Schweizer Notenbank verschafft der Wirtschaft Luft

Weimer Media Group GmbH
Veröffentlicht von Weimer Media Group GmbH am 20.09.2011
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Die Schweiz hat von jeher das Image „Da ist die Welt noch in Ordnung“. Ob als Urlaubsregion, Lieferant von Präzisionsprodukten oder besonders vertrauenswürdiger Finanzplatz, über mangelnde Nachfrage nach ihren Angeboten konnten sich die Eidgenossen in der Vergangenheit nie beklagen. Die Nachfrage nach dem Franken war der Schweizer Notenbank (SNB) dann aber doch zu stark, und so entschloss sie sich Anfang September 2011, den Franken an den Euro zu koppeln.


 

Bei Investoren erfreute sich der Schweizer Franken (CHF) in den letzten Jahren anhaltender Beliebtheit. Sowohl gegenüber dem USDollar als auch gegenüber dem Euro gewann der Franken vor allem seit dem Ausbruch der Finanzkrise beständig an Wert. Wurde er vorher öfter auch aus Gründen der Risikostreuung den Depots beigemischt, ist es in Zeiten der Finanzkrise vor allem sein Ruf als sicherer Hafen, der ihn neben Gold als begehrtes Fluchtziel für internationale Investoren prädestiniert. Dass Anlagen im Schweizer Franken so gut wie keine Zinsen abwerfen, spielt dabei keine Rolle. Die seit 2010 schwelende Schuldenkrise in Europa und die Furcht vor einer Eskalation der Situation führte bei Investoren erneut zu massiven Käufen des Schweizer Franken. Der vermeintliche Hort von Sicherheit und Stabilität markierte angesichts der Turbulenzen an den weltweiten Aktienmärkten nahezu im Wochentakt neue Hochs.

Für die Wirtschaft der Alpenrepublik wurde der immer stärkere Franken jedoch zum Problem, da sie – ähnlich wie Deutschland – stark exportorientiert ist. Doch nicht nur die exportorientierten Unternehmen haben Probleme, ihre teureren Produkte im Ausland abzusetzen. Auch die Binnennachfrage schwächt sich ab, denn viele Schweizer können in Deutschland, Frankreich oder Italien dank der starken Währung deutlich günstiger einkaufen und machen von dieser Möglichkeit auch regen Gebrauch. Und so mussten viele Unternehmen damit beginnen, ihre Margen zu senken, damit ihre Produkte im internationalen Vergleich wettbewerbsfähig bleiben. Selbst bei Luxusgütern kennt die Bereitschaft Aufschläge für „Swiss Made“ zu zahlen Grenzen, zumal Italien, Frankreich und Deutschland ebenfalls mit Luxuslabels aufwarten können. Am Schweizer Aktienmarkt spiegelte sich diese Entwicklung in Form stark sinkender Kurse wider. So büßte der SMI von Januar bis Anfang August 2011 rund 27% an Wert ein.

