Sturm im Wasserglas

Stephan Heibel
Veröffentlicht von Stephan Heibel am 27.03.2013
Dies ist eine exklusive Leseprobe von:

Heibel-Ticker Börsenbrief

"Bankensturm bleibt aus", titeln die ersten Medien nach der Bankenöffnung heute Mittag in Zypern. Der DAX klettert schon langsam nach oben. Nein, Zypern ist noch nicht das Ende des Euros. Die Rettung war gepflastert mit politischen Fehlern, insbesondere seitens des neuen EU-Kommissars Dijsselbloem (siehe Kapitel 05), aber unter'm Strich ist was Vernünftiges herausgekommen: Die meisten Zyprioten haben ihr Sparvermögen behalten können.


Das lange Osterwochenende steht bevor, und die Medien laufen zur Höchstform auf

Man möchte dem Volk natürlich am liebsten die aussichtslose Lage der Menschen in Zypern aufzeigen. Dazu helfen lange Warteschlangen vor den Banken Zyperns.

Und natürlich möchte man sich als verantwortungsvoll darstellen und mahnend auf die Gefahren hinweisen, die aus der Zypernrettung folgen könnten. Es könnte zu einem Bankenansturm in Spanien kommen, denn auch dort ist der Bankensektor zu einem großen Teil bereits von staatlichen Hilfen abhängig. Und internationale Anleger könnten Italien meiden, wir haben immerhin in dieser Woche gesehen, dass Italien nicht das volle Volumen an Staatsanleihen am Markt platzieren konnte...

...und eigentlich muss doch nach dieser Enteignung in Europa (Zypern ist ja nach Aussage Dijsselbloems nur der Anfang) jegliches internationale Kapital aus Europa abgezogen werden. Schlimmer noch, auch die europäischen Millionäre werden ihr Kapital ins Ausland retten, so der Tenor des verantwortungsvoll mahnenden Journalisten.

Der Goldpreis ist diese Woche um ein halbes Prozent zurückgegangen

Komisch. Wie passt das denn in die Sichtweise der Medien? Müsste der Goldpreis vor dem Hintergrund dieser chaotischen Zustände in Europa nicht durch die Decke gehen?

Was, wenn das Chaos Zyperns NICHT auf Spanien, Italien, ... Europa überschwappt? Was, wenn ein Zypriot seiner Dankbarkeit Luft macht, dass Europa sein Sparvermögen gerettet hat, das die zypriotischen Banken eigentlich in hochverzinsten griechischen Anleihen verzockt haben? Und was, wenn weder in Spanien noch in Italien Schlangen vor den Banken gefilmt werden können?

Zypern entwickelt sich langsam in das zurück, was es ist: Eine Randerscheinung. Und der viel zitierte Tabubruch wird dem neuen EU-Komissar Dijsselbloem als falsch verstandene und vorschnelle Äußerung zugeschoben. Nach Ostern wird die Berichtssaison für das erste Quartal 2013 beginnen und wir werden sehen, wie weit wir in Europa vom Chaos entfernt sind.

Wer jetzt nicht kauft, könnte schon in ein paar Tagen den Kursen wieder hinterher laufen. Schauen wir einmal, wie sich die wichtigsten Indizes im Wochenvergleich entwickelt haben:

WOCHENPERFORMANCE DER WICHTIGSTEN INDIZES


Es ist schon so, dass einiges Kapital aus Europa flieht, Ziel sind die USA. Anders kann ich mir das Plus beim Dow Jones (+0,7%) gegenüber dem Minus beim DAX (-1,8%) nicht erklären. Zudem ist der Euro in dieser Woche kräftig zurückgegangen (-1,1%), was ebenfalls für einen Kapitalstrom von Europa in die USA spricht. In Europa haben insbesondere die Finanztitel Federn gelassen, während in den USA die vermeintlich langweiligen Dividendentitel gekauft wurden.

Gleichzeitig sind auch die Renditen der Staatspapiere Deutschlands und der USA wieder zurückgegangen, was ebenfalls auf die gestiegene Nachfrage zurückzuführen ist.

Die Bewegung, die nach Meinung vieler Anleger Europa in die Knie zwingen soll, findet also statt. Doch die Intensität ist sehr gering. Ich würde sagen, wer sein Geld nicht im Euro anlegen möchte, der hat es schon längst abgezogen. Da hat der Umgang mit Griechenland schon ausreichend Gründe geliefert. Nach Zypern gibt es nun nur noch ein paar Nachzügler.

Schauen wir einmal, wie sich die Stimmung unter den Anlegern entwickelt hat.
 
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