen Belaruskali gemeinsam bereitgestellt. Die wichtigsten Abnehmerländer sind China, Brasilien und Indien, die nach Meinung vieler Experten die wichtigsten Zukunftsmärkte für Düngemittel darstellen. Eigentlich müssten potentielle Interessenten Schlange stehen, um sich die Anteile zu sichern. Angeblich soll auch der deutsche Produzent und europäische Branchenprimus K+S zum Kreis der Interessenten zählen. Auf den zweiten Blick wirkt die Verkaufsofferte jedoch auch nicht unproblematisch: In den letzten Jahren hatte das Unternehmen immer wieder größere Probleme mit dem Kreml. Im Zusammenhang mit einem Minenunglück im Jahr 2006 mussten hohe Kompensationszahlungen entrichtet werden, aktuell ist ein schwelender Steuerstreit anhängig. Anscheinend steht Rybolovlev nicht eben auf bestem Fuß mit der russischen Regierung. Möglicherweise geht die Entscheidung, sich von seinem Anteil trennen zu wollen, auch auf politischen Druck zurück. Dafür spricht auch die Tatsache, dass nur mit ausgewählten Partnern verhandelt wird. Bei den meisten handelt es sich dem Vernehmen nach um russische Staatsbürger, wie beispielsweise die beiden Milliardäre Vladimir Potanin (Norilsk Nickel) und Suleiman Karimow (Polyus Gold), denen ein vergleichsweise entspanntes Verhältnis zu den Machthabern nachgesagt wird. Die gelegentlich in den Medien verbreitete Theorie, Rybolovlev benötige Liquidität, um die Scheidung von seiner Frau finanzieren zu können, kann hingegen als abwegig bezeichnet werden. Ob sich die bisher genannten möglichen Partner einen Kauf überhaupt leisten können ist ungewiss. Laut einem Bericht der russischen Zeitung Vedomosti könnte Rybolovlev eine Unternehmensbewertung von 10 Milliarden US-Dollar anstreben, was deutlich über dem aktuellen Börsenwert von etwa 8 Milliarden liegt. Sollte sich ein Abnehmer für die gesamte Beteiligung finden, müsste auch den Minderheitsaktionären ein Übernahmeangebot unterbreitet werden. Analysten bezweifeln ob russische Partner eine entsprechende Finanzierung stemmen können. Auch im Fall von K+S scheinen Zweifel angebracht, obgleich ohnehin unklar ist, ob überhaupt Verhandlungen stattfinden. Schließlich wollte das Unternehmen entsprechende Spekulation nicht kommentieren. Schon ein Vergleich des Börsenwertes der beiden Gesellschaften verdeutlicht die Schwierigkeiten. K+S wird aktuell mit etwa 7 Milliarden Euro bewertet, Uralkali kommt auf etwa 8 Milliarden US-Dollar(rund 6,5 Milliarden Euro). Einen Kaufpreis von 10 Milliarden Dollar kann K+S wohl kaum aufbringen. Zudem stellt sich die Frage, ob die russische Seite überhaupt Interesse an einem Auslandsverkauf hat. Seit mehreren Jahren besteht die Regierung auf Vorzugspreisen für Düngemittel für einheimische Landwirte, um die Konkurrenzfähigkeit des Agrarsektors zu steigern. Die kostengünstige Versorgung mit Düngemitteln wird als einer der Eckpfeiler der strategischen Agrarpolitik angesehen. Zwar könnte die Kontrolle auch im Fall eines Eigentümerwechsels faktisch beibehalten werden, dennoch würde sich die Einflussnahme zumindest komplizierter gestalten. Auch für mögliche ausländische Käufer stellt sich die Frage, ob das Unternehmen vor diesem Hintergrund tatsächlich ein attraktives Übernahmeziel ist. Schließlich müssen die zukünftig möglichen erheblichen politischen Risiken in die Kalkulation einbezogen werden. Auf der einen Seite bietet der Deal große wettbewerbsstrategische Vorteile, auf der anderen Seite müssten diese durch die Aufnahme eines beträchtlichen Länderrisikos erkauft werden. Vor diesem Hintergrund erscheint es fraglich, ob ohne den Einbezug ausländischer Interessenten ein Verkauf des Unternehmens zu dem von Rybolovlev angestrebten Preis möglich ist. Grundsätzlich ist davon auszugehen, dass ausländische Konkurrenten trotz der geschilderten Hemmnisse zumindest theoretisch Interesse an einer Übernahme haben sollten. Alleine schon zur Stärkung der Verhandlungsposition der Verkäufer könnten medienwirksam Gespräche mit anderen Interessenten inszeniert werden. Die Notierungen der Uralkali-Aktie scheinen wegen der schwebenden Verhandlungen gut unterstützt. Allerdings ist der Kurs seit der Ankündigung der Verkaufsabsichten bereits von rund 15 US-Dollar (Handelsplatz London) auf aktuell knapp 20 USDollar gestiegen. Sollte der charttechnische Widerstand bei ca. 20 USDollar gebrochen werden, eröffnet sich Anschlusspotential bis ca. 23,60 US-Dollar. Unserer Einschätzung nach könnte ein Käufer Preise zwischen 23 US-Dollar und 26 US-Dollar pro Aktie zahlen. Risikobereite Anleger könnten erwägen, eine kleinere Position als Übernahmespekulation aufzubauen.
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