Strom-Zertifikat: Atomausstieg könnte Energie verteuern

Weimer Media Group GmbH
Veröffentlicht von Weimer Media Group GmbH am 18.09.2011
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BÖRSE am Sonntag

Die deutschen Versorger sind in Aufruhr. Denn der zügige Ausstieg aus der Kernenergie erfordert hohe Investitionen in das Stromnetz und neue Kraftwerke. Doch der Umbau der Erzeugungskapazitäten kommt nicht recht voran. Deshalb drohen Versorgungsengpässe, die auf längere Sicht zu höheren Preisen führen könnten. Mit einem Partizipations-Zertifikat auf einen Strom-Terminkontrakt profitieren Anleger von steigenden Notierungen.


 

Die Explosion in der französischen Atomanlage Marcoule am vergangenen Montag rief bei vielen Anlegern düstere Erinnerungen wach. Schließlich liegt die Nuklearkatastrophe von Fukushima gerade mal ein halbes Jahr zurück. Nach einem Erdbeben und einer Flutwelle kam es in mehreren Reaktoren der japanischen Anlage zu einer Kernschmelze. Dadurch wurde die gesamte Region dauerhaft radioaktiv verseucht. Hierzulande hatte der Super-GAU ebenfalls Folgen. Die Bundesregierung beschloss im Eiltempo den erneuten Ausstieg aus der Kernenergie. Acht ältere Meiler wurden sofort stillgelegt. Die restlichen Reaktoren sollen bis zum Jahr 2022 endgültig abgeschaltet werden. Obwohl diese Maßnahme in der Bevölkerung auf große Zustimmung stieß, warf sie doch erhebliche Probleme für die deutschen Energieversorger auf. Immerhin stand die Kernenergie 2010 für 22% der Stromerzeugung. Atomkraftwerke laufen fast ohne Unterbrechung, nur für die jährliche Inspektion werden sie für ungefähr einen Monat heruntergefahren. Gemeinsam mit Braunkohle-, Laufwasserund Windkraftwerken decken sie die sogenannte Grundlast (Baseload) ab, auf die mehr als die Hälfte der gesamten Stromerzeugung entfällt.

Kosten für Emissionsrechte belasten Kohlestrom

Der Strombedarf in Deutschland entwickelt sich im Tagesverlauf sehr unterschiedlich. Während zwischen 6 Uhr und 24 Uhr viel Strom benötigt wird, sinkt der Absatz in der Nacht drastisch. Zu Verbrauchsspitzen (Peakload) kommt es von Montag bis Freitag in der Früh und am Abend. In dieser Zeit kann der Kurs an den Strombörsen, an denen überschüssige Elektrizität gehandelt wird, bei Knappheit schon mal kurzfristig in die Höhe schnellen. Der Referenzpreis für Mitteleuropa wird Phelix (Physical Electricity Index) genannt.

Europas führender Handelsplatz für Strom ist die European Energy Exchange (EEX) in Leipzig, an der auch Futures notiert werden. Aktuell kostet der Baseload-Kontrakt für das kommende Jahr 57,85 Euro pro Megawattstunde (Mwh). Das entspricht knapp 5,8 Cent pro Kilowattstunde. Seit Mitte März stieg die Notiz um fast ein Zehntel. Noch ist der Aufwärtstrend intakt. Der Terminkontrakt 2013 ist allerdings mit 57,10 Euro pro Mwh günstiger. Experten halten eine preistreibende Verknappung für durchaus möglich. Denn die Errichtung neuer Kraftwerke stößt oft auf Widerstand in der Bevölkerung. Allerdings könnten Stromimporte die Lücke schließen, die durch die Abschaltung der Kernkraftwerke verursacht wird. Trotzdem dürften langfristig die Notierungen steigen. Denn der Großteil der Elektrizität in Mitteleuropa wird aus Kohle erzeugt, deren Verstromung wegen der Kosten für Kohlendioxidemissionsrechte teurer wird. Kommt es tatsächlich zu Preissteigerungen auf der Erzeugerebene, stellt das Partizipationszertifikat auf den Nearest Phelix Baseload Future ein interessantes Investment dar. Das Zertifikat der Schweizer Bank Vontobel auf den nächstfälligen Grundlastkontrakt an der EEX weist einen engen Spread von 40 Cent auf. 

 

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