SNB legte Mindestkurs fest

Um der Wirtschaft wieder mehr Luft zu verschaffen, intervenierte die SNB im August 2011 mehrfach am Devisenmarkt und versuchte, den Franken durch Verkäufe zu schwächen. Doch der Erfolg der Maßnahmen währte nur kurz. Auch die Ankündigung, dass eine vorübergehende Koppelung des Franken an den Euro vom Mandat der SNB erfasst sei, solange dies mit der Preisstabilität in der langen Frist vereinbar ist, konnte den Franken nur vorübergehenden schwächen. Daraufhin setzte die SNB ihre Ankündigung in die Tat um und akzeptiert seit dem 06. September 2011 am Devisenmarkt keinen Franken-Kurs unterhalb eines Mindestkurses von 1,2000 EUR/CHF mehr. Begründet wurde der Schritt damit, dass die massive Überbewertung des Franken eine akute Bedrohung für die Schweizer Wirtschaft darstelle und das Risiko einer deflationären Entwicklung berge. Der Euro wertete daraufhin deutlich auf und legte innerhalb von Sekunden um mehr als 8% zu. Inwieweit sich die Notenbank tatsächlich gegen eine weitere Aufwertung des Franken stemmen kann, muss abgewartet werden, denn Euros in unbegrenztem Umfang zu kaufen, um dadurch den Kurs des Franken zu drücken, kann zu einem teuren Unterfangen werden. Der Mindestkurs von1,2000 CHF dürfte für die Schweizer Exportwirtschaft zudem kaum ausreichen, um ihre Produkte signifikant wettbewerbsfähiger zu machen. Die jüngste Leitzinsenscheidung zeigt jedoch die Entschlossenheit der SNB, den Franken dauerhaft zu schwächen, denn das Gremium bestätigte die Nullzinspolitik. Das Zielband für den Dreimonats-Libor wurde unverändert auf der Spanne zwischen 0,00% und 0,25% belassen, wobei weiterhin ein Wert von 0,00% angestrebt wird. Um die Untergrenze des Wechselkurses Euro/Schweizer Franken bei 1,2000 CHF konsequent durchzusetzen, ist die Notenbank darüber hinaus bereit, unbeschränkt Devisen zu kaufen. Argumente für ihre Handlungsweise lieferte die SNB in Form gesenkter Wachstumsund Inflationsprognosen. Nach zuvor 2,0% wird für 2011 nun nur noch ein Wachstum zwischen 1,5% bis 2,0% erwartet. Die Inflationsprognose für das laufende Jahr wurde von zuvor 0,9% auf nunmehr 0,4% gesenkt. Für 2012 geht die SNB sogar von einer negativen Inflationsrate aus. Diese Aussicht eröffnet der Notenbank die Möglichkeit, für eine anhaltende Intervention am Devisenmarkt die Geldmenge auszuweiten, sprich zusätzlich zu den Euro-Käufen auch mehr Franken zu drucken. Das erhöhte Angebot sollte den Wert des Franken weiter schwächen, ohne dass die Preisstabilität dadurch gleich eine kritische Grenze erreicht. Ohnehin hatte die SNB betont, dass sie die langfristige Preisstabilität als maßgeblich betrachtet.

Charttechnik spricht für mittelfristige Trendwende

Als zusätzlicher Verbündeter der SNB könnte sich der Markt selbst erweisen. So zeigt ein Blick auf den Chart, dass die Ankopplung des Franken an den Euro dazu führte, dass die Gemeinschaftswährung den beschleunigten Abwärtstrend durchbrach und zudem eine untere Trendwende in Gestalt einer umgekehrten Schulter-Kopf-Schulter-Formation vollendete. Nachdem dabei auch das 61,8%-Fibonacci-Retracement bei 1,2025 CHF überwunden wurde, ist die Wahrscheinlichkeit für eine 100%-Korrektur auf 1,3242 CHF stark gestiegen. Die Aussicht auf eine nachhaltige Aufwärtsbewegung könnte weitere Trendfolger in den Markt locken, die durch ihre Euro-Käufe den Franken schwächen, zumal das Trendbruchkursziel sowie das Ziel der umgekehrten Schulter-Kopf-Schulter-Formation dem Euro mittelfristig einen Anstieg bis 1,4000/1,4200 CHF erlauben. Auf dem Weg dorthin muss die Gemeinschaftswährung bei 1,2346/1,2400 CHF sowie 1,3242 CHF aber noch einige Widerstände knacken. Während risikobereite Trader mit Hebelprodukten auf eine weitere Schwächung des Franken gegenüber dem Euro und dem US-Dollar spekulieren können, bietet ETF Securities für konservativere Naturen mit einem Währungs-ETF die Möglichkeit, nahezu eins zu eins an einer Aufwertung des Euro gegenüber dem Franken zu partizipieren. 

 

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