Skandinavien, der Fels in der Brandung Europas

Hans A. Bernecker Börsenbriefe GmbH
Veröffentlicht von Hans A. Bernecker Börsenbriefe GmbH am 27.06.2012
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Aktionärsbrief

Während die Staatsverschuldung vor allem der südeuropäischen Länder den Euro in die Knie zu zwingen droht, sieht es im Norden des Kontinents deutlich besser aus. Die vier Länder Skandinaviens haben es, entgegen vielen anderen Ländern, nicht versäumt, in guten Jahren die Staatsverschuldung zurückzufahren. Mit einer Spannweite von 29 % des BIPs (Norwegen) bis knapp 49 % (Finnland) liegt die Verschuldung aller vier Länder deutlich unter dem europäischen Durchschnitt. Im Vergleich dazu: In Deutschland liegt die Staatsverschuldung bei gut 81 % des BIP.


Zwar sind Dänemark, Finnland, Norwegen und Schweden nicht so wirtschaftliche Schwergewichte wie Deutschland, Frankreich oder Italien, aber dennoch kommen sie im Wettbewerbsranking 2011/2012 des World Economic Forum sehr gut weg. Schweden liegt auf Platz 3 (hinter der Schweiz und Singapur), Finnland auf Platz 4 und Dänemark auf Platz 8. Norwegen hat mit Rang Nr. 16 einen etwas deutlicheren Abstand zu den Spitzenplätzen. Deutschland wurde auf Rang 6 eingestuft.


Norwegen sticht durch große Rohstoffvorkommen hervor. Das stabile Wirtschaftswachstum stützt sich dort vor allem auf den wegen hoher Einkommenszuwächse gestiegenen Konsum. Die OECD erwartet bis ins kommende Jahr hinein ein zunehmendes Wirtschaftswachstum. War 2011 das BIP um 1,6 % gewachsen, sollen es in diesem Jahr 2,3 % und im nächsten Jahr sogar 2,6 % sein. Pluspunkt: Norwegen konzentriert sich beim Export auf die relativ stärksten Länder Europas und Asiens. Negativ hingegen ist die hohe Abhängigkeit vom Ölpreis.


Schweden ist sehr stark in Europa exponiert. Rund 70 % der schwedischen Exporte gehen nach Europa. Das Land ist deshalb seit Ende letzten Jahres von der deutlichen Konjunkturabschwächung in Europa überproportional in Mitleidenschaft gezogen worden und befindet sich deshalb - anders als Norwegen - noch in einer Konjunkturdelle. Für 2012 rechnet die OECD deshalb nur mit einem mageren Wachstum von 0,6 %, während es 2011 noch beeindruckende 4 % gewesen waren. 2013 soll es dann aber mit + 2,8 % wieder aufwärts gehen.


Die Wirtschaft Dänemarks ist sehr eng mit Deutschland verwoben. Die Eurokrise, der schwächelnde Immobilienmarkt und der zögerliche Privatkonsum haben belastet. Aber die Regierung hat ein Konjunkturprogramm aufgelegt und auch die rekordtiefen Zinsen sollten beflügeln.


Finnland hat im 1. Quartal mit hohem Privatkonsum und dynamisch wachsenden Exporten ein Ausnahmequartal hingelegt. Bei rückläufigen Realeinkommen dürfte aber der Konsum bald belastet werden. Auch die Exporte dürften zurückgehen. Im 2. Quartal ist also eher mit einem rückläufigen BIP zu rechnen. Zum Jahresende hin dürfte sich die finnische Wirtschaft dann aber wieder erholen.


Eine Möglichkeit, um an der erfreulichen Entwicklung in Skandinavien zu profitieren, sind Zertifikate auf die jeweiligen Aktienindizes. Der schwedische OMX Stockholm 30 liegt seit Jahresbeginn nur hauchdünn im Minus. Hier bietet sich das von der Deutschen Bank emittierte Zertifikat (ISIN: DE000DB0QAC5) an. Schweden könnte unter den skandinavischen Ländern zum Outperformer avancieren, weil die Regierung erst jüngst ein beherztes Wachstums- und Wirtschaftsförderungsprogramm beschlossen hat. Der dänische OMX Copenhagen 20 hatte in den letzten Monaten zunächst einen dynamischen Anstieg gezeigt, dann aber ebenfalls korrigiert. Dennoch liegt der Index seit Jahresbeginn knapp 10 % im Plus. Von der Royal Bank of Scotland ist ein Zertifikat auf den OMX Copenhagen 20 (ISIN: NL0000046779) erhältlich.


Wer sich scheut, nur in ein bestimmtes Land zu investieren, kann z. B. auf das von der HypoVereinsbank auf den Stoxx Nordic 30-Index begebene Zertifikat (DE000HV5AAQ0) zurückgreifen. Der Index bildet die Performance von 30 Schwergewichten aus Dänemark, Finnland, Island, Norwegen und Schweden ab, wobei Dividenden berücksichtigt und in den Kurs eingerechnet werden.


Angesichts der Banken- und Finanzkrise scheut der eine oder andere Anleger sicherlich auch das Emittentenrisiko, das man mit dem Kauf von Zertifikaten eingeht. Für solch vorsichtige Naturen gibt es einen Exchange Traded Fund (ETF) auf den MSCI Nordic Countries (FR0010655738), der die Wertentwicklung von 80 Aktien der vier skaninavischen Länder abbildet. Sowohl bei dem Zertifikat der HVB als auch dem ETF sind die jährlichen Managementgebühren verhältnismäßig niedrig.
 

Auch mit Aktienfonds kann man auf die Entwicklung Skandinaviens spekulieren. Das Angebot ist allerdings überschaubar. Zum einen ist hier der Fidelity Nordic A-SEK (LU0048588080) zu nennen, der mit 212 Mio. € Fondsvermögen zu den mittelgroßen skandinavischen Fonds gehört. 57 % des Kapitals ist in Industrie-, Konsum- und Energiewerte aus den vier skandinavischen Ländern angelegt, während der Dienstleistungssektor mit 29 % den zweiten Schwerpunkt bildet. Der Ausgabeaufschlag beträgt 5,25 %, während die Gesamtkostenquote bei 1,98 % liegt. 


Der Nordea-1 Nordic Equity (LU0255619370) ist mit 381 Mio. € Anlagevolumen deutlich größer, hat in den letzten 12 Monaten aber schlechter abgeschnitten als der Fidelity-Fonds. Der Schwerpunkt liegt auf Industrie- und Konsumgüteraktien. Finanztitel haben mit ca. 15 % ein doppelt so hohes Gewicht wie beim Fidelity Nordic A, was vorsichtigen Anlegern möglicherweise schon zu viel ist. Der Ausgabeaufschlag beträgt 5,0 %, die Gesamtkostenquote liegt bei 1,93 %. 


Der Skandia Swedish Growth A1 (IE0031388014) konzentriert sich auf schwedische Unternehmen. Das Fondsvolumen liegt lediglich bei 129 Mio. €, was der höheren Spezialisierung geschuldet ist. Der Sektor Industrie ist mit 31 % gewichtet, während Finanzwerte mit 23 % den zweitgrößten Anteil haben. Der Ausgabeaufschlag ist mit 6,25 % relativ hoch, während die Gesamtkostenquote bei marktüblichen 1,94 % liegt.

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