TUI - Der weltgrößte Reisekonzern in der Wunschanalyse

Stephan Heibel
Veröffentlicht von Stephan Heibel am 02.06.2016
Dies ist eine exklusive Leseprobe von:

Heibel-Ticker Börsenbrief

TUI ist der weltweit größte Touristik-Konzern. Mit der Hotelkette Rui und dem Robinson Cluburlaub werden 5-Sterne-Erlebnisse verkauft. Reiseveranstalter TUI und Lastminute-Anbieter l'tur bis hin zum First Reisebüro und discount travel grasen dann weiter unten ab. Ein wachsendes Geschäft mit Kreuzfahren auf eigenen Kreuzfahrtschiffen rundet das Reiseangebot ab.


 

Hui oder Pfui?

Der weltgrößte Reisekonzern wurde in den vergangenen Jahren grundlegend umstrukturiert, der nächste große Schritt wird für den kommenden Herbst vorbereitet. Massentrourismus mit standardisierten Produkten wird groß geschrieben, Individualreisen hingegen will man abstoßen. Ich halte die Strategie für gut und sehe die Aktie als Dividendenposition in einem diversifizierten Portfolio.

WELTWEIT GRÖSSTER TOURISTIK-KONZERN

TUI ist der weltweit größte Touristik-Konzern. Mit der Hotelkette Rui und dem Robinson Cluburlaub werden 5-Sterne-Erlebnisse verkauft. Reiseveranstalter TUI und Lastminute-Anbieter l'tur bis hin zum First Reisebüro und discount travel grasen dann weiter unten ab. Ein wachsendes Geschäft mit Kreuzfahren auf eigenen Kreuzfahrtschiffen rundet das Reiseangebot ab.

In der Bilanz unterscheidet TUI drei Geschäftsbereiche: Hotels und Resorts mit 35% Umsatzanteil, Cruises mit 9% und Spezialist Group mit 56%. Der Jahresumsatz liegt bei 20 Mrd. Euro, TUI bietet Reiseziele in 180 Zielgebieten der Erde an, überwiegend in Europa. Mit 130 eigenen Fliegern werden Kunden in eines der 300 eigenen Hotels geflogen, die insgesamt über 210.000 Betten anbieten. Aktuell laufen 13 Kreuzfahrtschiffe unter der TUI-Flagge. 30 Mio. jährliche Gäste werden von 76.000 TUI-Mitarbeitern bearbeitet.

Im Geschäftsjahr 2014/15 hat TUI 1,1 Mrd. Euro Gewinn erwirtschaftet.


ERHOLUNG FÜR ALLE

Die Rui-Hotels erwirtschaften eine Rendite von 33%, der Robinson-Club 22%. Auch die Kreuzfahrten sind mit 25% Gewinnmarge ein attraktives Geschäft. Hier werden hochwertige Angebote standardisiert, die Kosten werden durch die Größe des Konzerns gesenkt. Dank der Konzern-Synergien können hochwertige Reisen mit ordentlicher Gewinnmarge angeboten werden.

Ganz anders sieht das beim Konzernbereich Specialist Group aus. Die 850 Mio. Euro Umsatz im ersten Halbjahr 2015/16 führten zu einem Verlust von 17,5 Mio. Euro. Die „Tailormade", also individuell gestalteten Reisen, teilweise in Privatjets und Luxus-Unterkünften weltweit, Nobelyachten und besonderen Event-Reisen, lassen sich natürlich nicht standardisieren und verursachen dementsprechend überproportional höhere Kosten.

TUI hat bekanntgegeben, diesen Geschäftsbereich im weiteren Jahresverlauf zum Verkauf zu stellen. Der Fokus werde auf Massenurlauben liegen, konzernweit solle die vertikale Integration vorangetrieben werden, um möglichst hohe Standards zu günstigen Kosten anbieten zu können. Individualurlaube passen nicht mehr in die Konzernstrategie.

