Steigt jetzt auch das Übernahmefieber im Medizintechniksektor?

Hans A. Bernecker Börsenbriefe GmbH
Veröffentlicht von Hans A. Bernecker Börsenbriefe GmbH am 14.05.2014
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Aktionärsbrief

Der zündende Funke dafür könnte aus dem Pharmasektor kommen, wo seit Wochen ein milliardenschwerer Deal den nächsten jagt. Im Sektor für Medizintechnik, also beispielsweise für Produkte wie Zahnimplantate, Herzschrittmacher und künstliche Hüftgelenke, war es dagegen in der jüngeren Vergangenheit verdächtig ruhig geblieben. Bis vor rund drei Wochen dann doch in den USA eine große Übernahme aufhorchen ließ: Das Orthopädieunternehmen Zimmer will für 13,35 Mrd. $ den Lokalrivalen Biomet kaufen. Der Deal wäre mehr als zehn Mal so groß wie sämtliche zehn im vergangenen Jahr getätigten Übernahmen im Medizintechniksektor zusammen. Der Markt hat sehr erfreut auf diese Übernahmetransaktion reagiert: Am Tag nach der Ankündigung legten Zimmer-Aktien um 11,5 % auf 102 $ zu.


Die Geschäftsaussichten für Medizintechnikunternehmen haben sich gerade auch in den USA wieder deutlich verbessert. In den zurückliegenden Jahren der Krise haben viele Amerikaner auf Hüft- oder Knieimplantat-Operationen verzichtet, um nicht ihren Arbeitsplatz zu gefährden. Mit der Erholung des Arbeitsmarkts in den USA hat sich die Entwicklung nun aber ins Gegenteil verkehrt. So ist im 3. und im 4. Quartal des vergangenen Jahres in den USA die Nachfrage nach Hüftimplantaten um 5,1 % bzw. um 6,1 % gestiegen.

Tatsächlich könnte die Zimmer/BiometÜbernahme das Übernahmekarussell im Medizintechniksektor in Schwung bringen. In den vergangenen Jahren waren viele Branchenvertreter eher mit der internen Restrukturierung beschäftigt, so dass man kaum Ressourcen für externes Wachstum verfügbar hatte. Laut einer Untersuchung des Marktforschungsunternehmens EvaluateMedTech ist im vergangenen Jahr die Anzahl der Transaktionen in der Branche um 16 % auf 181 gesunken. Der Gesamtwert der getätigten Übernahmen und Fusionen lag gerade mal bei 19,3 Mrd. $, was dem zweitniedrigsten Wert seit 2006 entsprach. 2012 wäre diesbezüglich ähnlich schwach gewesen, wenn nicht JOHNSON & JOHNSON für 19,7 Mrd. $ den schweizerisch-amerikanischen Unfallchirurgiespezialisten Synthes übernommen hätte. Das hat sich aber nun geändert. Zudem ist Größe in der stark fragmentierten Branche sehr wichtig. Nur durch die Bündelung von Kräften ist es möglich, gegen Krankenhäuser und Anbieter von ambulanten Gesundheitsdienstleistungen anzukommen, die ihre Einkaufsmacht aus Kostengründen gerne bündeln, um bessere Preise aushandeln zu können. Darüber hinaus hilft schiere Größe aber auch bei der Expansion in die Schwellenländer. Emerging Markets tragen mittlerweile rund 40 % zum Wachstum der Branche bei. Allerdings ist die Erschließung dieser Märkte sehr aufwändig, da das Gesundheitswesen dort oft erst bruchstückhaft entwickelt ist. Der Aufbau der benötigten Infrastruktur ist dann mit überproportional hohen Kosten verbunden.

Wer sind die nächsten potenziellen Übernahmeziele in der Branche? Schon seit längerem wird der britische Orthopädiespezialist SMITH & NEPHEW (502 816; 924,50 GBp) als Übernahmeziel gehandelt. Das Unternehmen bringt ca. 13,7 Mrd. $ Marktkapitalisierung auf die Waage. SMITH & NEPHEW arbeitet erfolgreich und kann stetig Umsatz und Gewinn steigern. Mit einem Marktanteil von lediglich 12 % im Geschäft mit Hüft- und Knieimplantaten dürfte es S&N aber auf lange Sicht als Einzelkämpfer schwer haben. Gegen eine Übernahme spricht allerdings die mittlerweile deutlich über dem Branchendurchschnitt liegende Bewertung der Aktie. Seit dem vergangenen Oktober hat der Kurs um rund 20 % zugelegt, während das KGV für 2014 bei 18 liegt.

Ein weiteres mögliches Übernahmeziel ist die Schweizerische NOBEL BIOCARE (A0N H9T; 12,80 CHF). Was Margen, aber seit jüngstem aber auch das Wachstum angeht, hat man mittlerweile den Anschluss an den Erzrivalen STRAUMANN verloren. Mit einem KGV von 24 auf Basis der Gewinnschätzungen für 2014 gehört die Aktie aber mit zum Teuersten, was die Branche zu bieten hat.

Auch TECAN (922 557; 108 CHF) dürfte in das Fadenkreuz von übernahmebereiten Branchenvertretern geraten. Der Schweizer Laborausrüster ist in der Vergangenheit schon öfter von Interessenten angegangen worden. Tecan verfolgt aber auch seinerseits eine Strategie des externen Wachstums. Von den in Aussicht gestellten Übernahmen ist jedoch bisher nichts spruchreif geworden. Je mehr Zeit Tecan jedoch verstreichen lässt, desto anfälliger macht man sich dafür, letztlich selbst übernommen zu werden. Mit einem KGV von 24 ist die Aktie allerdings ebenfalls verhältnismäßig teuer.

Fazit: Konservative Anleger sollten JOHNSON & JOHNSON bevorzugen, die sich im Medizintechniksektor stetig verstärkt hat und zudem auch im Pharmasektor prominent vertreten ist. Die Aktie liegt zudem mit einem KGV von 17 am unteren Ende der branchenüblichen Bewertungsspanne. Auch ZIMMER ist für konservative Anleger aussichtsreich. Zudem ist die Aktie mit einem KGV von 16 relativ günstig. Risikofähigere Anleger sollten dagegen auf SMITH & NEPHEW setzen. NOBEL BIOCARE und TECAN eignen sich zudem gut als Beimischung.
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