Nicht in die Strategie passende Geschäftsbereiche werden abgetrennt. So wurde kürzlich die „Hotelbeds Group" für 2,1 Mrd. Euro an einen Finanzinvestor verkauft.


GUTES MANAGEMENT MIT KLARER ZIELVORSTELLUNG

CEO Friedrich Joussen aus Duisburg leitet seit Anfang 2013 die TUI AG, führte Ende 2014 das Deutschlandgeschäft mit der englischen Tochter Tui Travel plc. zusammen und ist seit dem 9. Februar des laufenden Jahres alleiniger Vorstandsvorsitzender.

Joussen übernahm einen TUI Konzern, der hohe Verluste anhäufte. Seine Strategie gab er frühzeitig bekannt: Marktführer im Massengeschäft mit starker vertikaler Integration innerhalb des Konzerns. Alles was nicht in dieses Ziel passt wird abgestoßen.


GEOPOLITISCHE STOLPERSTEINE

Nach den IS-Anschlägen in der Türkei, bei denen 12 deutsche Touristen ums Leben kamen, brach der Umsatz im Türkeigeschäft im Februar 2016 um 40% ein. Bis heute sei noch keine wesentliche Erholung in diesem Geschäftssegment zu sehen, so CEO Joussen kürzlich.

Doch anders als Thomas Cook, der zweitgrößte europäische Reiseanbeiter, macht das Türkeigeschäft bei TUI nur einen kleinen Teil des Konzernumsatzes aus. Durch andere Reiseziele wie Mallorca und Gran Canarea (Balearen und Kanaren) sowie auch Spanien und Portugal wurde dieser Umsatzrückgang mehr als ausgeglichen. Der Umsatz war bei TUI im ersten Halbjahr des Geschäftsjahres 2015/16 um 1% angestiegen, Thomas Cook hingegen muss einen Rückgang um 5% beklagen.

Auch Tunesien und Ägypten laufen nicht gut, so das Resultat eine aktuellen GfK-Studie. In Nordafrika gebe es noch viele freie Betten für die anstehende Sommersaison. Nun setzen die Reiseveranstalter auf Last-Minute-Angebote, um diese Kapazitäten noch an den Mann zu bringen.

Ein aktueller Kommentar von CEO Joussen bläst ins gleiche Horn und auch der Pressemeldung von Thomas Cook ist die Hoffnung auf das Last-Minute-Geschäft zu entnehmen.

Als Anleger können wir jedoch nicht in „Hoffnung" investieren. Es hat seinen Grund, warum Urlauber sich von diesen Zielen fern halten. Und eine Kompensation durch die europäischen Reiseziele ist nur bis zu dem Maß möglich, bis die Betten ausgebucht sind. Und das ist weitgehend bereits der Fall.

So könnte dieser Sommerurlaub je nach politischer Großwetterlage durch ein starkes Last-Minute-Geschäft gerettet werden, oder aber bei ausbleibendem Last-Minute-Geschäft zu einer starken Belastung für die Reiseveranstalter werden. Grundsätzlich ist der typische deutsche Urlauber schon bereit, ein wenig Krisenland auf sich zu nehmen, wenn der Urlaubspreis dafür erschwinglich wird. Doch ob das ausreicht, um die starke Zurückhaltung im Vorfeld auszugleichen, bezweifle ich.


SAUBERE BILANZ ERÖFFNET FINANZIELLEN HANDLUNGSSPIELRAUM

Bei seinem Amtsantritt war an eine Ausschüttung einer Dividende nicht zu denken. Die hohe Verschuldung lastete auf dem freien Cashflow, das Reisegeschäft war gezeichnet von geringen Gewinnmargen. Schon im Jahr 2013 führte Joussen eine kleine Dividende ein und steigerte diese jedes Jahr maßgeblich auf nunmehr eine Dividendenrendite von 4,5%. Die Nettoverschuldung ist abgebaut. Durch den Verkauf der Specialist Group wird dem Konzern nochmals ein Geldsegen ins Haus stehen.

Damit ist TUI in der Lage, die vertikale Integration voranzutreiben. Und je stärker die einzelnen Geschäfte standardisiert sind, desto leichter lassen sich dann auch eventuelle Zukäufe integrieren, sodass die Synergiegewinne weiter ansteigen werden.


BEWERTUNGSNIVEAU IN ORDNUNG

Mit einem KGV 2017e von 11 ist TUI nicht teuer. Aber der Umsatz wächst mit weniger als ein Prozent kaum, lediglich der Gewinn steigt überproportional um aktuell 7% an, solange die von Joussen zitierten Synergien gehoben werden können.

Urlauber wird es immer geben. Doch zu Zeiten eines starken Euros werden verstärkt teure Auslandsurlaube gebucht, derzeit hingegen sorgt der schwache Euro für eine Renaissance der Urlaube im Euroland. Mit seinen internationalen Angeboten ist TUI gut aufgestellt, um diese Schwankungen gut abzufangen. Das heißt aber auch, dass es immer gut laufende sowie auch schlecht laufende Urlaubsziele im Konzern geben wird.

Entsprechend halte ich das KGV von 11 für in Ordnung. Wenn Joussen seine Aktie auf ein höheres Bewertungsniveau hieven möchte, dann muss er nachweisen, dass die 7% Gewinnwachstum auch langfristig zu erzielen sind. Beispielsweise durch Übernahmen von Unternehmen mit schwacher Gewinnmarge und Integration deren Geschäfts in den TUI Konzern zur Verbesserung der Gewinnmarge.

Oder aber durch organisches Wachstum. Doch von organischem Wachstum habe ich von Joussen nicht viel gehört.

Damit bleibt die Aktie in meinen Augen bis auf weiteres eine Dividendenaktie. Mit 4,5% ist eine hohe Ausschüttung sicherlich Grund genug, die Aktie vor einem weiteren Ausverkauf zu bewahren.


KURSVERLAUF DEUTET NOCH AUF KRISENNIVEAU

Die geopolitischen Unruhen sowie der Umsatzeinbruch in der Türkei haben die Aktie stark unter Druck gesetzt. Im Rahmen der Börsenkorrektur zum Jahreswechsel ist die TUI Aktie von 17 auf 12,50 Euro gefallen. Die Erholung ging jedoch bislang an der TUI Aktie vorbei, sie pendelt nun zwischen 13,40 und 14 Euro.

Sollten sich die geopolitischen Spannungen legen, dann werden Anleger sicherlich bereit sein, die attraktive Dividendenrendite ins Depot zu holen, selbst wenn ein Kursanstieg zu einer Verringerung der Dividendenrendite führt. Als Dividendenaktie halte ich TUI heute schon für geeignet.

TUI ist allerdings eine der wenigen deutschen Aktien, die man direkt mit Reiseangst nach IS-Terror in Verbindung bringen kann und daher wird man dies auch tun. Das dürfte meiner Einschätzung nach auch in den kommenden Monaten immer wieder wie ein Deckel jeden Kursanstieg begrenzen.


FAZIT: DIVIDENDENAKTIE FÜR STARKE NERVEN

Das Geschäftsmodell von TUI ist überaus diversifiziert, insbesondere über die vielen Regionen, die angeboten werden. Zudem hat CEO Joussen den Konzern auf eine hohe Gewinnmarge getrimmt. Ich halte daher die attraktive Dividendenrendite für gesichert und würde die TUI Aktie zu aktuellen Kursen als Dividendenkomponente für geeignet halten.

Dabei gefällt mir, dass TUI durch einen starken Euro verstärkt teure Auslandsurlaube verkaufen dürfte, was dem Konzern einen Gewinnsprung liefern könnte und damit eine gute Gegenposition zur deutschen Exportindustrie darstellt, die stets unter einem starken Euro leidet. Die TUI Aktie steigt also wenn Export-Aktien fallen. Für eine Dividendenposition ist das attraktiv.
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In diesem Artikel erwähnt:

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